Nun haben wir spannende, sogar aufregende Sportberichte gelesen, über die zweite FN-Deutsche Meisterschaft der Junioren, über die erste FEI-Europameisterschaft, die erste FEI-Weltmeisterschaft, die vierte FN-Deutsche Meisterschaft der Senioren. Daraus ergibt sich, daß der Reiningsport national und international noch relativ jung ist.
Wie fördert man eine Sportart? Man gründet einen Verein. Ein Einzelner könnte niemals internationale Verbände beeinflussen. Im ersten Abschnitt meines ersten Berichts über die 13. German Open, Cutting Night, habe ich die Rolle der EWU bei der Entwicklung des Westernsports herausgestrichen.
Die EWU ist aber nicht die einzige Organisation, die sich um diesen Sport bemüht. Die EWU hat ein sehr breites Programm. Es gibt eine spezielle Vereinigung, die sich ausschließlich der Reiningsport widmet: die NRHA, die National Reining Horse Association (» NRHA).
Das ist zunächst ein amerikanischer Verband, der nationale Ableger hat, unter anderem in Deutschland (» NRHA Germany). Wie der Name des Vereins schon sagt, widmet sich diese Organisation einer einzelnen Disziplin aus der Fülle der Westernsportarten, dem Reining:
| - Die National Reining Horse Association Germany e.V. (Deutsche Reitervereinigung für Westerndressur) wurde im Februar 1987 gegründet. Der Verein setzte sich das Ziel, den Reining - Sport und die Zucht von Reining - Pferden zu fördern.
- Der Verein ist von 1987 bis heute auf über 2800 Mitglieder bundesweit und im Ausland angewachsen und auf den Turnieren sind Klassen mit vierzig und mehr Startern die Regel. Der noch junge Reining-Sport wächst stetig, und hat jährlich eine Mitgliedersteigerung von ca. 10 % .
- Die NRHA Germany e.V. ist die bundesweit vertretene Organisation des Reining-Reitsports, der in den letzten Jahren enorm an Popularität gewonnen hat - nicht zuletzt auf Grund der Anerkennung durch die F.E.I. (Federation Equestre Internationale). Wegen der großen Attraktivität, des hervorragend transparenten Richtsystems, der weltweiten Repräsentanz dieser Disziplin und nicht zuletzt durch das steigende Interesse des Publikums wurde ihr die Anerkennung durch die F.E.I. zuteil.
- Im Jahre 2000 ist Reining offizielle Disziplin der F.E.I geworden, welche internationale Reitwettbewerbe organisiert. Für die NRHA ist die Aufnahme von großer Bedeutung, denn sie zeigt die Anerkennung dieses Reitsport auf internationaler Ebene!
- Im Jahre 2002 wurde erstmals in der Geschichte der "Weltreiterspiele" in Jerez, Spanien ein Weltmeistertitel in der Disziplin Reining von der F.E.I vergeben. Für den Westernreitsport waren die World Championship ein sehr großer Erfolg. Das unterstreicht die Anerkennung dieser Reitsportdisziplin auf internationaler Ebene.
- Im Jahre 2003 wurde erstmals die "Europameisterschaft" der F.E.I. in Regio Emilia, Italien ausgetragen, und Deutschland wurde Team - und Einzeleuropameister.
- Dies beweist die Anerkennung dieses Reitsports auf internationaler Ebene!
- Die NRHA Germany veranstaltet jährlich 10 große Turniere im gesamten Bundesgebiet. Desweiteren werden von ihren 12 Regionalgruppen zusätzlich etwa 25 Turniere pro Jahr ausgerichtet.
» Die NRHA stellt sich vor | | |
In diesem Statement wird in fast identischer Formulierung dreimal die "Anerkennung auf internationaler Ebene" beschworen - woraus ich schließe, daß die Anerkennung durch die FEI eine äußerst schwierige Aufgabe war (siehe auch » Interview mit Paul Kratschmer). Anscheinend werden für die anderen Disziplinen des Westernreitsports wegen Aussichtslosigkeit erst gar keine Anstrengungen unternommen. In der Disziplin Reining (von "reins", Zügel; "reining" = zügelnd) ist das Reiten der amerikanischen Cowboys nobilitiert und in den Kreis der europäisch geprägten Disziplinen, die überwiegend auf militärisch-herrschaftliche Traditionen zurückgehen, aufgenommen worden.
Es ist interessant, daß die FEI anstrebt, die Gewinnsummen im Reining denjenigen anzupassen, die in den anderen Disziplinen üblich sind. Die FEI-Weltmeisterschaft im Reining, die Anfang Dezember in Oklahoma, USA, stattfindet, ist mit 100.000 Dollar dotiert. Teilnehmen darf, wer die größten Gewinne im Heimatland einstreichen konnte. Deutlicher kann man es kaum zum Ausdruck bringen, daß es um Geld geht.
Das Geld fördert den Sport, und der Sport sorgt dafür, daß Geld verdient werden kann. So sind die Teilnehmer der deutsche Meisterschaft allesamt Profis, und auch der Deutsche Jugendmeister schließt nicht aus, daß er ins Profilager wechseln wird. Wie sollte es auch anders sein? Das sind die Regeln unserer Wirtschaft und Gesellschaft - der Sport steht keineswegs abseits, sondern ist voll integriert in die allseits bekannten und bewährten Mechanismen.
Drei der Teilnehmer an der Meisterschaft der Senioren verfügten über zwei Pferde in Meisterschaftsqualität, und auch unter den Jugendlichen gab es Teilnehmer, die zwei Pferde vorstellen konnten. Klar: Wer gewinnen will, braucht ein gutes Pferd, und ein gutes Pferd ist teuer. Zwei gute Pferde sind noch teurer, aber wenn man es sich leisten kann, ist das kein Problem.
Quellen
Fotos
© Gerd Hebrang
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