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Bericht Zum Thema  Ausbildung · Gesamttext
Inhaltsverzeichnis Ausgabe 438.07 der Pferdezeitung vom 19.08.07
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Sichern der Trensenzügel · © 2007
 
Sichern der Trensenzügel
Zügel 2-4mal verdrillen · © 2007
 
Zügel 2-4mal verdrillen
Zügel in Kehlriemen eingeschnallt
 ©   & x47;ud& x72;un& x20;Sc& x68;ul& x74;z-& x4d;eh& x6c; · © 2007
 
Zügel in Kehlriemen eingeschnallt
© © 2007  Gudrun Schultz-Mehl

    Arbeit an der Hand   
    Die ersten Schritte - eine klassische Reitlehre in Briefform   
von © 2007  Gudrun Schultz-Mehl

Teil 1:  Junger Reiter - junges Pferd


Zum Thema Ausbildung


Kommen wir zu Deiner Stute, ich habe sie ja einmal kurz auf der Koppel beobachten können: sie ist ein �Rechteckpferd', hat also einen Rücken, der genügend lang ist, um zu schwingen und Dich später angenehm sitzen zu lassen. Sie ist mit ihrer Größe passend zu Deiner Größe und zu Deiner schlanken Figur. Sie ist mit Stockmaß 1.62 m nicht gerade groß, hat aber genügend �Rahmen', das heißt, dass sie durch genügend Hals und Rumpf auch nicht klein wirkt. Sie steht auf korrekt gestellten Beinen, und hat einen als �Balancierstange' geeigneten, gut aufgesetzten Hals. Ihre natürlichen Bewegungen, soweit ich sie auf der Koppel beobachten konnte, sind in allen drei Grundgangarten recht gut, wobei ich immer besonders auf den raumgreifenden, �schreitenden' Schritt im klaren Viertakt achte. Ist der Schritt gut, ist in der Regel auch der Galoppsprung gut.

Sie scheint charakterlich anständig zu sein, was nicht zu dem Trugschluss führen soll, dass sie nicht auch die wesenstypischen Eigenschaften fast aller Pferde besitzt, die uns Menschen im Umgang mit ihnen oft zu schaffen machen, für die wir aber Verständnis aufbringen und denen wir mit Konsequenz begegnen müssen, statt mit Gewalt und Strafen.

Zu konsequenter Ausbildung gehört vor allem Geduld. Das Pferd besitzt nicht die gleiche Intelligenz, wie wir sie von Menschen erwarten. Sie lernen aus ihrem überragend ausgebildeten Gedächtnis. Machen wir etwas falsch und erzeugen bei ihnen Unbehagen, Angst oder gar Schmerzen, dann werden wir es schwer haben, diese Erinnerungen auszulöschen und Vertrauen wieder herzustellen.

Deshalb ist geduldige, konsequente Ausbildung der schnellere Weg. Verlorenes Vertrauen bei Pferden macht den weiteren Ausbildungsweg schwer oder unmöglich. Mag sein, dass man auch ohne das Vertrauen des Pferdes durch Härte bis zu einem gewissen Ziel kommen kann, aber einem aus Angst kadavergehorsamen Pferd ist jeder natürliche Charme, jede lebensfrohe Ausstrahlung genommen, es befolgt nur noch mechanisch die Forderungen des Reiters, es ist in seinem Willen gebrochen und kann dadurch auch keine wirklich gute Leistung zeigen.

Ein in seinem natürlichen Willen gebrochenes Pferd ist eine Sünde gegen eines der wunderbarsten Geschöpfe der Erde. Wer diese Sünde vermeiden will, der muss sehr gute Kenntnisse über dieses Geschöpf, über seine körperlichen und seine mentalen Eigenschaften und Fähigkeiten besitzen. Nicht nur zu harte Forderungen, noch viel häufiger führen Nichtwissen, mangelnde Geduld und mangelnde Konsequenz zum Scheitern bei der Ausbildung von Reiter und Pferd.

