| Das Zuchtziel
Gezüchtet wird der Hannoveraner als Rasse, die für den Reitsport besonders geeignet ist. Es werden Pferde angestrebt, die auf Grund ihrer inneren Eigenschaften, der Rittigkeit, ihres äußeren Erscheinungsbildes, des Bewegungsablaufs, der Springveranlagung und der Gesundheit als Leistungs- und Freizeitpferd geeignet sind.
Auf dieser Grundlage wird die Zucht von Pferden mit einer Schwerpunktveranlagung für eine der Disziplinen Dressur, Springen oder Vielseitigkeit angestrebt. Für die jeweils zweite Leistungsanlage (Dressur/Springen) werden Mindestanforderungen verlangt. Mit den oben genannten Eigenschaften wird auch die Zucht von Pferden angestrebt, die für den Fahrsport geeignet sind.
Merkmale der Rasse
Innere Eigenschaften
- Erwünscht ist Intelligenz, guter Charakter (umgänglich, aber sensibel, unkompliziert), gutes Temperament (ausgeglichen, nervenstark, wach), hohe Leistungsbereitschaft (lernfähig, mutig und einsatzfreudig) und hohes Leistungsvermögen. Letzteres bezieht sich auf Pferde, die auf Grund ihrer körperlichen Voraussetzungen und ihrer inneren Eigenschaften ihre Leistungsveranlagung voll ausschöpfen können.
- Unerwünscht sind schlechter Charakter, ungünstiges Temperament, geringe Leistungsbereitschaft sowie Stalluntugenden.
Rittigkeit
- Erwünscht: ein Pferd, das bei guter Maultätigkeit willig und aufmerksam an den Hilfen steht, gelassen mit dem Reiter zusammenarbeitet und diesem ein gutes Sitzgefühl vermittelt. Es soll sich aus aktiver Hinterhand und bei elastisch schwingendem Rücken im natürlichen Gleichgewicht bewegen, Takt, Losgelassenheit, Anlehnung, sollen erkennbar sein.
- Unerwünscht: Bewegungsabläufe nicht im Takt, Bergabtendenz in der Bewegung, fester Rücken, Unrittigkeit, schwieriges Temperament.
Äußere Erscheinung
- Farbe: Gezüchtet werden Pferde mit den vier Grundfarben Fuchs, Rappe, Braun und Schimmel.
- Größe: Angestrebt wird ein Endmaß um einen Mittelwert von 165 cm (Stockmaß)
Rasse und Geschlechtstyp
- Erwünscht: Typ des modernen, edlen und leistungsbereiten Sportpferdes in unterschiedlichem Kaliber; Adel, große Linien, klare Konturen, trockene Textur, plastische Bemuskelung, deutlicher Geschlechtsausdruck.
- Unerwünscht: zu kleine oder zu große Pferde, grobe Körperteile, plumpe, derbe und kurzlinige Typen, geschlechtsloser Ausdruck, verschwommene Konturen.
Kopf
- Erwünscht: edel und trocken, d.h. ohne viel Unterhautgewebe; Größe dem Körper entsprechend; großes, aufmerksames Auge mit offenem, ruhigem Blick, große Nüstern, deutlich ausgeprägte Maulspalte, leichte Ganasche.
- Unerwünscht: ein im Verhältnis zum Körper übergroßer Kopf, Ausdruckslosigkeit, Ramsnase, Hechtkopf, Schafskopf, kleines, verdecktes Auge, viel Weiß im Auge, Fischauge, starke Ganaschen, hängende Ohren, starke Gebissmängel.
Hals
- Erwünscht: genügend lang, günstig bemuskelt, Verjüngung zum Kopf hin, leichte und bewegliche Verbindung zwischen Hals und Kopf (leichtes Genick), in etwa rechtwinklig auf Schulter aufgesetzt mit nach oben gewölbter Kammlinie mit deutlicher Bemuskelung.
