Leserbrief › 1971 29.10.07
An die Redaktion
Hallo Herr Popken,
da Ihr Editorial mal wieder richtig unter meine Haut geht, muss ich einfach "leserbriefen", scheint unter uns Pferdezeitung-Lesern ja zZ nicht so die Mode.
Um es auf den Punkt zu bringen: gute Ausbider sind einfach eine Rarität. Gute Ausbider für Reiter sind eine ganz besondere Kostbarkeit. Ich habe - zum Glück - eine sehr, sehr gute Trainerin & könnte Gott jeden Tag auf Knien dafür danken. Ich habe einfach Gück gehabt.
Das ist tragisch, denn man sollte doch meinen, ein reiterlich so druchstrukturiertes Land wie das unsere sollte in puncto Trainer einen exzellenten & vor allem reichlichen Output erzeugen. Leider ist dem nicht so. Wir haben Ausbilder, die die Grundregeln des Lernens nicht verstanden haben, die wirklich nicht wissen, daß Streß & Geschrei beim Lernen schlicht kontraproduktiv sind. Was nutzt mir ein Reitlehrer, der/die selbst exzellent reitet, aber nicht imstande ist, sein Wissen zu kommunizieren? Der längere Frustphasen - reiten ist ja ganz so einfach nicht - nicht einfach mal gelassen mit seinem Trainee durchsteht? Der NICHT davon ausgeht, daß jeder erwachsene Anfänger mal M-Niveau reiten, aber dennoch gut reiten will? Für mich liegt genau darin die Crux: die Ansprüche sind sehr, sehr hoch, an der Geduld, diese Ansprüche zu verwirklichen, fehlt es aber völlig, bei Trainern wie bei Reitern.
Ein weiteres Manko ist das verbreitete Motto "Geiz ist geil". Ist es eben nicht. Wenn ich nicht bereit bin, für einen qualifizierten, konzentrierten Unterricht mehr als 10 Euro zu bezahlen, bekomme ich auch nur für 10 Euro Leistung. Wenn ich in Ruhe überlege, was ein guter Reitlehrer/Trainer können muss, wie viele Jahre in die Ausbildung investiert werden, schlußendlich verlange ich auch noch eine gewisse didaktische Fertigkeit - ehrlich gesagt, alles unter 50 Euro/Stunde halte ich einfach für unseriös billig. Lieber mal eine schicke Satteldecke weniger, auf modische Reitklamotten verzichten und dafür in guten Unterricht investieren.
Geiz und Ungeduld - ich glaube, damit machen wir Reiter uns und unsere Reitlehrer kaputt. Kein Wunder, wenn die Trainer irgendwann genervt zurückschlagen.
Die sehr schönen "Brieflektionen" finde ich phantastisch. Ich muß -und kann - kein Pferd einreiten, um die Arbeit von Frau Schultz-Mehl zu würdigen. Sie schreibt über Grundlagen, deren Wichtigkeit ich in JEDER Reitstunde (die Hände !!!) wieder erfahre. Einen ganz ieben Dank ihr dafür, daß diese grundsätzlichen Dinge so schön zum Nachlesen von ihr aufbereitet werden!
Bitte also noch viel mehr davon! Einen herzlichen Gruß von der Emscher, Susanne Brefort
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