| | | | Innvovationspreis: Farnvernichter |  |  |  |
| | In Brück hat man etwas derartiges versucht, allerdings in der Form eines Erntedankfest-Umzuges, was etwas unbefriedigend war und lediglich ein Umzug kostümierter Männer und Frauen mit Arbeitsgeräten wie Harke und Sense darstellte. Das war ziemlich dürftig und wurde auch nicht weiter erläutert. Einem Museum könnte man schon viel interessantere und tiefgehendere Schaubilder zutrauen. Die Moderation könnte dann die notwendigen historischen Hintergründe liefern. Ich stelle mir so etwa sehr spannend vor. Es würde sich nahtlos an die Intentionen der IGZ anfügen und wunderbar zum Auftrag und Image eines Museums passen. Das jetzt gebotene Spektakel knüpft eher an die Shows an, die seit vielen Jahren auf Messen aufgeführt werden, und paßt eigentlich überhaupt nicht in diesen Rahmen.
Wenn ich es richtig sehe, hat das Freilichtmuseum Detmold auch einen neuen Leiter. Das wäre ein weiterer Grund und Anlaß, die Konzeption der bisherigen Veranstaltung zu überdenken, statt alle zwei Jahre denselben Zirkus wieder aufzuführen und lediglich eine Vergrößerung hinsichtlich der Teilnehmer, der Besucher, der Sensationen anzustreben. Auf die Dauer ist das einfach langweilig. Shows gibt es überall, und irgendwelche Stunts kann man überall draufpappen, wenn man will. Andere Veranstalter haben vielleicht gar keine Wahl, das Freilichtmuseum Detmold schon. Es hat sich auch einen Ruf erworben, der nicht auf Spiel gesetzt werden sollte, sondern im Gegenteil genutzt werden könnte, der gesamten Museumslandschaft neue Impulse zu verleihen. In diesem Sinne wünsche ich der PferdeStark eine grandiose Zukunft.
In der Presseerklärung vom 21.8.2007 erklärt die LWL bzw. das Freilichtmuseum:
| Für unsere | Eltern gehörten Kaltblut Pferde noch zum alltäglichen Leben: Sie kannten die Pferde als "Waldarbeiter" beim Holzrücken oder vor dem Bier-, Milch- und Tramwagen. | | |
Wie bitte? Unsere Urgroßeltern? Das habe ich persönlich noch selbst erlebt! Und zwar nicht nur bei solchen exotischen Tätigkeiten wie dem Holzrücken, sondern bei den Bauern auf dem Dorf. Wer immer diesen Text formuliert hat - er war wohl ein Stadtkind, und zwar aus einer Stadt, die eine Tram hatte, die mit Pferden gezogen wurde. Ansonsten gab es nur die Bierwagen und die Milchwagen. Aber es ust eigentlich der Ausdruck "Urgroßeltern", der mich stutzen ließ. Ergo: Ich muß mich als Urgroßvater einschätzen, als jemand, der in eine schon völlig vergangene Zeit hineinreicht.
Übrigens gibt es unter der bäuerlichen Bevölkerung eine starke Bewegung, die sich der Restaurierung und Pflege der alten Traktoren widmet, also der Maschinen, die den Pferden folgten. In Paderborn gibt es sogar schon ein Museum für diese Maschinen: » Deutsches Traktoren und Modellauto Museum. Ein Museum kann natürlich nicht alles machen und muß sich konzentrieren. Insofern wäre verständlich, wenn das Freilichtmuseum Detmold diese Phase der bäuerlichen Kultur nicht dokumentieren möchte. Es wäre aber meines Erachtens eine interessante Bereicherung der PferdeStark, wenn die Traktoren-Liebhaber ihre Schmuckstücke im Rahmen der PferdeStark ebenfalls vorstellen könnten. Was den Brauereifahrzeugen recht ist, sollte den Traktoren billig sein.
Ich weiß nicht, ob es heute noch Volkstanz- oder Trachtenvereine gibt, aber auch die wären eine passende Ergänzung, passender als eine Fahr-Quadrille des Landgestüts Warendorf. Die zeigen zwar Pferde und auch Kaltblüter, aber diese Quadrille hat mit der bäuerlichen Kultur nun wirklich nichts zu tun und findet vermutlich unter den IGZ-Mitgliedern auch keine begeisterten Anhänger. Das gehört ebenfalls zum Thema Hengstparade oder Hop-Top-Show.
Womit mir schon wieder das nächste Thema einfällt, dessen sich das Freilichtmuseum annehmen könnte, nämlich die Beziehung zwischen Landgestüt und Bauernschaft. Das ist natürlich ein spannendes Thema, gut geeignet für einen Aufsatz, und zweifellos gibt es darüber auch schon eine Reihe von Arbeiten, aus denen man schöpfen kann. Die Innovation wäre hier die Umsetzung abstrakter Untersuchungsergebnisse in lebendige Vergangenheit, das in-Szene-setzen sozialer Konflikte. Das Landgestüt wurde nämlich von Berlin aus eingerichtet, um Remonten für die Armee zu erzeugen, und die Bauern wurden gezwungen, die dort aufgestallten Hengste zu benutzen. Dagegen haben die sich sehr heftig gewehrt, weil ihre Vorstellung von einem brauchbaren Pferd sich gar nicht decken ließ mit den Vorstellungen der Militärs. Für diese Geschichte könnte man selbstverständlich die Pferde und Sattelmeister das Landgestüts heranziehen. Das wäre auch für die eine spannende Gelegenheit, ihre eigene Geschichte aufzuarbeiten.
Fertige Schaubilder einzukaufen ist freilich einfacher. Aber ist es auch befriedigender? Wird nicht auch der Erwartung des Publikums an ein Freilichtmuseum durch solche Ansätze besser Rechnung getragen? Ist es nicht auch für die Wissenschaftler am Museum aufregender, Neuland zu betreten, als alte Pfade immer wieder und immer tiefer einzutreten? Würden nicht auch das Museum seinen eigentlichen Auftrag durch solche Ansätze viel besser erfüllen? In diesem Sinne wünsche ich der Museumsleitung viel Mut und Phantasie. Ich bin überzeugt, daß die IGZ eine solche Wendung begeistert unterstützen würde.
Möglicherweise befürchtet die LWL einen Popularitätseinbruch, wenn man das bisherige Konzept antasten würde. Wie wichtig ein solcher Knaller er aus politischen oder sonstigen Gründen für das Museum ist, kann ich nicht beurteilen. Aber wenn es nur das wäre, bräuchte man nur dreimal im Jahr einen Kirmes auf dem Museumsgelände abhalten. Das würde vermutlich noch mehr Leute animieren, das Museum zu besuchen. Ich glaube nicht, daß eine solche Entwicklung im Sinne der LWL wäre. Aber wer weiß? Angesichts leerer Kassen verfällt man ja auf die abstruseten Ideen.
Quellen / Verweise
Fotos

| | W. Popken im Fenster Selbstportrait 08/2004 | | | |
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