- Unerwünscht: zu tief oder zu hoch angesetzter Hals, fehlerhafter Muskelansatz, zu langer oder zu kurzer Hals, fehlende Verjüngung des Halses zum Kopf hin, breites Genick, Unterhals, Bretthals, Schwanenhals, Hirsch- oder verkehrter Hals, Speckhals.
Schulter und Sattellage
- Erwünscht: lange, schräge Schulter, markanter, weit in den Rücken Reichender Widerrist, hinter Widerrist leicht nach unten Geschwungene Rückenlinie.
- Unerwünscht: flache, steile, kleine Schulter, kurzer, flacher, steiler, zu hoher, vorgelagerter Widerrist, gerader, nach oben gewölbter oder matter Rücken.
Rahmen
- Erwünscht: Rechteckmodell, langbeinig, großrahmig und Geschlossen mit harmonischer Oberlinie, d.h. gut angesetzter Hals, schräge Schulter, langer Widerrist, genügend langer Rücken, breite, gut bemuskelte Lende. Lange, geneigte, muskulöse Kruppe, Aufteilung des Rumpfes etwa gleichlang in Vorhand, Mittelhand und Hinterhand, genügend Brusttiefe bei geschlossener Flanke.
- Unerwünscht: kurzlinig, kurzbeinig, sehr langer, sehr kurzer Rücken, vorgetiefte, matte oder horizontale Oberlinie, Senkrücken, Karpfenrücken, offene oder stramme Niere, kurze, gerade, zu hohe (überbaute) Kruppe, sehr hoher Schweif, zu wenig Flankentiefe.
Vordergliedmaßen
- Erwünscht: Von der Seite gesehen soll ein vom Mittelpunkt des Schulterblattes auf die Standfläche gefälltes Lot Unterarm, Vorderfußwurzel und Röhrbein halbieren und dicht hinter dem Ballen auf den Boden treffen. Von vorne gesehen sollen die Vordergliedmaßen eine senkrechte Achse bilden und parallel zueinander stehen. Trockenes, gut bemuskeltes Vorderbein mit genügender Stärke, ausgeprägte Gelenke, elastische, mittellange Fessel. Winkel der Fessellinie zum Erdboden: ca. 45-50 Grad, harte, in passendem Verhältnis zur Größe des Pferdes stehende Hufe von symmetrischer Form und gleicher Winkelung, Vorderwand bildet mit Erdboden am Vorderhuf Winkel von ca. 45-50 Grad.
- Unerwünscht: mangelnde Bemuskelung, sämtliche Fehlstellungen wie Vorbiegigkeit, Rückbiegigkeit, Vorständigkeit, Rückständigkeit, Achsenverschiebung, steile, bodenweite, bodenenge, zehenweite und zehenenge Stellung, schmale, geschliffene, wenig ausgeprägte Gelenke, alle Veränderungen von Knochen, Gelenken oder Sehnen, zu kurze oder zu lange Fessel, zu weiche oder zu steile Fesselung, sämtliche fehlerhafte Hufformen wie Bockhuf, Zwanghuf, Tellerhuf, enger, spitzer, stumpfer, weiter Huf, flache Trachten.
Hintergliedmaßen
- Erwünscht: Von der Seite gesehen soll bei geschlossener Aufstellung eine am Sitzbeinhöcker bzw. am Rumpfende angelegte Senkrechte an der hinteren Kante der Hinterröhre entlang laufen. Korrekte Stellung, d.h. von hinten gesehen, sollte ein vom Sitzbeinhöcker auf die Standfläche gefälltes Lot Sprunggelenk, Hinterröhre, Fessel und Huf in zwei gleiche Hälften teilen. Trockene, ausgeprägte Gelenke, breit eingeschientes Sprunggelenk, elastische und mittellange Fesselung, Winkel der Fessellinie zum Erdboden ca. 50 - 55 Grad.
