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Galeriebeitrag Ausgabe 96.09 · Wasserspritzer
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Da ich zunächst den Vornamen des Malers nicht kannte, habe ich einfach nur 'La Thangue' eingegeben. Ich war guter Hoffnung, denn Thangue ist wahrscheinlich nicht sehr häufig.

Tatsächlich kam als erstes die Homepage eines englischen Chemikers gleichen Namens, und dann mehrere Seiten über einen Maler namens Henry Hubert La Thangue. Um die Suche etwas einzuschränken, habe ich dann noch einmal nach 'Henry La Thangue' gesucht. Da gab es nur noch 8 Seiten, und die habe ich mir alle angeschaut.

Ein deutsches Unternehmen betreibt die Seiten  Poster.de und  Poster.com; dort kann man ein Poster mit einem Bild von La Thangue kaufen, das eine Herde von Gänsen samt Gänsehirten zeigt, die einen Weg herunterkommt und in einen Fluß oder See steigt. Selbstverständlich im Hochsommer zur Mittagszeit, wenn die Sonne scheint.

Eine Abbildung des Gemäldes aus der Victoria Art Gallery, Bath, Großbritannien. Dieses Museum ist ebenfalls im Internet und hat dort gleichfalls eine Abbildung des Gemäldes  Watersplash. Man erfährt dort, daß das Bild 1954 als Schenkung in den Besitz des Museums kam.

Die Erläuterung zum Bild, die ich erst gar nicht lesen wollte, weil solche Erläuterungen meistens totlangweilig sind, stellte sich als hochinteressant heraus.

Eigentlich ist es nur die Provinienz, d. h. die Herkunftsgeschichte des Bildes. Der Maler hat von 1859-1929 gelebt. Zu seinen Lebzeiten noch, nämlich 1913, ist dieses Bild versteigert worden, und zwar bei Christie's.

Da das Bild zu diesem Zeitpunkt schon fast 20 Jahre alt war, stellt sich die Frage nach dem Schicksal des Bildes bis dahin. Vermutlich findet man im damaligen Versteigerungskatalog etwas dazu. Mit ziemlicher Sicherheit ist das Bild nicht direkt vom Künstler eingeliefert worden, sondern von einem Vorbesitzer.

Ersteigert worden ist es von den Händlern Gooden and Fox, deren Name mir nichts sagt, für den Preis von £ 483 - ich nehme einmal an, daß das eine gute Stange Geld war.

Die Händler haben das Bild nicht für sich ersteigert, sondern für Miss Alice Radcliffe. Als Engländer wüßte ich vielleicht auch mit diesem Namen etwas anzufangen.

Mr. Fox war vom Ipswich Museum and Art Gallery ebenfalls gebeten worden, bei diesem Gemälde mitzusteigern. Der Künstler war also zu Lebzeiten nicht nur versteigerungswürdig, sondern auch museumsreif. Mister Fox hat dieses Ersuchen aber ausgeschlagen, weil er schon einen Auftrag hatte.

Der Text spricht genauer von "his prior commitment". Das wollte ich doch überprüfen, ob ich das richtig verstanden hatte, und dazu habe ich kurz ein Werkzeug gestartet, das mir schon viele gute Dienste geleistet hat:  WordWeb. Das ist praktisch der Webster auf dem PC - irre gut. Das Ganze auch noch umsonst. Sollten Sie sich unbedingt holen.

Ich tippe also ein: 'commitment', und daraufhin zeigt er mir, daß es dieses Wort lediglich als Substantiv gibt, welches 5 Bedeutungen annehmen kann. Bedeutung 2 und 3 zeigen mir, daß ich richtig liege:

  • 2. The act of binding yourself (intellectually or emotionally) to a course of action
  • 3. An engagement by contract involving financial obligation

Besagte Miss Radcliffe hat dieses Bild dann vererbt an Miss Henderson of Bathwick Hill, Bath. Schon frage ich mich wieder, ob ich die Familie Henderson bzw. Bathwick Hill kennen sollte, denn das klingt doch fast so, als säße diese Frau auf einem Schloß. Das könnte ich mit Hilfe des Internet sicherlich herausbekommen, aber ich will es so genau gar nicht wissen.

Und Miss Henderson wiederum hat das Bild dann die Museum geschenkt. Nachsatz: dieses Bild war die letzte größere private Schenkung an das Museum. Vor fast 50 Jahren!

Damit will uns die Museumsleitung sicherlich etwas sagen. Hierzulande ist es eher umgekehrt: manche Leute versuchen jahrelang, einem Museum nicht nur ein Bild, einge ganze Sammlung zu schenken, und keins will die Schätze haben.

Noch mehr erfahren wir, was über eine reine Provinienz hinausgeht: Fox hielt dieses Bild für das Meisterwerk schlechthin von La Thangue. Wir dürfen annehmen, daß Miss Radcliffe es zudem auch noch sehr geliebt hat.

Trotzdem: es ist doch offensichtlich, daß dieses Gänsebild ziemlich sentimental ist, und auch unsere letzte Furche ist durchaus sentimental, selbst wenn die Beschreibung das abstreitet, es gleichzeitig aber den Werken der Zeitgenossen unterstellt.





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