Verbreitung der Mustangs Quelle: » Wild horses

Es ist, wie immer, alles reichlich kompliziert. Je mehr ich lese, desto komplizierter und interessanter wird die Sache.

Wir beschäftigen uns hier mit Pferden, und häufig stellen wir fest, dass der Bestand einer Rasse gefährdet ist. Das betrifft aber auch Menschen, und speziell die Indianer.

In Utah und Idaho lebten 1996 noch genau 383 Shoshoni. Es gibt Stämme in Utah mit wesentlich weniger als 50 Mitgliedern.

Die Shoshoni spielen im Zusammenhang mit den Mustangs eine große Rolle. 1541 haben die Shoshoni den Spanier Coronado beobachtet, der sich den Colorado River hinaufarbeitete.

Die Spanier haben sie beeindruckt, aber letzten Endes waren das Männer wie sie selbst. Ehrfurcht flößten ihnen die Soldaten auf den großen Tieren ein. Die Nachricht verbreitete sich wie ein Präriefeuer. Fremde Männer auf großen Hunden lungerten im südlichen Ödland herum. Hunde waren nämlich die einzigen Tragtiere, die die Shoshoni kannten.

Sofort begriffen sie, dass sie ein Mittel für Reichtum und Größe vor Augen hatten. Monatelang beobachteten sie die Spanier und kamen zu dem Schluss, dass sie schon lange ein solches Tier reiten könnten, wenn die schwerfälligen Fremden das zustande brachten.

Es war ziemlich einfach, eins zu fangen, denn Coronado hatte eine Linie von 900 Meilen zu unterhalten, als er die südwestlichen Ebenen durchquerte. In sehr kurzer Zeit wurden die Shoshoni vollendete Pferdeleute. Kleine Einheiten auf schnellen Pferden unternahmen Ritte von 800 Meilen am Stück.

Das war nichts Besonderes für Leute, die diese Reisen zu Fuß zurückgelegt hatten. Die Shoshoni hatten nämlich jahrhundertelang ein ausgedehntes Handelsnetz mit den Azteken gepflegt, die zu ihrer Sprachfamilie gehörten.

Das wundert mich nicht, denn auch in Europa hat es schon ausgedehnte Handelsbeziehungen über Tausende von Kilometern gegeben, bevor man sich der Pferde bedient hat.

Mit der Hilfe der Pferde konnten die Shoshoni ihren Handel schneller, leichter und besser bewältigen, größeres Wild jagen und größere Familien ernähren. Natürlich ergab sich auch eine militärische Überlegenheit über die Nachbarstämme. Schließlich wurde das Pferd selbst zu einem Handelsobjekt.

Sulphur Mustangs, Utah, © » Ron Roubidoux

Die Spanier errichteten Missionsstationen im nördlichen Mexiko, Texas und dem amerikanischen Südwesten.

Die Tiere wurden nicht eingezäunt und wanderten über die großen Flächen, die die Missionen beanspruchten. Es war deshalb einfach, Hunderte von Pferden einzufangen und wegzutreiben.

Nachdem die Spanier die Azteken vernichtet hatten, bekamen die Hopi, ebenfalls Mitglieder der Shoshoni-Familie, den Druck der Eroberer zu spüren. Sie haben ihn 75 Jahre lang ausgehalten. Im Jahre 1675 schließlich haben sie die nördlichen Kriegslager der Shoshoni um Hilfe angerufen. Tausende von Pferden in Santa Fee lockten die nördlichen Shoshoni als Beute.

Ende Juli 1680 kamen 500 Shoshoni nach einem 29 tägigen Marsch im Hopi Pueblo Kisa’ kobi an, der fast menschenleer war. Am 10. August 1680 ernteten die Spanier die Saat der Grausamkeit, die sie gelegt hatten. Ein Fünftel der 2500 spanischen Siedler in Santa Fee wurden umgebracht.

George Catlin, Komantschen zeigen ihre Reitkunst

Der Rest floh entlang des Shoshoni Handelswegs, der jetzt Totenmann-Straße genannt wurde (Deadman's Road), und rettete nur das nackte Leben.

Der Erfolg weckte den Appetit der Shoshoni nach Pferden und Blut. Sie unternahmen systematische Raubzüge, teilweise Hunderte von Meilen nach Mexiko hinein, und erbeuteten manchmal 1000 Pferde.

