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Editorial zu Ausgabe 487

 
W. Popken im Fenster
Selbstportrait 08/2004
 
 
27.07.2008

Planung

Eigentlich hatte ich etwas ganz anderes geplant für diese Woche; das ist mir nicht zum ersten Mal passiert. Wie soll ich das einschätzen? Hätte ich lieber meinen Plan erfüllen sollen? Aber dieser sah ja vor, daß ich noch weiteres Material sammele. Und weil dieses Material so umfangreich und so interessant wurde, mußte ich den ursprünglichen Plan umstoßen und auf die nächste Woche verschieben.

Habe ich meinen Plan nun erfüllt oder nicht? Hätte ich stur bleiben sollen? Dann wäre es mir vermutlich nicht gelungen, die komplexe Problematik so durchsichtig aufzuarbeiten, wie es mir gelungen zu sein scheint. Oder besser gesagt: Je tiefer ich mich in das Thema eingearbeitet habe, desto mehr hätte ich eigentlich bringen müssen - insofern habe ich schon gestrichen, was das Zeug hält.

Die Welt ist einfach unerschöpflich, und wo immer man mit der spitzen Nadel einsticht, bricht ein reißender Strom heraus.



Prügelstrafe

Es ist unglaublich, was das Internet unter diesem Stichwort zu bieten hat! Die Welt, ein Freudenhaus! Aber eines nach dem Geschmack von » de Sade. Weit haben wir es gebracht! Aber wenn man es philosophisch betrachtet - vielleicht sah die Welt schon immer so aus, nur kann man es jetzt sehen. Alles, alles breitet sich aus vor den Augen der Welt, das Gute und das Böse, das Schöne und das Häßliche, das Reine und das Schmutzige, das Heilige und das Teuflische, das Himmlische und das Höllische.

Keine Frage, welche Welt die meine ist. Und wer sich gerne im Schmutz suhlt, muß wissen, was er tut. Ich möchte nicht mit ihm tauschen. Aber es sind nicht nur die sexuellen Irrungen, auch der Schmutz des Krieges und der Propaganda, die Greuel der Tyrannen, die Verbrechen der Institutionen kommen zum Vorschein. Nicht nur die Vergangenheit kann sich brüsten, hier Rekorde aufgestellt zu haben, der Terror und der Schrecken sind mitten unter uns. » Guantanamo ist nur eines der Stichworte, die uns daran erinnern, daß das finstere Zeitalter noch keineswegs vorbei ist. Gefoltert wird überall auf der Welt. Grausamkeit gegen Tiere ist so gesehen ein Nebenthema.



Prioritäten

Was soll man angesichts des gewaltigen Unrechts, der schrecklichen Zustände, des unerträglichen Leids auf dieser Welt nur tun? Was kann man tun? Kann ein einzelner Mensch überhaupt etwas bewirken? Offensichtlich nicht. Also schließen sich viele Menschen zusammen und engagieren sich in lokalen, nationalen und internationalen Arbeitsgruppen, um die Welt ein bißchen besser zu machen.

Demgegenüber ziehen es andere wiederum vor, sich selbst zu ändern und besser zu machen, damit die Welt sich ändere. Denn allzuleicht verstrickt sich jemand durch Aktionismus seinerseits wiederum in genau die Machenschaften, die er zu bekämpfen angetreten war. Die Welt ist leider so schrecklich trickreich, daß viele Idealisten im Laufe ihres Lebens zu Zynikern wurden.

Wer sich selbst ändert, legt ja nicht einfach die Hände in den Schoß und tut nichts. Er arbeitet aktiv an der Verbesserung der Welt, und zwar genau dort, wo er die Umstände beherrschen kann. Wer also zum Beispiel seinen Umgang mit seinem Pferd verbessert, wird gewisse Chancen haben, hierbei auch erfolgreich zu sein. Das ist schon eine ganze Menge, schwierig genug, mit Fallstricken ohne Ende, eine Lebensaufgabe für sich, die nicht zu unterschätzen ist.

Und sein Beispiel wird ausstrahlen. Damit wirkt er sogar in die Welt hinaus. Die Wirkungen seines Wirkens sind im Prinzip unabsehbar.

 
Chefredakteur und Herausgeber
 
 




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Der Herausgeber ist nicht verantwortlich für Leserbeiträge und die Inhalte externer Internetseiten.
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  Ann Kathrin Linsenhoff

 
 
 

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©1999-2008 · ISSN 1437-4528 · Statistik:  Übersicht
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