| | | Korrektur zu langer Wandseiten Straßer: Gesunde Hufe ohne Beschlag a.a.O., Bd. II, S.15 Abb. 4 | | | |
| So ging es jahrelang prima. Nach meinem Studium, in meiner ersten geregelten Anstellung mit festen Arbeitszeiten, fehlte mir die Zeit für mein durchtrainiertes Wanderpferd und so war die Boxenhaltung absolut untragbar geworden. Flächen für regelmäßigen Weidegang gab es nicht genügend und so zog Bella um in die Offenstallhaltung. Ab da war ich hufbearbeitungsmäßig ganz auf mich allein gestellt und hatte mir deshalb eine sinnvolle Grundausstattung incl. gebrauchter Feldschmiede und Amboß zugelegt. Ich konnte nicht mehr so viel reiten, weil die Zeit fehlte und Bella auch nicht jünger wurde. So verlängerten sich die Zeiten, in denen sie barfuß ging, auf mehrere Monate, vor allem über den Winter. Da sah ich dann auch die Änderungen ab dem Kronenrand, von dem aus anderes Horn nachwuchs. Als dieses dann nach ein paar Monaten unten angekommen war, kam es so: Ich wollte zum Frühsommer beschlagen, weil mehr Zeit, da mehr Tageslicht vorhanden war und härtere, da trockenere Böden auf uns warteten. Alles war fertig, Huf und Eisen hergerichtet, bloß noch draufnageln. Aber die Nägel wollten nicht rein. Gleich nach dem Ansetzen, bei Beginn des Einschlagens, mutierten sie zu Fragezeichen. Ich mußte tatsächlich zum Schmied und härtere Nägel holen. Da war ich dann am Punkt, an dem ich das Beschlagen zum ersten Mal ernsthaft in Frage stellte. Was ist da für Horn nachgewachsen? Dieser Satz Eisen war einer der letzten, die ich Bella auf die Hufe nagelte. Sie blieb barfuß und ich pflegte die Hufe mit den mir von den Schmieden überlieferten Grundregeln der Barhufbearbeitung: - Da, wo der Huf zu stark hinwächst, raspelt man außen die Hornwand weg
- An Strahl und Sohle muß und darf nichts geschnitten werden
| Mit diesen Faustregeln kam ich insofern über die Runden, daß Bella regelmäßig dastand und die Hufe nicht mehr flach waren. Sie wurde regelmäßig geritten, wenn auch mit der Zeit immer verhaltener, weil - vor allem bei feuchtkaltem Wetter - Arthrosesymptome auftraten. Handfeste Befunde für das zeitweilige Klammgehen konnte mir kein Tierarzt und kein Schmied geben, alle schoben es auf ihr Alter, was damals jenseits der 20 war. Kurioserweise wurden auf Röntgenbildern Bellas Sprunggelenke als die einer 10-jährigen attestiert und die Fesseln: Na ja, nix Bedenkliches zu sehen, "normale Abnutzung halt"... Aber ihre Knie, an denen konnte man in ihrem letzten Jahr auf der Innenseite die Arthrose fühlen. Ich schob das auf die Tatsache, daß sie die ganzen Jahre beim Abfußen die Hufe hinten leicht drehte - nach Lehrmeinung eine angeborene Fehlstellung, wo man nichts machen kann.
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