Bender, Ingolf
Praxishandbuch Pferdefütterung
gebunden, 351 Seiten, ca. 100 farbige Grafiken, 50 Tabellen, 30 Farbfotos, Format 17x 24,5 cm 2000 · Kosmos Verlag, Stuttgart ISBN 3-440-06904-4
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Der Verlag sagt über das Buch:Vor Ihnen liegt das neue Praxishandbuch Pferdefütterung von Ingolf Bender.
In diesem umfassenden Ratgeber dreht sich unter dem Motto "Ein Pferd ist, was es frißt" alles um die situations-und leistungsgerechte Fütterung. Eine gesunde Ernährung trägt wesentlich zu Wohlbefinden, Leistungsfähigkeit und Vitalität des Pferdes bis ins hohe Alter bei. Das Thema Pferdefütterung betrifft nahezu jeden Reiter und Pferdehalter. Pro Jahr geben sie ca. DM 2.500,-- für Futter aus. Für die rundum richtige Fütterung sind jedoch umfassende Kenntnisse über den Nahrungsbedarf des Pferdes und die verschiedenen Futtermittel nötig.
Mit dem Praxishandbuch Pferdefütterung gibt es endlich einen umfassenden, fundierten, klar verständlichen Ratgeber, der alle Fragen beantwortet. Leicht verständlich, mit praktischen Ratschlägen, zahlreichen Illustrationen, Tabellen und Checklisten. Von der Ernährungslehre und Fütterungstechnik bis zur individuellen und situationsbezogenen Rationsgestaltung informiert das Buch praxisnah und detailliert über das gesamte Wissen rund um die richtige Pferdeernährung.
Eine Fülle an farbigen Grafiken und Tabellen gewährt den schnellen Überblick auch bei komplizierteren Sachverhalten. Praktische Checklisten helfen bei der Rationsplanung.
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Meine Meinung zu dem Buch: von Friedhelm Pohl
von Friedhelm Splett
Nach Neujahr erhalte ich einen Anruf von Sylvia Frevert: "Ein gutes Neues Jahr möchte ich Dir wünschen..."
Das ist aber nicht alles: "Ich habe ein Buch zu besprechen, und zwar über Pferdefütterung. Es sind unheimlich viele Tabellen darin, Informationen über Informationen..."
Mir schwant Böses, habe ich doch gerade mit einem eigenen Buchprojekt begonnen, das jede freie Minute in Anspruch nimmt.
"Kannst Du das nicht für mich machen," bittet mich Sylvia dennoch. Ich habe es geahnt. Aber wer Sylvia kennt, der weiß, daß man ihr nichts abschlagen kann.
"Wieviel Zeit habe ich?" möchte ich daher von ihr wissen. "Sind 2 Monate ok?" schlägt sie vorsichtig vor.
"Gebongt," stimme ich zu. Einen Tag später habe ich das Buch.
Es ist ein umfangreiches Werk, ein Vielfaches von dem von mir benutzten Standardwerk "Pferdefütterung" von Meyer. Aufmachung, Gliederung und Serviceteil bestechen in gewohnter Kosmos-Qualität. Man nimmt ein solches Buch gerne zur Hand.
Ich glaube, daß ich, bevor ich inhaltlich einsteige, einige Worte dazu sagen muß, warum Sylvia ausgerechnet mich bat, dieses Buch zu rezensieren:
Seit 1993 beschäftige ich mich intensiv mit Pferdefütterung. Als Einsteiger in das Metier machte ich die Erfahrung, daß man so viele Antworten über Pferdefütterung erhält, wie man Experten fragt.
Ich möchte soweit gehen, daß mehr Pferdehalter sich für Fütterungsexperten halten, als Autofahrer für "gute Autofahrer", und das will schon was heißen. Als meine 3jährige Quarterstute "Gini", die damals in einem Pensionsstall stand, innerhalb von 4 Monaten 3 Kreuzverschläge hatte, reichten mit die guten Ratschläge! Also: selber schlau machen. Aber wie?
Diverse Seminare, die alle von Futtermittelherstellern angeboten wurden, vermittelten Grundkenntnisse, die aber gemäß der jeweiligen Firmenphilosophie geprägt waren. Viele Tierärzte haben nur ein minimales Standardwissen und so muß man deren Ratschläge gründlich prüfen; sie sind oft längst überholt. Schließlich landet man unweigerlich bei Helmut Meyer. (Anm.d.Red.: nicht bei amazon und buch, aber bei bol und buecher zu haben, DM 48, 1995, ISBN 3489647327.) Die Materie ist ungemein trocken, schwierig und neu für Einsteiger, aber wenn man durchhält, wird man beinahe "süchtig".
Danach hatte ich das Verständnis für die Notwendigkeit von Rationsberechnungen, habe ehrlich gesagt aber nicht eine einzige "zu Fuß" berechnet. Die Tabellen fand ich schrecklich. Ich glaube, daß nur Pferdewirtschaftsmeister in ihrer Ausbildung solche Berechnungen "zu Fuß" machen (müssen)!