Das ist eine Menge! Das muß man sich mal vorstellen! Die muß man zusammenhalten! Das ist nicht einfach - da gehen auch welche verloren! Die Pferde wurden bis nach Oregon getrieben, in die Blue Mountains.

Diese Sache war so lukrativ, dass die Truppe sich entschloss, da unten sesshaft zu werden und als Bindeglied für die nördlichen Shoshoni zu dienen. Diese Shoshoni waren die vierte Gruppe, die sich von der Mutternation abspaltete. Sie nannten sich Kansas. Die Europäer nannten sie Komantschen.

Von denen und ihren überragenden Reitkünsten haben wir in der letzten Woche gehört (› Ende und Neubeginn). Das also sind die berühmten Komantschen! Eine Gruppe von Raubrittern oder Wikingern, die sich frech einfach das nimmt, was sie haben will, und ungestraft damit durchkommt.

Zierlicher Kiger Mustang » Kiger Horses Pictures

Spanischer Typ, Beine mit Zebrastreifen » Sulphur's Chance

Die spanischen Pferde waren zweifellos die ersten, die in die Wildnis entkommen konnten. Später haben sich natürlich alle möglichen anderen Rassen dazugesellt, z. B. Kaltblüter, die als Zugpferde gebraucht wurden.

Die spanischen Pferde sind relativ klein, und auch viele heutige Mustangs sind recht klein. Die Indianer wurden wegen ihrer kleinen Pferde belächelt, aber die waren sehr wendig und hatten Cowsense. Beim Einsatz spanischer Pferde im Stierkampf können wir die Wendigkeit bewundern. Da kommt der Cowsense her.

Die amerikanische Regierung brauchte Pferde für das Militär, und die sollten größer sein. Also schickte man Vollblut-Hengste in die Wildnis und knallte die spanischen Hengste nach Möglichkeit ab. So haben es die Lipper Fürsten mit den Senner Pferden gemacht.

Als dann im 19. Jahrhundert die Prärie besiedelt wurde, haben die Rancher mit derselben Methode versucht, Einfluß auf die Entwicklung der Mustangs zu nehmen.

Ende des 19 Jahrhunderts hat sich die amerikanische Regierung für Zugpferde interessiert, in Europa Friesen angekauft und in die Wildnis entlassen.

Man staunt und wundert sich nicht mehr, dass heute von einem einheitlichen Rassetyp keine Rede sein kann. Niemand weiß, wie viele Einkreuzungen wirklich vorgekommen sind. Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts war der spanische Mustang so gut wie ausgestorben.

Desto erstaunlicher, dass Populationen gefunden worden sind, die sehr einheitlich wirken. Das hat vermutlich mehrere Gründe. Zum einen sind Pferdeherden recht klein. Die Bilder der Westernfilme mit Hunderten von Pferden entsprechen nicht den natürlichen Gegebenheiten.

Eine Herde besteht aus einem Hengst und einigen Stuten, mit den Fohlen zusammen meistens um die 10 Tiere. Die Stuten treiben die weiblichen Fohlen weg, wenn sie geschlechtsreif werden, was als eine Maßnahme gegen Inzucht gedeutet wird, der Hengst kümmert sich um die Entfernung der Junghengste.

Wenn so ein Hengst ausgewachsen ist, mit 6 Jahren, tut er sich mit einigen Stuten zusammen und beschützt seinen Harem, vor allem gegen andere Hengste. Er geht deshalb meistens am Schluß. Eine Leitstute führt die Gruppe.

Nun scheint es so zu sein, dass nicht nur bei Pferden Individuen zusammenfinden, die sich äußerlich ähneln. Deshalb bleiben Merkmale oft über lange Zeiträume hinweg stabil.

Weiterhin wird vermutet, dass sich durch die extremen Bedingungen in den Wüstengegenden und Gebirgen manche Rassen gegenüber anderen haben besser behaupten können.

Mustang spanischen Typs, aus » Spanish Mustangs & Barbs

Koniktyp, aus » The Importance of Type in Spanish Mustangs

So wird viel über das spanische Pferd der Kolonialzeit und insbesondere die Sorraias spekuliert. Drei Herden gelten als Kandidaten für Überbleibsel dieser spanischen Pferde: die Sulphur Herde in Utah, die Pryor Mountain Horses in Montana und die Kigers in Oregon.

