| | Ausritt Monfalcone Karst, Italien, Mai 2005 Übergangsweise Hufschuhe vorn nach Abnahme der Eisen | | | |
| | Zum Schluß blickt er auf die Geschichte der Pferde seit ihrer Domestizierung zurück. Das Hufeisen ist in diesem Licht eine ziemlich neue Erfindung. Die Pferde der Griechen und Römer liefen barfuß, genauso wie die der mongolischen Reitervölker. Erst in den letzten 1000 Jahren glaubte man, daß Schuhe für Pferde notwendig sind, um die Hufe zu "schützen". Straßer hat uns nach seiner Meinung ganz klar gezeigt, daß Eisen den Huf nicht beschützen.
Im Gegenteil, der Effekt ist geradezu schädlich. Hufeisen sind ihm zufolge die primäre Ursache für verminderte Leistung, häufig unheilbare Lahmheit und eine verkürzte Lebenserwartung. Es ist für ihn ein Grund zum Jubel, daß endlich dieser jahrhundertealte Irrtum in der Pferdehaltung korrigiert werden kann und das Leiden und der Verschleiß, die durch das Aufnageln von Eisenleisten auf die Hufnägel unserer einhufigen Grasfresser entstanden sind, ein Ende findet.
Eine gute Hypothese ist für ihn eine starke Hypothese, denn je stärker diese ist, desto anfälliger ist diese für Widerlegung. Die Straßer-Hypothese, daß Hufeisen schädlich für die Pferdegesundheit sind, ist zweifellos eine starke Hypothese. Straßer hatte den Mut, eine tausend Jahre alte Methodik in Frage zu stellen und eine bessere Alternativen zu entwickeln.
Außerdem war sie, als integre Wissenschaftlerin, die eine so skandalöse Idee entwickelt hatte, die erste, die versucht hat, diese in Frage zu stellen und zu widerlegen. Mit dieser Absicht hat sie die Hypothese bei vielen verschiedenen Pferdetypen über eine lange Reihe von Jahren unter höchst unterschiedlichen Bedingungen getestet. Die Hypothese hat ihren eigenen Versuchen zur Widerlegung standgehalten, und nicht nur sie zufriedengestellt, sondern auch unzählige Pferdebesitzer.
Gemäß den Regeln der Wissenschaft hat sie die Mühe auf sich genommen, die Protokolle ihrer Experimente zu publizieren und sogar andere auszubilden, damit diese die Experimente wiederholen und die Hypothese selber testen können. Und auch dann, wenn andere das Experiment auf der Grundlage ihrer Hypothesen vollziehen, besteht ihre Theorie dem Säuretest der Wiederholbarkeit, weil ähnliche Ergebnisse erreicht werden.
Daher ist er der festen Meinung, daß die Arbeit von Straßer bereits die strengsten Kriterien der Wissenschaftlichkeit erfüllt, und daß der nächste Schritt ihn und seine Kollegen in der Tiermedizin herausfordert. Das Wenigste, was seiner Meinung nach verlangt werden kann, ist das Studium ihrer Werke, zuzuhören und zu lernen.
Er hofft inständig, daß Dr. Hiltrud Straßer recht bald mit Einladungen zu tierärztlichen Konferenzen auf der ganzen Welt überschwemmt wird. Wenn dies passieren und sie ihre Arbeit etwa in 45-Minuten-Vorträgen vorstellen könnte (was angesichts heutiger Verhältnisse großzügig wäre), müßte klar sein, daß dies höchstens eine Einführung sein könnte. Es liege einige Wahrheit in dem Spruch, daß man ein Buch schreiben sollte, wenn man seine Botschaft nicht in zwanzig Minuten zusammenfassen kann.
Straßer habe dies bereits getan, aber sie brauche die Gelegenheit, ihre Arbeit vorzustellen, weil die Bücher noch nicht die Aufmerksamkeit erreicht haben, die sie verdienen würden. Sie haben zwei Bücher geschrieben, die von jedem Pferdemenschen oder Tierarzt mit Gewinn gelesen werden könnten, und sie habe kürzlich ein tierärztliches Lehrbuch vollendet, das bald zur Verfügung stehen. Die Forderung Huxleys an die Allgemeinheit und die Wissenschaft in Bezug auf Darwin sei hier anzuwenden: "Diejenigen, die über das Buch urteilen wollen, müssen es lesen."
Damit schließt Prof. Cook sein Plädoyer. Wieder hat er seine gesamte Reputation in die Waagschale geworfen und diesmal nicht die Hufschmiede von der Bedeutung der Straßerschen Erkenntnisse zu überzeugen versucht, sondern seine Kollegen, diejenigen, die einer wissenschaftlichen Argumentation zugänglich sein sollten, aus deren Stall er selbst und Frau Straßer schließlich kommen, deren Mentalität er also einschätzen können müßte.
Hat dieser offene Brief Erfolg gehabt? Wenn ich aus der Anzahl der Erwähnungen im Internet Rückschlüsse ziehen darf, muß man ihn als kompletten und vollständigen Mißerfolg werten. Man findet ihn nämlich nur auf zwei Internetpräsenzen; abgesehen von der angeführten australischen Seite noch auf der amerikanischen (» EDUCATED OWNERS AND BAREFOOT HORSES: An open letter to veterinarians), die auch das Video optimum hoofcare - the basic trim produziert hat und vertreibt. Eine dritte Fundstelle bietet eine PDF-Datei mit allgemeinen Informationen an, die den offenen Brief als Anhang bringt. Ansonsten wird dort Nahrungsergänzung für Mensch und Tier verkauft (» DYNAMITE Products, » Hooves). Bis auf die letzte Fundstelle, die auf den ersten Blick weder mit Cook noch mit Straßer etwas zu tun hat, gehören die beiden anderen zum engeren Netzwerk des Straßer-Verbundes und können eigentlich nicht gezählt werden.
Mit anderen Worten: Der Appell selbst ist so gut wie unsichtbar! Ich unternehme einen weiteren Versuch, die Resonanz des Cook-Engagements für Straßer zu "messen" und Suche bei Google nach diesen beiden Namen: » Google cook strasser. 176.000 Fundstelle, die erste davon meine Rezension des Buches der beiden. Die zweite Fundstelle zitiert "manfredii (Strasser, 1942). Ornithogona Cook, 1895", die dritte "Captain Cook und Seine ... Rock & Pop - Das Beste von Hugo Strasser - Hugo Strasser" - so einfach komme ich also nicht zum Ziel. Mit der Suche » Google cook strasser equine reduziere ich das Ergebnis auf "ungefähr 381" Fundstellen (inwiefern kann die Zahl 381 ungefähr sein?).
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