Die Judenverfolgung und -vernichtung betrifft auch prominente Pferdeleute.
| | |  | Dr. Arthur v. Weinberg, Hengst Janitor |  |  |  |
| Nicht in den Gaskammern der Vernichtungslager, sondern in Konzentrationslagern geht das Leben der prominentesten Juden im Pferdesport zu Ende. Der Hamburger Kaufmann Eduard F. Pulvermann, Schöpfer des Deutschen Spring-Derbys, wird 62jährig zu Tode erschöpfte ins Gefängnislazarett Langenhorn gebracht, wo er am 9. April 1944 stirbt. Zuvor war er unter dem konstruierten Verdacht der Spionage verhaftet worden und über längere Zeit dem Terror, den Mißhandlungen und Entbehrungen im Konzentrationslager Neuengamme am Rande von Hamburg ausgesetzt. Pulvermann, ein England-Freund und Sohn einer Amerikanerin - seine Eltern führten einige Jahre in New York ein Im- und Exportunternehmen - verabscheute die Nazis zutiefst und hatte sich seit der Machtübernahme der Nationalsozialisten aus dem Pferdesport wie dem öffentlichen Leben fast völlig zurückgezogen.
1943 endet auch das Leben der jüdischen Bruder Carl und Dr. Arthur v. Weinberg. Die Frankfurter Großindustriellen und Betreiber des über Jahrzehnte hocherfolgreichen Galopprennstalls Waldfried gehen vom Ende der dreißiger Jahre an unterschiedliche Wege. Rennstall und Gestüt liegen zu der Zeit in den Händen von Dr. Arthur v. Weinbergs Schwiegersohn Rudolf Graf v. Spreti. Die wertvolle Kunstsammlung Carl v. Weinbergs, die 721 Gemälde, Kunstwerk und andere Wertgegenstände umfaßt, wird als "freiwilliger" Verkauf unter Druck und Bedrohung zu einem Schleuderpreis von der Stadt Frankfurt übernommen. Carl v. Weinberg flieht rechtzeitig vor den Nationalsozialisten und läßt sich in Italien nieder. Im März 1943 stirbt er im Alter von 82 Jahren in Rom.
Sein ein Jahr älterer Bruder wird das Konzentrationslager Theresienstadt (Tschechoslowakei) nicht überleben. Dr. Arthur v. Weinberg war den Nazis allein schon deshalb ein Dorn im Auge, weil er als Jude in Ehrenbürger von Frankfurt sowie Träger der Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft war und zahlreiche hochrangige Ehrenämter bekleidete, unter anderem Ehrensenator der Universität, Ehrenpräsident der Schenckenbergschen Naturforschenden Gesellschaft, Ehrenmitglied des renommierten Paul-Ehrlich-Instituts sowie Vorstandsvorsitzender einiger Gesellschaften aus Wissenschaft und Forschung. a. a. O., Seite 109 | | |
Die Juden wurden enteignet. Und was passierte mit ihrem Besitz? Nicht wenige Deutsche profitierten. Darunter ein prominenter Reiter der Nachkriegszeit: » Josef Neckermann. Unter anderem kaufte Neckermann 1938 für 2,3 Millionen Mark das Versandhaus Joel mit einem Monatsumsatz von einer Million Mark. Das Geld verschwand irgendwo.
Nach jahrelangem Rechtsstreit zahlte die Firma Neckermann-Versand KG im Jahre 1955 dem ehemaligen Inhaber 2 Millionen Mark. Neckermanns größte Erfolge als Reitsportler waren die Doppel-Weltmeisterschaft 1966 (» Ergebnisse Dressur) und die Goldmedaille Mannschaft bei den olympischen Spielen 1964 und 1968 (» Medaillenträger von 1912-2000) .
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