Es wird behauptet, dass diese Pferde sich haben relativ rein halten können, weil sie in unzugänglichen Gegenden gelebt haben.

Es ist verblüffend, dass einige dieser Pferde den Sorraias zum Verwechseln ähnlich sind, andere wiederum für Koniks gehalten werden können und viele einen Aalstrich haben sowie deutliche Querstreifen an allen Beinen.

1977 ist in einer unzugänglichen Gegend in Oregon eine Gruppe von 27 Pferden entdeckt worden, die allesamt falb oder mausgrau waren, den Aalstrich hatten, Zebrastreifen an den Beinen und den klassischen Berberkopf.

Man glaubte schließen zu können, dass diese Pferde sich 400 Jahre lang unvermischt gehalten hatten, natürlich selektiert durch die strengen Anforderungen der Natur.

Die Behörde BLM, die sich um diese Tiere kümmern soll, hat die Gruppe eingefangen und dafür gesorgt, dass dieser nationale Schatz nicht mehr verlorengehen kann. 20 der Tiere sind als Kiger Mustangs freigelassen worden, der Rest woanders hin verbracht, damit nicht durch eine Naturkatastrophe alle vernichtet werden können.

Alle Autoren sind sich einig, dass hier auf jeden Fall eine Genreserve vorliegt, die unbedingt geschützt werden muß. Die Meinungen gehen auseinander in Bezug auf die Frage, ob diese Pferde als Sorraias anzusprechen sind, ob Sorraias eine Unterart sind, wie mit dieser Genreserve umzugehen ist.

So sind einige Autoren und Verantwortliche fasziniert von der Falbfarbe. D. P. Sponenberg beklagt sich darüber, dass wertvolle Tiere ausgesondert worden sind, weil sie nicht diesem Farbschema entsprochen haben.

Hardy Oelke, der sehr an den Sorraias interessiert ist, hält insgesamt nicht viel von den Mustangs: "Die meisten Mustangs sind undefinierbare Kreuzungen entlaufener Hauspferde, und viele davon sind unedel und unharmonisch, um nicht zu sagen häßlich."

Dann setzt er sich kritisch mit verschiedenen Bestrebungen auseinander: "Irgendwann besannen sich ein paar Leute auf die Qualitäten der ehemaligen 'spanischen Mustangs' und suchten einige Pferde zusammen, die sie für solche noch übriggebliebenen spanischen Mustangs hielten. Es entstand das Spanish Mustang Registry, ein Zuchtbuch für solche Pferde, und nach und nach wurden eine ganze Reihe weiterer solcher Organisation gegründet, die alle meinen, den 'wahren Spanish Mustang' zu verewigen; Ihr Anliegen ist aller Ehren wert, aber sie haben zum Teil merkwürdige Richtlinien."

Laut Oelke sind die Sorraias an den Lusitanos und Andalusiern beteiligt. So sind sie denn wohl direkt oder indirekt in die Neue Welt gekommen, auch wenn man damals noch nicht von Sorraias sprach. Und da die heutigen Lusitanos und Andalusier mit den damaligen wenig gemein haben, ist das Genmaterial der Mustangs teilweise interessant.

Die Spanier haben offenbar ihre Pferde zunächst in die Karibik gebracht, dort gezüchtet, weiter nach Mexiko geliefert, und von dort sind sie dann, wie geschildert, durch die Mithilfe der Shoshoni über die gesamten USA verbreitet worden.

Südamerika ist später besiedelt worden, die Pferde wurden direkt von Spanien nach Südamerika verfrachtet. Das erklärt, warum die südamerikanischen Pferde andere Charakteristika aufweisen.

Leserbrief › 1324 zu Ausgabe › 159  Kommentar zu Seite › /159.02/Strichmuster/

31.07.2004 03:08:54

We are American Sulphur Horse Association & Registry. ASHA, is the Official Registry for the Spanish-type Sulphur Horse, existing from the northern Sulphur HMA and captivity born. ASHA is non-profit organization and was formed in 2003 in efforts to preserve, promote, and protect this rare and beautiful Spanish/Iberian horse.