FÜHRE NIE EIN PFERD, INDEM DU VOR IHM GEHST.
Bei Erschrecken oder Panik kann es Dich überrennen, vor allem, wenn der Weg schmal ist! Gehe immer in Höhe Hals-Schulter; das hat zum Vorteil Deiner größeren Sicherheit auch noch den Vorteil, dass Du ein vorwärts stürmendes Pferd durch Entgegenstemmen Deiner Schulter gegen die Pferdeschulter leichter gerade halten kannst und auch mehr Halt findest, um das Pferd am Vorwärtsstürmen hindern zu können. Nimm anfangs die Longe wenn Du links neben dem Pferd gehst, zuerst in die rechte Hand und den restlichen Teil in Schlaufen in die linke; umgekehrt natürlich, wenn Du rechts vom Pferd gehst, was man auch ab und zu üben sollte. Du hast dann zweimal die Möglichkeit, ein eventuelles Wegstürmen abzufangen.




Longieren


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Nachsatteln nicht vergessen · © 2007
 
Nachsatteln nicht vergessen
Die Longiergerte soll ... · © 2007
 
Die Longiergerte soll ...
... Freund und Helfer fürs Pferd sein · © 2007
 
... Freund und Helfer fürs Pferd sein
DER GUTE WEG ZUM RICHTIGEN LONGIEREN
Mache als Erstes Dein Pferd vertraut mit der 1.80 bis 2 Meter langen Longiergerte. Streiche damit das Pferd ruhig ab, über den Mähnenkamm, den Rücken, die Kruppe, die Hinterbeine hinab bis zum Fesselkopf und sprich dabei beruhigend auf Dein Pferd ein und klopfe es gelegentlich leicht mit der Hand ab. Das muss nicht immer nur am Hals sein. Tue das immer vor dem Longieren, das Pferd soll lernen, die Longiergerte als freundliche Hilfe zu verstehen, nicht als Angstgegenstand.

Bevor das Pferd mit der Arbeit auf dem Zirkel beginnen kann, führe es auf der ganzen Bahn und nach und nach auf allen Hufschlagfiguren. Wenn es etwa zehn Minuten ruhig neben Dir gegangen ist, dann fordere es mit "Teeerabb" und vielleicht noch verstärkend mit einem kurzen "komm!" auf, sich mir Dir im Trab weiterzubewegen. Bleibe dabei aber auf der ganzen Bahn.

Es ist gut, wenn Du eine längere Gerte (keine Longierpeitsche) in der äußeren Hand hast, mit ihr kannst Du aus lockerem Handgelenk hinter Deinem Rücken herum das Pferd seitlich in Höhe Bauchwand-Hinterhand erreichen und etwas antreiben. Wähle einen ruhigen Trab, damit Du selbst auch das Tempo mitlaufen kannst. Schnalze zum Antreiben nicht mit der Zunge, das ist unschön und das Zungenschnalzen brauchst Du vielleicht später mal als rhythmische Hilfe beim Anpiaffieren oder bei der Passage, falls Du dieses Traumziel erreichen willst.

Lange Reprisen im Trab wirst Du auf dem Belag des Reitplatzes zu Fuß nicht mittraben können, das ist auch gut, denn Du sollst Dein Pferd jetzt schon mit halben Paraden bekannt machen, die man auch zu Fuß einsetzen kann und soll. Wenn Du also vom Trab zum Schritt zurückkommen willst, dann halte nach dem Kommando "Schritt!" oder auch nachdrücklicher "Scheeeritt!" dein Pferd kurz und weich mit der Longe durch halbe Paraden auf, - gib wieder etwas nach - halte wieder dagegen - gib wieder nach - und so weiter und so weiter, bis das Pferd wieder Schritt geht.

Bleib' geduldig, ziehe und reiße nicht mit der Longe das Pferd im Maul. Manche Pferde verstehen sehr schnell, manche, vor allem die, die sich anfangs mehr für ihre Umgebung als für Deine Vorhaben interessieren, muss man etwas intensiver auffordern.