- Unerwünscht: sämtliche Fehlstellungen wie unterständige und rückständige Stellungen, Säbelbeinigkeit, Kuhessigkeit, Fassbeinigkeit, bodenenge, bodenweite, zehenenge, zehenweite Stellung, steile Hinterhand mit stumpfgewinkeltem Sprunggelenk, weiche Fesselung, Bärentatzigkeit, kleine oder fehlerhaft ausgebildete Gelenke wie z.B. Hasenhacke und Spat, Veränderungen an Sehnen und Knochen.
Schweifhaltung
- Erwünschtist ein gerade und gut getragener Schweif
- Unerwünschtist ein schiefer, ein eingeklemmter und/oder wippender Schweif.
4.4 Bewegungsablauf
Korrektheit des Ganges
- Erwünscht: von vorne und hinten gesehen gerader Gang bei regelmäßiger Stellung.
- Unerwünscht: sämtliche Unkorrektheiten wie z.B. bügelnder Gang, unregelmäßige Stellungen, drehende Gelenke.
Trab
- Erwünscht: deutlicher Antritt, taktmäßig (2-Takt) mit Kadenz, hoher Grad an Schwung, Elastizität, Raumgriff und im Gleichgewicht, gut winkelnde Hinterbeine treten mit Schub unter den Schwerpunkt, deutliche Tätigkeit der Rücken- und Schenkelmuskulatur, Vorhand bewegt sich bergauf mit guter Schulterfreiheit.
- Unerwünscht: taktunrein, stumpf, wenig raumgreifend, schwunglos, flach, schwankend.
Galopp
- Erwünscht: taktmäßig (3-Takt), Schwung, Elastizität, Raumgriff, im Gleichgewicht, jeder Sprung soll energisch rund aus hebelnder Hinterhand erfolgen, deutliche Bergaufgaloppade, unter Schwerpunkt springende Hinterhand.
- Unerwünscht: taktunrein, wenig raumgreifend, stumpf, flach, schwunglos, ungenügend durchgesprungen.
Schritt
- Erwünscht: taktreine und gleichmäßige Fußfolge im Viertakt, raumgreifend, fleißig und elastisch schreitend, im Gleichgewicht.
- Unerwünscht: passartig, taktunrein, ungleichmäßig, kurz, fest und kraftlos.
Springveranlagung
- Erwünscht: geschicktes, vermögendes und überlegtes Springen, erkennbare Gelassenheit und Intelligenz; sich deutlich aufnehmend und schnell abfußend beim Absprung, ausgeprägt schnelles Anwinkeln der Gliedmaßen, aufgewölbter Rücken bei deutlich hervortretendem Widerrist und abwärts gebogener Halsung mit sich öffnender Hinterhand (Bascule), Fluss der Bewegung und Rhythmus des Galopps sollen erhalten bleiben.
- Unerwünscht: wenig Vermögen, unkontrolliertes oder Unentschlossenes Springen ohne Rhythmus , hängende Beine, hohe Nase über dem Sprung, weggedrückter Rücken.
Gesundheit
- Erwünscht sind Pferde, die frei von Erbkrankheiten und anderen gesundheitlichen Mängeln sind, die die Zuchttauglichkeit oder die Eignung als Reitpferd beeinträchtigen.
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Quellen
- Eliteauktionen, Hannoveraner als Beispiel moderner Zuchtpolitik, Hauptartikel Ausgabe 304
- Weltranglisten, World Breeding Federation for Sport Horses, Hauptartikel Ausgabe 305
- Züchterischer Fortschritt, Kann man Zucht planmäßig verbessern?, Hauptartikel Ausgabe 306
- » World Breeding Federation for Sport Horses
- » Hannover Breeding Program
- » Das Zuchtziel
- Eliteauktionen, Hannoveraner als Beispiel moderner Zuchtpolitik, Hauptartikel Ausgabe 304 · Teil 1
- Weltranglisten, World Breeding Federation for Sport Horses, Hauptartikel Ausgabe 305 · Teil 2
- Züchterischer Fortschritt, Kann man die Zucht planmäßig verbessern?, Hauptartikel Ausgabe 306 · Teil 3
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Fotos
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