» http://www.americanspanishsulphur.org

 › Webmaster@americanspanishsulphur.org

We can answer your questions about the Sulphur Mustangs. Infact your article (› http://216.239.39.104/translate_c?hl=en&sl=de&u=/159.02/Strichmuster/&prev=/search%3Fq%3DSulphur%2Bhorse%2BMustangs%2BReno%2BNevada%26start%3D20%26hl%3Den%26lr%3D%26ie%3DUTF-8%26sa%3DN) shows one of ASHA's horses. Its the one of the little red horse on the bottom of the page. His name is Max. you have him listed as "Sulphur Hengst " Sulphur Horse photo Gallery"

sherryllynn in North Carolina

Dear Mrs. Lynn,

Thank you very much for your kind annotation. It refers to an article series about Mustangs that I wrote two years ago. This particular part was entitled "Spanish Heritage - Mixed Freely" with subtitle "Are Mustangs a Race?"

Back then, I did some research and used a number of photographs from American Web sites as illustrations, utilizing the fair use convention. The word "Hengst" translates to "stallion".

All articles in this series are, as usual, accompanied by a list of appropriate links, which are given in the text as appropriate, but also as a list at the end of the article. Incidentally, the part of the text that you found is the last part of that article and includes this list at the bottom (Quellen = sources).

Of course, your website is not found there, as it didn't exist back then, but instead the address » www.sulphurs.com/ron.htm referring to an article from Ron Roubidoux entitled "The Sulphur Horses".

Likewise, the picture named "Sulphur Hengst" refers to its source » www.sulphurs.com/gallery01.htm. Unfortunately both of these addresses do no longer exist.

My first thought was that the domain » www.sulphurs.com doesn't exist any longer, but this is not the case. You can still read an article by Hardy Oelke entitled "THE SULPHUR SPRINGS MUSTANGS" at the address » www.sulphurs.com/hardy.htm, so the situation is a little awkward.

Back in 2001, I featured an essay an essay by Hardy Oelke with title "The Sorraia Horse, A Primitive Horse Fights for Survival" (› /114.01), which was followed by the above-mentioned series:

› /157.02/
Wild Horse Annie, A Woman Fights for Wild Horses
› /158.02/
From and to America, Horses and Natives
› /159.02/
Spanish Heritage - Mixed Freely, Are Mustangs a Breed?

Do you have any plans to promote the Sulphur horse in Germany? Do you know Hardy Oelke, are you in contact with him?

Mit freundlichen Grüßen

Gerd Hebrang

Leserbrief › 1328 zu Ausgabe › 159
03.08.04

Leserbrief › 1332 zu Ausgabe › 159
10.08.04

Leserbrief › 1384 zu Ausgabe › 159
25.09.04

Der Verlag sagt über das Buch:

Die feine Art des Westernreitens

Ein ganz besonderes Buch - nicht nur für Westernreiter, sondern für alle, die feiner und klarer mit ihren Pferden kommunizieren möchten. Hier schreibt eine der ganz großen Westernreiterinnen erstmals über ihre Art der Reiter- und Pferdeausbildung: Ute Holm, mehrfache Europa- und deutsche Meisterin in verschiedenen Westerndisziplinen und international erfolgreiche Westerntrainerin.

Die Autorin macht deutlich, dass die erster Schritt zum Erfolg im Kopf des Reiters stattfindet: Klare Zielsetzungen, Verantwortungsbewusstsein, Konsequenz und Fairness gegenüber dem Pferd sind die Grundlagen für ein harmonische Miteinander. Erst dann geht es an die konkrete Arbeit mit dem Pferd.

Ute Holm zeigt, wie man ein präzises Gespür für seinen eigenen Körper und für die Regungen des Pferdes entwickelt, wie man seine Körpersprache exakt einsetzt und wie man das Training sinnvoll aufbaut. Sie erklärt, wie man sich dem Pferd verständlich macht - von der Grunderziehung über die Bodenarbeit bis hin zur Hilfengebung vom Sattel aus -, und sie beschreibt detailliert die Ausführung der verschiedenen Bewegungsabläufe und Lektionen.

Ute Holm begleitet Sie Schritt für Schritt auf dem Weg zur immer feineren Verständigung mit Ihrem Pferd!

Meine Meinung zu dem Buch:
von  › Werner Popken

Dieses Buch ist ein sehr persönliches Buch, und schon allein deshalb gefällt es mir. Ute Holm spricht immer aus eigener Erfahrung. Alle Illustrationen zeigen Ute Holm. Nun könnte man annehmen, dass eine so erfolgreiche öffentliche Person vor allem sich selbst darstellt, aber das ist nicht der Fall.