In gleicher Art bringe das Pferd dann dazu, neben Dir zu halten und korrekt zu stehen, das heißt, alle vier Beine senkrecht zum Boden, kein Bein vorgesetzt oder nach hinten herausgesetzt. Stellt es zum Beispiel ein Hinterbein hinter die Senkrechte (hinter das �Hüftlot', wie man auch sagt) und hinter das andere Hinterbein, dann nimm Deine Gerte und tippe es leicht am Fesselkopf oder etwas höher an, so leicht, als wolltest Du eine Fliege vertreiben.

Vergiss n i e ! nach dem Halten auf die korrekte Stellung der Beine zu achten und korrigiere unkorrektes Stehen i m m e r ! Du ahnst jetzt noch nicht, welche Arbeit Du Dir dadurch ersparst, wenn Du später vom Sattel aus zum Halten durchparierst. Dein Pferd hat dann schon gelernt, gleichmäßig auf seinen vier Beinen zu stehen, Du brauchst nicht nach rechts und links unten hinter Dich sehen. Also noch mal: bei jedem �Halt' mit der Gerte freundlich dafür sorgen, dass das Pferd korrekt steht.

Übe das Antreten zum Schritt aus dem Halten, das Antraben und wieder zurückführen zum Schritt und das Halten in jeder der kommenden Ausbildungsstunden als Kernpunkt der Stunde, aber zum Munterbleiben im Wechsel mit Trabreprisen, bis Dein Pferd sich so auf Dich konzentriert, dass es Deiner Körpersprache folgt und Du beispielsweise ohne Kommando zu geben anhältst und Dein Pferd steht wie eine Mauer neben Dir, ohne dass Du es mit Stimme oder halben Paraden dazu auffordern musstest.

Und dann gehst Du wieder weiter, möglichst ohne das Pferd in irgendeiner Weise aufzufordern mitzugehen und es geht wie selbstverständlich neben Dir her. Wenn Du Dein Pferd so weit gebracht hast, dann hast Du seine völlige Konzentration auf Dich und Deine Körpersprache erreicht, dann hast Du s e h r   v i e l ! erreicht.

Die einzelnen Intervalle zwischen den Gangarten und dem Halten musst Du natürlich variieren, also nimm Dir vor mal ca. 20, mal 10, mal 15 Tritte zu traben, bis das Pferd so sensibel auf Deine Körpersprache reagiert, dass Du sogar zwischen beispielsweise 3 und 5 Trabtritten variieren kannst, ohne dass Du das Pferd mit der Longe oder der Stimme auffordern musst. Ebenso soll die Zeitspanne, in der es völlig ruhig neben Dir stehen muss, variieren, mal zwei Sekunden oder mal fünf oder zehn. Um das zu erreichen, brauchst Du viel Geduld und musst es fast täglich üben.

Die Zeit dafür muss jetzt, bei Beginn der Ausbildung, auf jeden Fall übrig sein. Da das Pferd aus der Erinnerung lernt, sollte es möglichst täglich üben, bis sich das Geübte in seiner Erinnerung verankert hat. Später, wenn das Pferd schon ein �Professor' geworden ist, kann man schon mal Fünfe grade sein lassen, wenn man mal keine Zeit oder andere Gründe hat, mit ihm zu arbeiten, aber bei Beginn der Ausbildung sollte man möglichst konstant arbeiten.

Anmerkung: bis zum Erreichen dieses Ausbildungsstadiums vergehen etwa 3 Wochen.



Auf dem Zirkel


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Korrektes führen links vom Pferd ... · © 2007
 
Korrektes führen links vom Pferd ...
... und rechts vom Pferd · © 2007
 
... und rechts vom Pferd
10. August 2007

Hallo liebe Nora,

Dein Pferd hat bis jetzt schon viel �an der Hand' gelernt und Du kannst es jetzt auf die Arbeit auf dem Zirkel vorbereiten.

