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Werkstatt-Scheune
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Behelfs-Box ©   Claudia Ansorena

    Schweißgebadet und ziemlich hysterisch   
    Jede Menge neue Erfahrungen für Pferd und Reiterin   
von   Claudia Ansorena

Teil 1:  Fünf tolle Tage


Schon bei der Ankunft wurde ich freundlich begrüßt, mein Gepäck ist inzwischen auch angekommen. Ein Mehrbettzimmer steht mir allein zur Verfügung, da in der Woche nicht viele Gäste hier sind.

Rashim wird abgesattelt und in seine Box geführt. Hier erlebe ich leider eine unangenehme Überraschung. Da es sich um ein Isländergestüt handelt, werden alle Pferde in Offenstallhaltung gehalten. Es gibt daher nur einige Behelfsboxen. Und in einer dieser Boxen sollte nun Rashim untergebracht werden.

Die Behelfs-Box liegt in einer Scheune, die gerade als Werkstatt genutzt wird. Überall befinden sich Baustoffe, Mörteleimer und Werkzeuge. Nicht ein Pferd ist in Sicht- oder Hörweite der Scheune. Alle Isländer wurden gerade erst auf eine weit entfernte Weide gebracht.

Zunächst bleibt Rashim noch ruhig, aber je später es wird, desto unruhiger wird er. Er war trocken am Stall angekommen, nach einigen Stunden ist er schweißgebadet und ziemlich hysterisch. Die Box hat auch kein Fenster nach draußen, so dass Rashim überhaupt niemanden sehen kann.

Ich mache mir Vorwürfe, weil ich bei der Buchung zwar um eine Box gebeten hatte, aber nicht auf den Gedanken gekommen war, abzuklären, ob noch andere Pferde in Boxen da sein würden. Allerdings denke ich heute, dass es eigentlich selbstverständlich ist, dass ein Pferd nicht völlig allein gestellt werden kann. Somit hätte ich auch einen Hinweis vom Stall erwarten können.

Aber das ist in der Situation egal, die Mitarbeiter machen sich gemeinsam mit mir Gedanken darüber, wie Rashim zu helfen sei. Nachdem Rashim auch nach fünf Stunden nicht ruhiger wird, führen wir ihn nachts um 22 h in völliger Dunkelheit unter Taschenlampenbeleuchtung auf die Koppeln und stellen ihn in die Nähe eines frisch kastrierten Hengstes, der dort ebenfalls allein untergebracht ist.

So hat er wenigstens ein Pferd in der Nähe, auch wenn er es in der Dunkelheit nicht sehen kann. Aber ich bin sehr beunruhigt, da er immer noch völlig nass ist und Übernachtungen im Freien nicht kennt.

Inzwischen war ein Lagerfeuer am Haus angezündet worden, und wir sitzen gemeinsam mit weiteren Reitgästen darum.

Das Gestüt bietet Reitkurse für Anfänger und Fortgeschrittene an, man kann auch die speziellen Isländergänge erleben. Auch der Rundwanderritt kann dort auf Islandpferden in der Gruppe gemacht werden. An diesem Tag sind mehrere Frauen da, die einen Anfängerkurs machen. Einige von ihnen haben noch nie auf einem Pferd gesessen. Sie sind alle begeistert von den ruhigen Isis, mit denen sie bereits nach wenigen Tagen ins Gelände können.

Wir sitzen an dem Abend noch lange am Lagerfeuer und unterhalten uns. Würde Rashim sich hier wohler fühlen, hätte ich selber am nächsten Tag gern die Gelegenheit wahrgenommen, zum ersten Mal auf einen Isländer zu steigen. Aber so verkneife ich mir das.

Vor dem Schlafengehen gehe ich nochmals mit der Taschenlampe raus auf die Koppel und muss feststellen, dass Rashim immer noch unruhig ist. Zwar ist er nicht ganz so panisch wie in der Box, und nimmt ab und zu ein Maul voll Gras, aber zwischendurch trabt er immer noch auf und ab.

Ich mache mir große Sorgen, denn morgen will ich die erste richtige Strecke reiten, 25 km, und da ist es natürlich nicht sinnvoll, wenn er in der Nacht schon kilometerweit rennt.





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©1999-2004 · ISSN 1437-4528 · Statistik:  Übersicht
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