Die Autorin nimmt sich persönlich sehr zurück, hat den Leser im Blick, den sie nun naturgemäß gar nicht kennen kann. Wer also ist als Zielgruppe anvisiert? Da das Buch sich auf die Grundlagen beschränkt, ist die Antwort leicht: Zielgruppe sind die Anfänger und Umsteiger sowie Westernreiter, die sich vergewissern wollen, ob sie auf dem richtigen Weg sind.

Es geht also nicht um die Ausbildung für den Turniersport, wie man vielleicht aufgrund der Erfolge der Autorin denken könnte. Diese spielen im ganzen Buch, außer bei der Beschreibung der Autorin, keine Rolle. Andererseits kann man natürlich das Turnierwesen nicht außer acht lassen. Wer sich mit dem Westernreiten einläßt, will vielleicht selbst einmal Turniere reiten. Dieses Ziel hat die Autorin durchaus im Auge.

So diskutiert sie zum Beispiel verschiedene Pferderassen in Bezug auf ihre Eignung nicht nur für den Freizeitreiter, sondern vor allen Dingen auch in Bezug auf spätere Leistungsanforderungen. Im übrigen kann man sich das Leben als Westernreiter leichter machen, wenn man eine geeignete Rasse wählt.

Denn wer es ernst meint mit dem Westernreiten, wird um ein eigenes Pferd nicht herumkommen. Und da empfiehlt die Autorin, zunächst einmal einen geeigneten Trainer zu wählen und diesen dann zum Pferdekauf mitzunehmen. Damit wird deutlich, dass das Buch eine erste Orientierung ist, die wesentliche Voraussetzungen klärt und dazu dienen kann, den geeigneten Trainer zu finden und auszuwählen.

Ute Holm hat selbst reichlich Erfahrungen als Trainer und weiß, was alles schiefgehen kann. Viele Anregungen verstehen sich vor diesem Hintergrund. Aufgrund des Buches würde ich annehmen, dass Ute Holm selbst eine hervorragende Trainerin für Anfänger ist. Als Trainerin für Experten ist sie ausgewiesen. Sie betont allerdings, dass Erfolge auf Turnieren für die Qualifikation von Trainern nicht ausreichen.

Man muss also selber die Augen öffnen. Nach der Lektüre des Buches wird man die gröbsten Fehler vermeiden können. In jedem der vielen kleinen Abschnitte wird mit wenigen einfachen Worten eine präzise Anweisung gegeben, oftmals durch ausgezeichnete Fotos ergänzt, gefolgt von den üblichen Fehlern, aus denen man ja auch lernen kann.

Ute Holm scheint ihre Erfolge nicht mit Druck und Gewalt erreicht zu haben. Unter der Überschrift "Wie Pferde lernen" beschreibt sie ihre Methode. Zwar wird hier und da doch das Reizwort Dominanz oder äquivalente Formulierungen verwendet und davon geredet, dass wir Menschen die Leitposition für das Pferd einnehmen müssen, die Methode selbst aber spricht eine andere Sprache.

Menschen haben eben keine Ohren, die sie anlegen können, wie die Autorin bemerkt, stattdessen Arme und Beine und eine Körpersprache, die Pferde durchaus verstehen, meistens sogar besser als die Menschen. Deshalb läßt die Autorin zaghaft durchblicken, dass die Mängel der Menschen das eigentliche Problem in der Kommunikation mit dem Pferd sind.

Die Methode selbst benutzt die Abwesenheit von Druck, um den Erfolg zu belohnen und zu festigen. "Pferde lernen, indem sie immer wieder Situationen erleben, in denen der Druck nachlässt. Dabei darf der Druck nicht zu stark sein - nur eben so intensiv, dass er eine Reaktion hervorruft."

Ute Holm benutzt ein Bild, um ihr Vorgehen zu verdeutlichen: "Ich stelle mir diesen Lernprozess oft wie einen langen, dichten Zaun vor, durch den das Pferd hindurch möchte. Ich biete dem Pferd ein winziges Schlupfloch an, durch das es auf die andere Seite des Zauns gelangen kann - nämlich genau in den Moment, in dem es beginnt, das auszuführen, was ich von ihm möchte."

Es kommt also auf das richtige Timing an. In dem Moment, in dem das Pferd das tut, was der Mensch will, muss der Druck oder das Signal sofort zurückgenommen werden. "Da die Pferde bereits in der Herde durch das Erzeugen und Nachlassen von Druck erzogen werden, ist diese Art des Lernens für sie am verständlichsten und vertrautesten."

