Wendy Promotions Ltd., Comicroman Im Reich der Träume, Ausschnitt des Titels Comicroman Nr. 44/97, EHAPA Verlag GmbH
Wendy Promotions Ltd. - das klingt doch sehr englisch, und in der Tat ergibt sich aus dem Impressum, daß diese Firma in London ansässig ist. Im Original spielen die Geschichten also wahrscheinlich in England. Daher also wollte mir die ganze Sache nicht so recht holsteinisch vorkommen.
Wendy Promotions Ltd. - wenn die Produktionsfirma so heißt: heißt die Zeitschrift wegen des Comic so oder heißt die Produktionsfirma so, weil die Zeitschrift so heißt? Im Impressum heißt es zuallerletzt: © Wendy Promotions Ltd.
Das interpretiere ich so: Konzept, Idee und Produktion stammt von der Londoner Firma, der Verlag bzw. die Redaktion paßt die ganze Sache an deutsche Verhältnisse an und erledigt vor allen Dingen die Übersetzung ("... wird verlegt und herausgegeben..."). Daher also die zwei Übersetzerinnen im Redaktionsteam.
Damit wäre also die Wendy sozusagen die Lizenzausgabe eines englischen Originals. Interessant. Wenn ich das nächste Mal nach London komme, werde ich nach dem Original Ausschau halten. Vielleicht gibt es das ja noch.
Wendy ist eines der großen Pferdemagazine für jugendliche Mädchen. Im Unterschied zu den anderen Blättern, die monatlich oder sogar noch seltener erscheinen, gibt es diese Hefte zweimal im Monat. Deren Auflage ist typischerweise dreimal so hoch wie bei etablierten Blättern für Erwachsene. Dieser Markt ist also lukrativ und ergiebig.
Kommentar · 01.12.2002 Von Werner Stürenburg
| | | | | | Sind die beiden Zwillinge? | | | |
| Meine Tochter Merle hatte in ihrem Bericht Auf Reiterhöfen und im Verein die große Rolle erwähnt, die die Wendy für sie und ihre Schwester gespielt hat; im letzten Galeriebeitrag habe ich erwähnt, wie meine Tochter Leevke die Qualität der entsprechenden Produktionen einschätzt ( Conny-Comic, Wendy-Fotoroman).
Damals wurde ich irgendwann neugierig, schmökerte in einem Heft und fing zur Verwunderung meiner Töchter Feuer: ich las die Comics mit Vergnügen; der Rest interessierte mich nicht. Das werte ich als ein Zeichen der Qualität. Meine Töchter genossen die Geschichten offenbar ebenfalls.
Ich kann mich nur undeutlich an einzelne Wendy-Comics erinnern, aber soviel weiß ich noch: die Geschichte "Im Reich der Träume", die ich neulich zufällig bei meinen Töchtern abgestaubt hatte, gehörte nicht dazu. So war ich also gespannt, ob sie mir genau so gut gefallen würde.
Die Antwort ist: ja. Es ist nicht so, daß ich keine Kritik anbringen könnte oder wollte, aber die ist nebensächlich. Das Vergnügen überwiegt. Und das möchte ich Ihnen sehr deutlich machen. Dazu muß ich etwas ausholen und zunächst die Geschichte würdigen.
Zuerst die Kritik: obwohl die Charaktere meist liebevoll und gekonnt gezeichnet sind, ist eine gewisse Stereotypie nicht zu übersehen. Wie beim Conny-Comic, den ich letzte Woche verrissen habe, werden die Charaktere durch Haarfarbe und Kleidung differenziert. Das ist natürlich schwach.
Man kommt sich vor wie ein Europäer in China: alle Chinesen scheinen gleich auszusehen, man kann sie nur durch äußere Attribute auseinanderhalten. Dabei sind die Menschen doch unglaublich verschieden, auch die Chinesen, die Einförmigkeit weicht schnell der Individualität, sobald man genauer hinsieht.
Diese Problematik ist beim Fotoroman so gut wie ausgeschlossen. Das ist aber auch der einzige Vorteil, wie wir schnell einsehen können, denn im Comic können problemlos Ansichten gezeigt werden, die in der Fotoproduktion einfach zu aufwendig und damit zu teuer sind.
Das Mädchen auf dem Titelbild kann nicht Wendy sein: es hat nämlich braune Haare, und eingefleischte Leserinnen wissen: Wendy ist blond. Wendy sitzt im Publikum. Woran erkennt der Leser das? An den blonden Haaren. Sie sitzt in der ersten Reihe, zusammen mit einer Freundin, die im Gegensatz zu Wendy kürzere und rötliche Haare hat.
Ansonsten sind beide offensichtlich nach demselben Muster gestrickt: so sieht ein sympathisches junges Mädchen aus dem Baukasten aus. Die Zeichner von Asterix oder Yakari haben es demgegenüber auf den ersten Blick leichter, haben Sie es doch mit extremen Charakteren zu tun. Das ist aber ein Mißverständnis: jede beliebige Figur steht jeder anderen vom Schwierigkeitsgrad her nichts nach.
Eines ist klar: die Hauptpersonen sind extrem gut drauf. Nur die Figuren im Hintergrund, mehr oder weniger angedeutet, schauen eher mißmutig. Warum wohl? Als Kontrast? Das Publikum links ist differenzierter gezeichnet, dort gibt es auch Freude und Zustimmung.
Die positive Ausstrahlung wird aber mit immer denselben, einfachen, undifferenzierten Mitteln erzeugt: vergleichen Sie einfach die Münder und die Augen, dann brauche ich mich sprachlich nicht weiter anzustrengen.
Das Pferd, als Einhorn verkleidet, hat eine ungeheure Ausstrahlung. Es ist liebevoll gezeichnet, voller Kraft und Würde, Anmut und Eleganz. Man ist gleich im Bilde: hier handelt es sich um eine Aufführung, die sich um Einhörner dreht.
Die Pferde sind übrigens auch stereotyp gezeichnet, aber da fällt es nicht sofort und nicht so unangenehm auf. Pferde sehen sich manchmal tatsächlich sehr ähnlich, für einen Außenstehenden fällt es dann ohnehin schwer, einzelne Pferde auseinanderzuhalten und wiederzuerkennen.
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