Unbekannt, Deutschland Kaiser-Wilhelm-Denkmal, Nürnberg überlebensgroß, Bronze Aufnahme vom 24. April 2003
In der letzten Woche habe ich eine ganze Reihe Kaiser und einen König gebracht ( Reiterdenkmäler an der Hohenzollernbrücke), darunter auch Kaiser Wilhelm I. - da ich diese Aufnahmen aber aus dem Zug gemacht habe, konnte ich nicht um die Statuen herumgehen.
Ein paar Wochen später habe ich in Nürnberg auf dem Egidienplatz vor der St.Egidienkirche ein weiteres Denkmal für Kaiser Wilhelm entdeckt und in aller Ruhe studieren können.
Dabei habe ich dann eine merkwürdige Entdeckung gemacht: Dieser Kaiser und sein Pferd sind sehr ramponiert. Da wollte ich natürlich gerne wissen, wie das kam. Leider habe ich das nicht herausfinden können. Vielleicht weiß eine Leserin oder ein Leser mehr.
Kommentar · 11.05.2003 Von Werner Stürenburg
| | | | Kaiser Wilhelm in Porta Westfalia | | | |
| | | | | Kaiser Wilhelm in Nürnberg | | | |
| Im ganzen Land findet man Denkmäler von Kaiser Wilhelm. In meiner Gegend kann man ihn nicht übersehen, denn er steht an der Porta Westfalia ( Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal); man sieht ihn z.B. von weitem von der Autobahn A2 aus, wenn man aus Hannover kommt, und natürlich auch vom Zug, wenn man unterhalb des Wiehengebirges entlangfährt.
Neulich war ich mal wieder da und habe mich sehr gewundert, daß das Land Nordrhein-Westfalen es richtig findet, für die Restaurierung dieses Denkmals über 20 Millionen DM zu investieren. Es muß also ein wichtiges Anliegen sein, sich dieses Kaisers zu erinnern - immer noch.
An der Porta steht Wilhelm allein, natürlich angetan mit einem königlichen Mantel, und grüßt hinaus in das weite Land mit ausgestrecktem Arm, als wolle er "Heil!" rufen. In Nürnberg sitzt er zu Pferd, hält die Zügel in der linken Hand und stützt mit der rechten das Szepter auf den rechten Oberschenkel: "Seht her, ich bin's, Euer Kaiser."
Natürlich ist der Kaiser gut getroffen, so wie ihn sein Volk sehen will: ein älterer, jovialer Mann, der die Sache schon richtig machen wird und voller Wohlwollen auf seine Untertanen herabsieht. So sieht der Kaiser immer aus, wenn er ein Denkmal ist.
Allein die Tatsache, daß dieser Kaiser so zahlreich vertreten ist im Lande, deutet darauf hin, daß er ein Symbol ist für etwas anderes, daß er für etwas steht, was über ihn selbst, über seine Person hinausweist.
Und wenn dieser Kaiser der heutigen Regierung und seinen Bürgern immer noch so viel wert ist, dann schließe ich erstens daraus, daß die Werte, für die er steht, immer noch lebendig sind und gepflegt werden müssen, und zweitens, daß sie kein anderes Symbol gefunden haben.
Denn dieser Kaiser ist ja schon längst passé, das ganze Kaisertum ist vor fast 100 Jahren ein Opfer der Geschichte geworden, Deutschland ist eine Republik.
Zwar ist der Traum vom tausendjährigen Reich unter Hitler noch einmal lebendig geworden, das Kaisertum spielte in diesem Zusammenhang aber keine Rolle. Im Gegenteil, die Monarchisten waren gegen den Nationalsozialismus.
Daß es gegen Ende des 19. Jahrhunderts, als der Kaiser schon längst tot und sein begnadeter Kanzler Bismarck in den Ruhestand geschickt war, zu einer Inflation von Denkmälern kam, hat sicherlich auch damit zu tun, daß den Bürgern langsam klar wurde, daß eine Episode der Sorglosigkeit, des Aufbruchs, des Wachstums zu Ende ging.
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