Die Autorin geht also davon aus, dass die Pferde nicht oder jedenfalls nicht permanent in Einzelhaft gehalten werden und in einer Herde sozialisiert worden sind und leben. Bekanntlich kann davon leider nicht die Rede sein. Die Realität bei den Westernreitern sieht über weite Strecken genauso wenig rosig aus wie im übrigen (Pferde-)Leben. Hoffen wir, dass dieses Buch dazu beiträgt, die Situation zu verbessern.

In diesem Sinne möchte ich das Buch nicht nur für Westernreiter empfehlen. Die Lektüre ist geeignet, auch bei Pferdeleuten anderer Disziplinen ein Umdenken einzuleiten. Denn, wie schon der Titel andeuten möchte: so sehr unterscheiden sich die Ziele der Westernreiterei nicht von denjenigen, die anderwärts verfolgt werden.

Im übrigen ist Ute Holm auch in der klassischen Reiterei zu Hause, hat in Kanada und den USA gelernt und versucht auch weiterhin, von anderen zu lernen. Sie hat die Prüfung zum FN-Reitwart abgelegt und ist Inhaberin der Verbandstrainerlizenz der PWG (Professional Westerntrainer Germany).

Epona

Trier, Altbachtal
Epona
2. Jh. n. Chr., 41x28 cm, Kalkstein, gefunden 1929
Trier, Rheinisches Landesmuseum

Die Göttin reitet von links nach rechts und hat dabei beide Beine auf der rechten Seite des Pferdes, sie sitzt also wie auf einem Sofa. Mit der linken Hand scheint sie das Pferd zu führen, der rechten hält sie eine Schale oder einen flachen Korb mit Früchten. Die Haare sind gleichmäßig zurückgekämmt und tragen sehr auf, so dass der Eindruck einer Pudelmütze entsteht. Das einfache, weite, halbärmelige Kleid reicht bis auf die Knöchel.

Die keltische Pferdegöttin Epona wurde auch von den Römern verehrt, besonders von den Soldaten. Die meisten Zeugnisse finden sich entlang des Limes, es findet sich aber auch ein Zeugnis von einer Eponaweihung aus Rom. Damit ist sie die einzige keltische Gottheit, die auch in der Hauptstadt des römischen Reiches verehrt wurde.

Meistens reitet sie auf einem Pferd, die Attribute wie Fruchtkorb oder Füllhorn lassen vermuten, dass sie auch als Fruchtbarkeitsgöttin verehrt wurde.


Die Kelten
sind immer noch ein rätselhaftes Volk, das die Phantasien entzündet. Die Rückbesinnung auf diese Wurzeln unserer Kultur ist in vollem Gange.

Kommentar
Von  Werner Stürenburg

Unversehens haben wir uns den letzten Wochen mit den Kelten beschäftigt, und da darf natürlich Epona nicht fehlen. Der Name Epona ist schon mehrfach in der Pferdezeitung erwähnt worden. Eine Suche zeigte mir auch einen › Leserbrief - nanu? Dort wurde verwiesen auf Epona e.V., Reitkurse für Frauen. Ein passender Name.

Denn Epona ist eine keltische Göttin, die immer im Zusammenhang mit Pferden dargestellt wird, in der Regel reitend, und zwar seitwärts sitzend. Im Rasseporträt Connemara wird Epona als › Fruchtbarkeitsgöttin bezeichnet.

Auf der Seite › Die Kelten findet sich die Bemerkung: "Einige der keltischen Gottheiten haben sich bis in den heutigen Sprachgebrauch 'verschliffen', so zB. wurde aus Epona, einer keltischen Göttin, die üblicherweise auf einem Pferd reitend dargestellt wurde, die Namensgeberin für das 'Pony', das heute ein kleinwüchsiges Pferd kennzeichnet."

Das war mir neu, klingt allerdings plausibel.

Herrin der Pferde

Fütterung der Pferde Marmor, 200-150 v.Chr. Szépmüvézeti Museum, Budapest

Mit Füllhorn, gefunden in Alesia

Der Name Epona wird gedeutet als Pferdegöttin oder "göttliche Stute". Wie bei den Kelten üblich, gibt es keine schriftlichen Überlieferungen, so dass wir weitgehend auf Vermutungen angewiesen sind.

