Die Prüfungsordnung der Westernreiter beschreibt Pferde laut Programmheft des Pfingstturniers als willenlose Automaten; alles andere gibt einen Punktabzug ( Die Western-Disziplinen):
Ein gutes Reiningpferd sollte sich willig führen lassen und mit wenig und nicht sichtbarem Widerstand zu kontrollieren sein. Es muß dem Reiter völlig gehorchen. Jede eigene Bewegung muß als mangelhafte Kontrolle ausgelegt werden. Alle Abweichungen von der exakt vorgeschriebenen Aufgabe bedeuten ein Fehlen oder ein vorübergehender Verlust von Kontrolle und sind deshalb Fehler, die abhängig vom Grad der Abweichung bestraft werden. | So möchte auch Pat Parelli die Pferde haben: solange der Reiter kein Signal gibt, hat das Pferd sich in derselben Richtung mit derselben Gangart weiterzubewegen. Ein willenloser Automat, dem Menschen vollkommen hörig, unterworfen, abhängig, ohne eigenen Willen.
Hören wir dazu Pia Rennollet:
Vom Dialog
Die Menschen möchten mit den Pferden sprechen können. So viel zumindest hat sich schon getan in der Reiterwelt. Aber oft wird hierbei ein entscheidender Fehler begangen. Der die Pferdesprache benutzende Mensch bleibt währenddessen in der Welt des Menschen gefangen.
Die Pferde leben tatsächlich in ihrer Welt - in der Welt der Pferde - und werden immer wieder - durch ihre Nutzbarmachung - dazu aufgefordert, an der Welt des Menschen teilzunehmen.
Dieser Schritt, den sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten bereitwillig tun, wird ihnen nicht vergolten. Der Mensch nämlich vollführt nicht den entscheidenden Schritt in Richtung Pferdewelt.
An dieser Stelle nun die Welt des Pferdes erklären zu wollen, würde den Rahmen sprengen. Doch begutachten wir nur einmal einen Teilaspekt. Den eines Dialoges in der Kommunikation mit dem Pferd.
Ein Dialog ist die Form der Kommunikation, in der beide Parteien gleichberechtigt agieren und reagieren. Viele Pferdemenschen sind zu dieser Form der Kommunikation kaum in der Lage. Sie wählen die Form des Monologes.
Sie bestimmen, geben den Tenor an und verändern ihr Tun und Handeln erst, wenn die von ihnen erwünschte Reaktion bzw. Antwort erfolgt. Sie haben feste und somit begrenzten Vorstellungen im Kopf - sie nennen die Ziele, die erreicht werden sollen.
Das Pferd wird programmiert und desensibilisiert. Dies ist wahrlich sehr verführerisch. Denn bekommen wir nicht derart ein fügsames Pferd? Ein Pferd, das sich dem Menschen als ranghöheren Part vollkommen unterordnet und alles tut, was ihm befohlen wird.
Schöne Welt, in der die Pferde zu willenlosen Maschinen degradiert werden.
Wer mit einem Pferd kommuniziert und die Form des Monologes wählt, der macht das Pferd kleiner. Wählt er/sie die Form des Dialoges, so können beide daran wachsen - Mensch und Pferd. Sie können nicht nur zusammen wachsen, sondern auch zusammenwachsen. | Damit kommen zwei neue Gedanken in die Diskussion: Einmal der der persönlichen Entwicklung, und dann der der Freundschaft. Vielen Pferdetrainern ist aufgefallen, daß sie eigentlich mit den Menschen arbeiten (oder arbeiten müßten), daß die Pferde eigentlich so, wie sie sind, schon okay sind.
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