Sobald Dein Pferd ruhig und Deiner Körpersprache folgend sich in Schritt und Trab auf dem Hufschlag der ganzen Bahn bewegt, lässt Du es jetzt mehr und mehr alleine gehen, das heißt, ganz allmählich entfernst Du Dich von ihm in Richtung Bahninneres, so dass Du einen kleineren Weg gehst oder trabst als Dein Pferd. Bleibe dabei aber immer in Schulterhöhe des Pferdes und halte Deinen Körper in Gangrichtung.

Du brauchst jetzt die lange Longierpeitsche. Mit ihr kannst Du das Pferd von Dir weg halten, wenn es zu Dir drängen will, indem Du die Peitschenschnur in Richtung Pferdeschulter schlängelst. Danach halte die Peitsche wieder normal mehr in Richtung Kruppe. Aber lass sie nicht auf dem Boden schleifen! Nach außen kann Dein Pferd nicht drängen, weil es ja auf dem Hufschlag der ganzen Bahn durch die Abgrenzung des Platzes daran gehindert wird.

Wenn Du im Programm so weit vorangekommen bist, wie ich es Dir hier beschrieben habe und Du kleinere Runden als Dein Pferd mittraben kannst, dann kannst Du ihm auch mehr und etwas lebhaftere Bewegung verschaffen.

Noch ein Rat: lass Dein Pferd möglichst nicht, wie es viele tun, sich auf dem Reitplatz austoben oder den Reitplatz als Ersatzkoppel benützen. Im ersten Fall wird es sich immer berechtigt fühlen, erst mal rumzubuckeln und rumzurasen wenn es auf den Platz kommt und im zweiten Fall sieht es den Platz eher als eine Ruhezone an, aber nicht als �Arbeitsplatz'. Es soll aber lernen, sich auf Dich zu konzentrieren, sobald es den Reitplatz mit Dir betritt.

Sobald Du Dein Pferd sicher auf der ganzen Bahn an der Longe traben lassen kannst, ohne Mühe zum Halten und Stehen bringst und ohne dass es sich dann zu Dir hin bewegt, sondern �außen' stehen bleibt, ist es genug vorbereitet für die eigentliche Longenarbeit auf dem Zirkel.

Vorher möchte ich aber noch ein paar prinzipielle Bemerkungen zur �Arbeit an der Hand' machen: leider ist sie immer noch ein Stiefkind bei der Ausbildung von Pferden. Dabei ist sie ein wichtiges Element nicht nur bei der Ausbildung junger Pferde, sondern auch zum Beispiel bei Rekonvaleszenten, die noch nicht wieder geritten werden können, aber Lernmöglichkeit und Bewegung brauchen. Die zuvor von mir beschriebene Art und Weise, das Pferd an der Hand zu bewegen, es auszubilden, ist nur die allererste, einfache Art. Arbeit an der Hand kann man so perfektionieren, dass das Pferd alle Lektionen, die es unter dem Sattel geht, bis hin zu Piaffe und Passage, natürlich von der Hand eines Meisters, einer Meisterin geführt, zeigen kann. Und wer die Arbeit an der Hand so beherrscht, der ist ein Meister, eine Meisterin! Und auch das ist keine �Dressur', sondern geschieht durch viele Schattierungen bekannter Hilfen.

Würden sich nur viel mehr im Sattel noch Ungeübte um diese Methode zur Ausbildung ihrer Pferde bemühen - wie viel würde unseren Pferden an körperlichen Unannehmlichkeiten erspart bleiben. Aber leider sind auch die meisten Ausbildenden landauf-landab kaum interessiert an dieser das Pferd schonenden und vorbereitenden Arbeit. Und auch ich habe erst relativ spät erkannt, was mir da für Möglichkeiten zur Verfügung stehen, wenn ich ein Pferd an der Hand auf die Arbeit unter dem Sattel vorbereite. Denn durch keine andere Methode kann man die Vertrauensbasis zwischen Pferd und Reiter so gut aufbauen. Sie ist gewiss nicht einfacher als die Ausbildung vom Sattel aus, sondern muss genau so intensiv geübt werden, um die Arbeit im Sattel korrekt vorzubereiten.