Der Grieche Agesilaos berichtet, dass Epona die Tochter einer Stute und eines Mannes namens Phoulonios Stellos ist. Er verachtete die Frauen und nahm sich statt dessen eine Stute.

Diese gebar eine schöne und lebhafte Tochter, die sie Epona nannten und die die Gottheit der Pferde wurde. Epos ist der keltische Name für Pferd.

Im keltischen Legenden ist es wichtig, dass und wie etwas benannt wird. Die Namensgebung durch die Mutter legt nahe, dass die Stute selbst eine göttliche Natur hatte und dass Epona möglicherweise eine ältere Pferdegottheit ablöste.

Druiden sollen sie als Tochter des obersten Götterpaares Teutates und Rigantona, die dem Teutates als weiße Stute erschien,
dargestellt haben.

Kleine Bilder von Epona sind in Ställen und Scheunen in ganz Europa gefunden worden. Figuren der Göttin wurden in Nischen gestellt und mit Rosen geschmückt, manchmal mit dem Schädel einer Stute.

Die germanischen Legionen machten Plaketten von ihr mit einem Fohlen oder ein Fohlen fütternd. Ansonsten wurde sie als Reiterin oder umgeben von Pferden dargestellt, zuweilen auch mit einem Hund, was wiederum auf Heilung bzw. Tod hinweisen könnte.

Es könnte sein, dass sie eine weitere Form der Großen Muttergöttin ist, weil sie öfters mit einem Füllhorn dargestellt wird, dem Symbol der Erde und Fruchtbarkeit.

Sie ist auch mit Schlüsseln dargestellt worden, was auf die Unterwelt hinweisen könnte, wobei sie die Führerin in die Unterwelt wäre, und mit Vögeln, oft ein Bild der glücklichen Unterwelt.

Es kann sein, dass das Weiße Pferd von Uffington mit ihrem Kult in Verbindung steht, aber auch darüber weiß man nichts. Die Verbreitung über das römische Imperium kann mit dem Einsatz keltischer Reiter zusammenhängen.

In Rom hatte Epona einen eigenen Feiertag, den 18. Dezember. Sie hatte einen Altar in der Kaserne der kaiserlichen Leibwache und wurde als Epona Augusta oder Epona Regina verehrt und zu Ehren des Kaisers angerufen.

Mit Hund und Wagen

Modernes Kunsthandwerk › JBL Mailorder

Beihingen, Baden-Württemberg › Epona -The Divine Horsewoman

Epona spielt natürlich in der modernen Frauenbewegung eine große Rolle, wie alle weiblichen Gottheiten.

Eine Amerikanerin hat sich darauf spezialisiert, diese in Gemälden darzustellen (› AMATERASU-Epona). Bei ihr sitzt Epona rittlings und verzichtet auf alle Attribute.

Eine Gruppe von indischen Kunsthandwerkern (› JBL) hat sich auf die Reproduktion von weiblichen Gottheiten spezialisiert. Dort gibt es die › Epona mit Hund.

Die Skulptur ist sehr schön gearbeitet, die Göttin hat ein leichtes, feines Hemdchen an, das reichlich in Falten gelegt ist.

Das Kleid spart ebenfalls nicht am Stoff und hat ein reich gefälteltes Unterkleid. Ihre Haare sind kunstvoll zurecht gemacht, die rechte Hand ist zur Segnung erhoben, die linke greift an den Stirnriemen des Pferdehalfters.

Das Pferd hat eine sehr hohe Knieaktion und geht völlig selbständig, der Hund ahmt das Pferd nach und schaut aufmerksam nach seiner Herrin. Diese ist ganz gelassen, ganz huldvoll, ganz klar und stark.

Das Relief aus Beihingen zeigt in der oberen Abteilung die Göttin bei der Fütterung von 7 Pferden. Unten ziehen drei Pferde einen zweiachsigen Wagen mit Kutscher, der mit einem großen Bottich beladen ist. In der rechten Ecke wird ein Schwein zur Opferung geführt.

Andere Darstellungen, die mir vorliegen, wandeln diese Typen mehr oder weniger kunstvoll ab. Epona ist also die Große Mutter in ihrer Eigenschaft als Ernährerin und Verschlingerin, wobei die letzte Rolle bis auf die Führung zur Unterwelt zurückgenommen ist. Denn ihre Mutter Rigantona herrscht dort.