Gennadij Spirin, Rußland Wie schön du bist! Vorletzte Doppelseite, rechter Teil des Kinderbuches "Das Märchen vom Einhorn", Text von Otfried Preußler
Im Gegensatz zu den Einhörnern, die wir bei Wendy kennengelernt haben ( Einhörner), handelt es sich hier nicht um Pferde, genauer gesagt Araber, denen ein Einhorn angeklebt wurde: dieses Einhorn ist kein verkleidetes Pferd.
Es ist überhaupt kein Wesen, das sich vergleichen ließe mit normalen Tieren; es tritt immer im Singular auf. Es hat keine Eltern, es hat kein Geschlecht, es hat keine Partner und es hat schon gar keine Kinder.
Dies ist ein echtes Einhorn, ein Fabelwesen, zusammengesetzt aus den verschiedensten Tieren und dennoch unverwechselbar. So sind Einhörner über die Zeiten hinweg dargestellt worden.
Der Körper gleicht tatsächlich weitgehend dem eines Pferdes; es gibt aber signifikante Abweichungen: die Hufe sind gespalten wie bei einer Kuh, der Schwanz ist mit Sicherheit kein Pferdeschwanz, er ist auch kein Eselschwanz, am ehesten noch erinnert er an einen Kuhschwanz. Und dann trägt es noch einen Bart wie eine Ziege.
Das Merkwürdigste ist natürlich das große Horn; es gleicht dem Horn der Narwale. Wenn ich die Abbildung eines solchen Meeresriesen sehe, wundere ich mich immer, daß es so etwas gibt. Das Horn der Narwale soll übrigens ein entarteter Zahn sein.
Gennadij Spirin, Jahrgang 1948 studierte zuerst an der Kunstschule in Moskau und anschließend an der Hochschule für Kunst und Industriedesign. 1979 illustrierte er sein erstes Kinderbuch, und 1983 wurde er mit dem Goldenen Apfel der BIB ausgezeichnet. Gennadij Spirin ist heute einer der bekanntesten russischen Künstler; seiner außergewöhnlichen, lebendigen und vielfältigen Bilder haben ihn in der ganzen Welt berühmt gemacht, nicht zuletzt durch zahlreiche Ausstellungen seiner Kinderbuchillustrationen.
Kommentar · 05.01.2003 Von Werner Stürenburg
Dieses Buch ist mir neulich in die Hände gefallen, als ich nach dem Weihnachtsbuch suchte. Ich hätte mich niemals daran erinnert; ich kann mich auch nicht erinnern, daß dieses Buch mir oder den Kindern besonders gefallen hätte. Da ich aber gerade über die Einhörner bei der Wendy geschrieben hatte, dachte ich, es wäre eine gute Wahl für eine weitere Geschichte.
Und das ist es zweifellos auch, denn mit diesem Buch wird etwas geradegerückt. Einhörner sind definitiv keine Pferde. Einhörner gibt es eigentlich gar nicht, denn es gibt nur ein Einhorn, ein einziges, und dieses Einhorn ist vermutlich unsterblich.
Was immer über dieses Einhorn fabuliert worden ist: es interessiert Otfried Preußler wenig. Er erzählt eine einfache Geschichte mit einer Botschaft. Wie ein richtiges Märchen fängt es an mit "Es war einmal..." und mit drei Brüdern:
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