Später, wenn Dein Pferd auch unter dem Sattel schon ein kleiner Profi ist, möchte ich noch mehr auf das Ausbilden an der Hand eingehen, auf ihre verschiedenen Möglichkeiten und Arten der Zügelführung, soweit sie für Deine Ziele hilfreich sein können. Für den Anfang genügt es aber, wenn Du Dein Pferd an der kurz gefassten Longe neben Dir führst.

Ehe Ihr beiden nach einer halben bis dreiviertel Stunde Arbeit zum Stall zurückgeht, kannst Du jedes Mal Dein Pferd noch daran gewöhnen, dass vor allem sein Rücken für Dich von Interesse ist. Hopse auf beiden Seiten am Pferd hoch, vielleicht kannst Du Dich dabei auch schon etwas über den Sattel legen, klopfe es dabei an Bauch oder Kruppe freundlich ab und bedanke Dich danach für sein gutmütiges Verständnis mit einem Stückchen Apfel, Brot oder Möhre. Gekaufte Leckerlis finde ich nicht so gut, meist haben sie viel Zucker.



Alleine arbeiten


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Alle vier Pferdebeine sollen senkrecht zum Boden stehen. · © 2007
 
Alle vier Pferdebeine sollen senkrecht zum Boden stehen.
Die Gerte als "Mücke" hilft, das rechte Hinterbeine vorzusetzen. · © 2007
 
Die Gerte als "Mücke" hilft, das rechte Hinterbeine vorzusetzen.
Ehe Du als Longenführerin in der Mitte des Zirkels stehen kannst, musst Du Dein Pferd erst einmal daran gewöhnen, auf der korrekten Zirkellinie im ruhigen Schritt vorwärts zu gehen. Ich setze voraus, dass Du keine Helfer hast, sondern bei der Ausbildung Deines Pferdes immer nach Möglichkeiten suchen musst, es alleine zu schaffen. Aus eigener reichlicher Erfahrung kann ich Dir versichern: es ist möglich! Mache es also ebenso wie vorher auf der ganzen Bahn: führe Dein Pferd mehrere Runden auf der Zirkellinie. Wenn Du das Gefühl hast, dass es ruhig und gelassen neben Dir hergeht, dann entferne Dich während des Gehens ganz langsam, mehr und mehr von ihm in Richtung Zirkelmitte. Halte dabei die Longierpeitsche in Richtung Pferdeschulter, wenn es zu Dir drängt.

Erlaube es Deinem Pferd nie, sofort im Trab oder Galopp wegzustürmen, wenn die Arbeit auf dem Zirkel an der Longe beginnt. Es muss lernen, die Arbeit ruhig zu beginnen. Das Tempo und die Gangart bestimmst immer Du! Wenn Dein Pferd dennoch sofort seinen Stallmut austoben will und losrennt, dann beruhige es durch Deine Stimme und halbe Paraden, die Du ja schon kennst: halte mit der Longe kurz gegen - gib wieder leicht nach - halte kurz gegen - gib wieder nach, und so weiter und so fort bis Dein Pferd auf Deine Hilfe reagiert und wieder unter Deiner Kontrolle ist. Wenn die Zirkellinie, auf der das Pferd wegstürmt, groß ist, dann verkleinere sie durch allmähliches Einziehen der Longe. Je kleiner der Zirkel wird, umso schwerer fällt es dem Pferd, in hohem Tempo zu bleiben. Wenn Du auf diese Art konsequent und ohne Ausnahmen, aber ruhig Deinem Pferd verständlich machst, was es soll und was es nicht darf, dann wird es das auch verstehen lernen. Aber auch das geht nicht von heute auf morgen und dauert von Pferd zu Pferd verschieden lang.

