Nun, nachdem die Vergangenheit fast vernichtet wurde, besinnt sich das amerikanische Volk und versucht zu retten, was zu retten ist. Das klingt pathetisch, trifft die Sache aber vielleicht doch ganz gut.
In der vorletzten Woche haben wir von Wild Horse Annie gehört, deren Anstrengungen zu einem gesetzlichen Schutz geführt haben. Viele Menschen machen sich Gedanken, engagieren sich, kämpfen für die Pferde.
Dass dabei Eigeninteressen ins Spiel kommen, kurzsichtig gehandelt wird, liegt in der Natur der Sache. So kämpft etwa das Animal Protection Institute vehement gegen das BLM (Bureau of Land Management) und wirft diesem vor, seinem gesetzlichen Auftrag nicht gerecht zu werden und Privatinteressen zu dienen (» Wild Horses: Exposing the Myths).
Das sind z.B. die Interessen der Rancher, deren Rinder 70% des Grases verkonsumieren, während die Pferde lediglich 5% verbrauchen. Das Verhältnis von Rindern zu Pferden beträgt 1000:1, woraus das Institut schließt, dass von einer Überpopulation keine Rede sein kann.
Mehr noch, es wird argumentiert, dass Pferde überhaupt nicht mit Rindern um Weideflächen konkurrieren, da Kühe sich lediglich eine Meile von der Wasserstelle wegbewegen, während Pferde 5 bis 10 Meilen vom Wasser aufhalten, in größere Höhen gehen, auf steilere Hänge und in unzugänglichere Gebiete.
Es gibt aber auch noch weitere Feinde der Pferde. Eine Stadt wie Reno in Nevada breitet sich in die geschützten Gebiete aus. Als Folge grasen die Wildpferde in den Vorgärten.
Hier sind es also nicht die bösen Rancher, sondern ganz normale Leute, die sich für Pferde überhaupt nicht interessieren, aber deren Lebensraum beanspruchen.
Hardy Oelke beklagt, dass das BLM und die privaten Käufer sowie die Züchter sich um zoologisch schützenswertes Material nicht kümmern. Außerdem sei keineswegs gewährleistet, dass durch weitere Einkreuzungen das vorhandene Genmaterial noch mehr zerstört wird.
Vermutlich wird man in Zukunft durch weitere naturwissenschaftliche Untersuchungen genauer herausfinden können, wie denn die Abstammungsverhältnisse sind. Man hat bereits Untersuchungen durchgeführt, die allerdings lediglich die mütterlichen Linien berücksichtigen können.
Eine der vielen Gefahren besteht darin, dass diese Pferde, einmal entdeckt und für wichtig gehalten, durch menschliche Neugier, und sei sie auch wissenschaftlich begründet, so weit beeinträchtigt werden, dass sie ihren Charakter vollkommen verlieren.
Ich fand es doch höchst bedenklich, dass die Pferde mit einem Hubschrauber ins Winterquartier getrieben werden. Das kann nicht gut sein. Anliegende Gemeinden versuchen, die Pferde als Touristenattraktion auszubeuten. Im Internet finden sich genaue Wegbeschreibungen. Unversehens finden sich die Herden in einem Freilichtpark.
Anderswo hat eine Indianerreservation 120 Pferde bekommen und bietet Führungen an (» Wild Horses Return to Cheyenne River). So wandelt sich die Welt. Erst sind die Pferde vernichtet worden, jetzt werden sie dienstbar gemacht. Wenn sie nicht einen Nutzen haben, können sie nicht überleben. Die adoptierten Pferde sind jedenfalls keine Wildpferde mehr.
So schließt sich der Kreis. Aus den verwilderten Pferden werden wieder ganz normale Haustiere. Mit dem ganz normalen Zuchtbetrieb und allem Drum und Dran. Wie das die Menschen so brauchen.
Quellen
Abbildungen Wie angegeben unter Berufung auf das Zitatrecht (Fair Use).
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