Allerdings bringt auch Bianca Vogel eine eher optimistische Grundhaltung zum Ausdruck, ohne jedoch die alltäglichen Probleme herunterzuspielen:
| Mein sportliches wie privates Leben ist bestimmt von einem gewissen Mehraufwand, den ich betreiben muss, um mithalten zu können. Das war immer schon so. Im Großen und Ganzen komme ich gut zurecht, aber erst auf dem Pferderücken fühle ich mich frei � frei von den Zwängen, die mir meine Behinderung auferlegt. Denn immer bin ich auf andere angewiesen � sei es, dass ich mir die Haare hochstecken oder auf mein Pferd steigen möchte. Immer muss mir jemand helfen. Doch sobald ich auf dem Pferd sitze, bin ich selbstständig. Das gibt mir ein gutes Gefühl, hier finde ich meine innere Zufriedenheit. Das Pferd bietet mir somit eine Möglichkeit zur Integration. Die Erfolge geben mir Kraft, für diese Integration zu kämpfen.
» Meine Philosophie | | |
Und auch hier haben wir wieder die Sehnsucht nach Integration. Die ersten sportlichen Veranstaltungen für behinderte Reiter fanden Anfang der siebziger Jahre in Skandinavien und Großbritannien statt, die ersten Weltmeisterschaften 1987 in Schweden. 1996 nahmen die Reiter zum 1. Mal an den paralympischen Spielen teil. Im Jahre 2004 in den waren es schon über 70 Pferdesportler aus 29 Nationen.
Bianca Vogel war 1991 die erste Weltmeisterin im Dressursport für Behinderte, und zwar sowohl im Einzel als auch in der Mannschaft. Im letzten Jahr wurde ihr das Goldene Reitabzeichen verliehen, zusammen mit Hannelore Brenner, Angelika Trabert und Bettina Eistel. Der Behindertensport macht gewaltige Fortschritte. Die Integration wird Schritt für Schritt verwirklicht.
Das DKThR hat in den 38 Jahren seines Bestehens sehr viel bewegt; es gibt heute konkrete Ausbildungsordnungen, Ausbildungsstätten, Ausbilder, anerkannte Einrichtungen - mit all diesen Maßnahmen wird die Qualität der vielfältigen Aktivitäten gesichert und weiterentwickelt. Und je weiter sich die Möglichkeiten herumsprechen, desto mehr Menschen werden gebraucht, die diese in der Praxis umsetzen.
Wenn es mit Hilfe der Mittel der Carina-Stiftung gelingen sollte, den Nachweis der therapeutischen Wirksamkeit und der Angemessenheit des Mitteleinsatzes zu erbringen, so daß die Kosten für therapeutische Maßnahmen von den Kostenträgern übernommen werden können, wird die Nachfrage und damit der Bedarf an ausgebildetem Fachpersonal nochmals deutlich steigen.
Bis dahin müssen die Kosten privat aufgebracht werden; falls das nicht möglich ist oder eine unbillige Härte bedeuten würde, kann eine Unterstützung seitens des DKThR, z. B. über den » Kinder-Unterstützungs-Fonds (KUF) des DKThR, beantragt werden; entsprechende Antragsunterlagen sind auf der Internet-Seite zu finden. Die Maßnahmen können allerdings nur gefördert werden, wenn die Therapeuten eine vom DKThR anerkannte Ausbildung vorweisen können. Das DKThR nimmt also sowohl in der Aufbauarbeit als auch in der Kontrolle eine zentrale Stellung ein - so soll es sein, nur so kann es gehen, und so geht es auch.
In diesem Jahr bietet das DKThR beispielsweise ein Pilotprojekt an: Staatliche anerkannte "Fachkraft für Heilpädagogisches Förderung mit dem Pferd". Mit solchen Initiativen werden Kompetenz und Sicherheit gefördert und nicht zuletzt Existenzen gegründet. Mehr und mehr Menschen arbeiten an diesen Zielen und werden diese unvermeidlich verwirklichen. Mehr Lebensqualität, mehr Integration, mehr Lebensfreude - das sind keine leeren Worte, sondern ganz konkrete Meilensteine, die nachweislich realisiert werden.
Jeder kann dabei mithelfen, auch Sie, z. B. durch finanzielle Beiträge oder Kontakte. Selbst kleinste Beiträge helfen, man kann Mitglied werden, man kann spenden oder sonst beitragen, z. B. durch Mitarbeit. Pferde sind bekanntlich nicht billig, und wenn man den Sport ernstnimmt, können die Kosten leicht Budgets sprengen. Angelika Trabert schildert auf ihrer Homepage, welche Konsequenzen die Doppelbelastung des Berufs und der sportlichen Ausbildung haben.
Um die hohen Anforderungen des Spitzensports erfüllen zu können, hat sie eine Stundenreduzierung beantragt und bewilligt bekommen. Damit vergrößerte sich jedoch der finanzielle Druck. Sie wirbt daher auf deutsch und auf englisch für sich und ihre Kollegen um Unterstützung (» Sponsoren). Im Regelsport ist das nichts Neues, für den Behindertensport jedoch keineswegs die Regel, und auch dort, wo sich Sponsoren gefunden haben, sind die Verhältnisse durchaus unsicher. Hier bleibt also noch viel zu tun, und selbst wenn die Frage der Kostenübernahme geklärt sein sollte, wird immer noch Bedarf an zusätzlicher Hilfe sein.
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