DU KANNST EINEM PFERD NICHT BEFEHLEN, DICH ZU VERSTEHEN,
sondern Du musst ihm helfen - ,Hilfen geben' - damit es Dich verstehen kann.

VERGISS NIE DAS LOB
wenn Dein Pferd Deine Hilfen befolgt hat. Dein Pferd braucht Dein Lob, damit es daraus lernt, dass es etwas richtig gemacht hat und damit das in seiner Erinnerung bleibt. Das Lob muss aber unmittelbar nach einer richtigen Reaktion Deines Pferdes erfolgen, nicht erst Sekunden später.

SEI ZURÜCKHALTEND MIT STRAFEN
solange Du selbst noch kein Meister in der Pferdausbildung bist. Durch unpassende, ungerechte Strafen, also Strafen, die das Pferd nicht verstehen kann, zerstörst Du das Vertrauen Deines Pferdes zu Dir.

Viel Lob und wenig Strafe, das sind zwei Forderungen, an die Du als Ausbilderin immer denken sollst.

DAS FÜHREN DER LONGE IST GAR NICHT SO EINFACH
Beim Longieren halte die Longe ebenso wie beim Führen: nimm die 7 bis 8 m lange Longierleine, zum Beispiel beim Longieren auf der linken Hand, einmal gebündelt in Schlaufen in die linke Hand und noch einmal zur Sicherheit die Schlaufe am Ende der Longierleine in die rechte Hand, in der Du auch die Longierpeitsche hältst. Wenn Du später ein Pferd hast, das nicht mehr davon stürmt, dann kannst Du auch die Leine allein in der führenden linken Hand lassen, wie es eigentlich richtig ist. Longiere i m m e r mit Handschuhen. Du kannst mit Verbrennungen in der Handinnenfläche rechnen, wenn Dir ein stürmendes Pferd die Leine durch die Hand reißt; ich habe es erlebt!

Dein Pferd hat sich nun an das ruhige Gehen auf der äußeren Zirkellinie gewöhnt, Du kannst in der Zirkelmitte stehen bleiben. Nun musst Du aber auch aus der Distanz auf Dein Pferd einwirken können, dazu hast Du außer der Longe die Longierpeitsche.

Hebst Du die Peitsche an, ist das für das Pferd ein Zeichen, vorwärts zu gehen. Lässt Du sie langsam zur Erde sinken, ist das ein Zeichen zur Beruhigung. Mit der Longe in der führenden Hand in Richtung Pferdeschulter und der Peitsche in der anderen Hand in Richtung Sprunggelenk bildest Du ein Dreieck, mit dem Du das Pferd sozusagen �einrahmst'. Ziehe die Peitsche nicht lässig hinter Dir am Boden her, sondern halte sie immer leicht über dem Boden.

Richte Deinen Körper und Blick in Gangrichtung Deines Pferdes, Du weißt schon, die Körpersprache des Ausbilders ist ein wichtiges Verständigungsmittel! Winkle Die Ellbogen etwas an und trage Deine führende Hand wie beim Reiten aufrecht, Daumen zeigt leicht in Gangrichtung. Die Longe sollte, ebenfalls wie beim Reiten, eine leichte Verbindung zum Pferdemaul haben, also leicht anstehen, nur durch ihr Eigengewicht etwas hängend. Diese leichte Anlehnung kannst Du aber erst finden, wenn Du tatsächlich als Fixpunkt in der Mitte des Zirkels stehen bleiben kannst.



Zirkel


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Das Pferd geht ganze Bahn auf dem Hufschlag. Der Reiter entfernt sich zum Inneren der Bahn und hält durch die Longiergerte Distanz zum Pferd. · © 2007
 
Das Pferd geht ganze Bahn auf dem Hufschlag. Der Reiter entfernt sich zum Inneren der Bahn und hält durch die Longiergerte Distanz zum Pferd.
Gewöhnen an das volle Reitergewicht. · © 2007
 
Gewöhnen an das volle Reitergewicht.
Der Zirkel darf nicht zu klein sein, sondern soll etwa einen Durchmesser von ca. 20 m haben. Einem jungen, nicht gymnastizierten Pferd fällt es schwer, sich der Biegung eines kleineren Kreisbogens anzupassen, daran muss man immer denken! Es kann sich nur vor der Schulter, im Hals und sehr eingeschränkt im Bereich der Rippen biegen.

Verwende beim Longieren immer die gleichen Kommandos, die Dir später auch beim Reiten helfen werden. Rede nicht zuviel auf Dein Pferd ein, es stumpft sonst gegen Deine Kommandos ab. Spare nicht mit Lob, wenn es angebracht ist und lobe immer unmittelbar für das, was es richtig gemacht hat, nicht Sekunden später.

Drängt das Pferd an der Longe zu Dir in die Mitte, schwenke die Peitschenschnur in Richtung Pferdeschulter; drängt es nach außen, gib mehrere halbe Paraden (keine harten Rucke!) statt zäh zu ziehen.

Vermeide jetzt noch den Galopp an der Longe!!! Ein Pferd, das im Galopp auf dem Zirkel herumrast, kann sich leicht die Beine verletzen. Das Angaloppieren auf dem Zirkel soll das Pferd erst dann lernen, wenn Du absolut sicher bist, dass Du Dein Pferd an der Longe jederzeit im Tempo aufhalten kannst.

Es gibt mehrere Möglichkeiten, die Longe am Gebiss einzuhängen: am inneren Trensenring, wenn das Pferd schon sehr sicher und zuverlässig ruhig geht; am äußeren Trensenring - über das Genick - durch den inneren Trensenring von innen nach außen, wenn das Pferd sehr stürmisch ist, das wirkt aber sehr hart, flaschenzugähnlich und kann für das Pferd schmerzhaft sein. Wie schon beim Thema Führen besprochen, ist die feinste Lösung, wenn die Longe statt eines Karabinerhakens eine Verschnallung hat und gleichzeitig am inneren Trensenring und dem Backenstück des Reithalfters eingeschnallt wird. Durch die Führung am Backenstück des Reithalfters vermeide ich, dass beim Wegstürmen meines Pferdes das Gebiss durch sein Maul gezogen wird.

Mit einer Longierbrille macht man sich den Wechsel von einer Hand zur anderen leicht, wenn das Pferd nicht nach außen drängt. Wenn es dazu aber neigt, dann klemmt der äußere Trensenring schmerzhaft an den Lefzen! Eine Longierbrille wäre für mich immer die letzte Wahl.

Gut, wenn man einen Kappzaum hat. Der muss aber sicher passen und sicher verschnallt sein, damit das Backenstück des Halfters nicht ins Auge rutschen kann. Dazu solltest Du einen erfahrenen Ausbilder oder Reiter befragen.

Sobald das Pferd einigermaßen sicher an der Longe geht, kann man es ausbinden; an beiden Seiten vorerst gleich lang und so, dass das Pferdemaul in Bughöhe ist und bei anstehenden Ausbindezügeln die Stirn-Nasenlinie leicht vor der Senkrechten bleibt, also nicht zu eng ausbinden! Die seitliche Verschnallung am Sattelgurt oder an einem geeigneten Longiergurt soll möglichst nicht tiefer als bis zur Höhe des Buggelenks gehen, aber auch nicht viel höher. (Buggelenk = vordere Spitze des Ellbogengelenks, an der Vorderbrust zu ertasten.)

Bei längeren Schrittreprisen, beispielsweise beim Entspannen vor und nach der Arbeit, sollen die Ausbindezügel ausgeschnallt werden, denn sie behindern die Schrittlänge.

HILFSZÜGEL
Es gibt allerlei Hilfszügel verschiedenster Art, die zum Longieren verwendet werden. Ich habe die meisten nie gebraucht, die einfachen Ausbindezügel oder die doppelten Ausbindezügel (�Laufferzügel') genügten mir bei jedem Pferd als Unterstützung.

Die Arbeit an der Longe sollte nie länger als 20 bis 30 Minuten dauern, man muss bedenken, dass das Pferd auf dem Zirkel ja in ständiger leichter Biegung gehen muss, und das ist anstrengend. Aber vielleicht kannst Du zum Abschluss noch einen kleinen Ausflug ins �Gelände' nicht zu weit weg vom Stall machen. Halte aber auch dabei Dein Pferd in Konzentration auf Dich und erprobe, ob das Gelernte: Anhalten, ruhiges Stehen und wieder Antreten, auch draußen in der �großen Freiheit' klappt. Lass es nicht am Wegrand fressen, denn daraus kann sich für die Zukunft ein Problem im Gelände entwickeln!

Führe Dein Pferd auf öffentlichen Wegen nie am Halfter, sondern ohne Hilfszügel irgendwelcher Art nur mit einem passenden Trensengebiss und an der Longe, die Dir die Möglichkeit gibt, das Pferd mehrmals aufzuhalten, sollte es davon stürmen. Denke daran, dass Du versicherungsrechtliche Schwierigkeiten bekommen kannst, wenn Dein Pferd irgendwelche Schäden verursacht; ganz abgesehen davon, dass man sich immer und überall, ob mit dem Pferd an der Hand oder unter dem Sattel, genügend Sicherheit verschaffen muss, auch deshalb, dass man andere Lebewesen nicht gefährdet.

Anmerkung für die Leser:

Soweit der erste Lernabschnitt von etwa drei bis vier Wochen. Um die Forderungen dieses Lernabschnitts aber beim Pferd absolut sicher zu verankern, muss man das Gelernte über einen Zeitraum von weiteren mindestens 4 Wochen verankern, ehe das Pferd in der Lage ist, Neues auf seiner Festplatte zu installieren.

Sie werden vielleicht bemerkt haben, dass ich einiges im Text wiederhole, z. B. Loben, Führen mit Trense und Longe etc. etc. Der Reitlehrer, der in der Halle steht, wiederholt auch oft das eine oder andere grundlegend Wichtige. Manches verankert sich in Kopf und Gefühl des Reiters erst durch immer wieder neues Bewusstwerden einer Forderung. Ich versuche, den Reitlehrer in der Halle so gut es geht mit diesen Briefen zu ersetzen.

Es gibt meines Wissens bisher keinen Versuch, einen Reiter ohne Erfahrung, und mit einem Pferd ohne Ausbildung, in schriftlicher Form, angefangen bei Adam und Eva auf den Weg der klassischen Grundausbildung zu bugsieren.


Quellen / Verweise


 Junger Reiter - junges Pferd, Eine klassische Reitlehre in Briefform
  Ausgabe 437 · Teil 1


Fotos

 ·   G. Schultz-Mehl · © 2007

 
© 2007  G. Schultz-Mehl
 
 



Leserresonanz


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1 Leserresonanz zu Ausgabe 438 vom 19.08.07


Leserbrief  1980 zu den Ausgaben  437,  438,  442,  443,  447,  448,  452,  453,  454,  455,  456,  457
07.01.08



Leserbrief

Hallo Redaktion!

Mit großem Interesse verfolge ich Ihre Berichte über Barhufe, sowie die "Reitlehre in Briefform". Vielen lieben Dank für Ihre interessante Berichterstattung. Ihre Zeitung trägt vielfach zum Wohl und Verständnis der Pferde bei :-).

Herzliche Grüße. Kelly (www.meinPferdetraum.de)



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Es ist jetzt der 09.01.2009, 22:47, GMT +01:00
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©1999-2007 · ISSN 1437-4528 · Statistik:  Übersicht
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