Der Durchbruch kam, als in der Freizeit im Sattel ein Test von Fütterungssoftware erschien. Den Testsieger (er ist inzwischen mangels Nachfrage wieder vom Markt) habe ich erworben. Ingolf Bender weist in seinem Buch auf die Problematik dieser Softwareangebote ganz richtig hin:
Ich habe mit einem relativ guten Grundverständnis 1 Jahr gebraucht, bis ich gute und vor allem sichere Rationen errechnen konnte. Und das Programm ist nur so gut, wie es auch upgedatet wird. Und da hapert es gewaltig Also ist die Möglichkeit auch eher theoretisch für den normalen Pferdehalter.
Hinzu kommt, daß das jeweilige Pferd einmal, in der Aufzucht mehrfach gewogen werden muß, und die Futterrationen müssen täglich abgewogen werden. Ich mache das seitdem, und das Resultat ist genauso, wie Ingolf Bender es beschreibt: Die Fütterung hat einen weitaus größeren Einfluß auf Gesundheit und Wohlbefinden- und somit auch Umgänglichkeit unserer Pferde, als man sich das schlechthin vorstellt.
Meine Neugierde auf den Weg, den der Autor bei der Vermittlung dieser komplexen Materie beschritten hat, ist gewaltig, zumal ich in den Jahren so meine eigenen Erfahrungen mit Pferdeleuten und Fütterung gemacht habe.
Ich sehe mir zuerst das Inhaltsverzeichnis an (wie wahrscheinlich jeder Leser)
Kapitel | Seiten | Theorie | 130 | Bedarf | 25 | Futtermittel | 80 | Rationsgestaltung | 45 | Störungen | 25 |
Nanu: Praxishandbuch, und so wenig Rationsgestaltung? Ich verkneife mir, sofort dieses Kapitel aufzuschlagen. Als Leser würden mich die möglichen Störungen als erstes interessieren. Mal sehen, was passiert, wenn ich mich überhaupt nicht kümmere, und falsch füttere:
Ich lese das Kapitel Störungen und bin erschlagen von den Informationen, die der Autor in einer wahren Fleißarbeit zusammengetragen hat. Die Ausführungen über das Immunsystem setzen Maßstäbe, Bender behandelt den Komplex dabei übergreifend, indem er auch auf Haltungs- und Umgangsparameter eingeht Impfschutz, giftige Pflanzen, Magen-Darmstörungen mit Ursachen und Gegenmaßnahmen machen dieses Kapitel ebenso zu einem Nachschlagewerk, wie die Ausführungen über Hufrehe, Abschluckprobleme und Magen-Darm-Parasiten. Ich muß schon sagen, ich fange Feuer für das Buch.
Schauen wir mal weiter: Die Futtermittel
Die Einführung ist sehr theoretisch, aber sehr ansprechende farbige Grafiken, die informativ gestaltet sind, lockern die trockene Kost so gut wie möglich auf. Auch die Fotos sind nach meinem Empfinden sehr gut zur Illustration geeignet.
Um es kurz zu beschreiben: Es ist ein Nachschlagewerk, in dem man aber die erforderlichen Informationen gut aufbereitet findet. Einen spannenden Roman darf man bei diesem Thema jedoch nicht erwarten.
Bei den Möhren halte ich ein: Was ist mit den Nitratwerten? In der Praxis findet man häufig Werte von 100 bis 250 mg/kg Möhren. Sind Mengen von 10 bis 12 kg pro Pferd pro Tag, wie Bender sie für ein 600 kg-Pferd empfiehlt, da nicht bedenklich?
Einen Hinweis hierauf vermissen ich an dieser Stelle und auch unter dem Stichwort Nitrat finden sich keine Ausführungen dazu. Den für Pferde empfohlenen Nitratwert von 50 mg/kg Möhren findet man meines Wissens nur bei Babynahrung.
Auch ein Kapitel über Fette, die seit einiger Zeit in der Futtermittelherstellung eingesetzt werden, fehlt nicht. Das ganze Kapitel ist ebenso wie das Vorherige komplett und liebevoll-sorgfältig zusammengetragen.
Was ich besonders herausstellen möchte, sind die Ausführungen Benders über Fermentgetreide und den Brottrunk. Selber habe ich noch keine Erfahrungen damit gemacht, bin aber so oft von begeisterten Pferdehaltern darauf hingewiesen worden, daß ich mich freue, in diesem Werk gesicherte Informationen darüber vorzufinden.
Eine exemplarische Präsentation handelsüblicher Ergänzungsfuttermittel ist mit den in Tabellen gegenübergestellten Inhaltsstoffen in das Kapitel aufgenommen worden.
Was mir aber für den Praktiker wichtiger erscheint, sind Benders Hinweise auf Fütterungsrisiken infolge kontaminierter Futtermittel durch Fehler bei Abfüllung, Transport und Lagerung. Insbesondere der Lagerung widmet er ein anschauliches und gut illustriertes Unterkapitel. Das muß jeder Pferdehalter wissen!!
Jetzt aber zu der Rationsgestaltung: Ich weiß aus meinen Seminaren, wie schwierig das rüberzubringen ist.
Zunächst werden Fütterungsfaktoren und Grundbedürfnisse behandelt. Das ist insbesondere für Pferdehalter interessant, die eigene Einrichtungen haben. Hier können auch die Anregungen zu Fütterungsmengen-/zeiten und Verdauungspausen aufgegriffen werden.
Der Fütterungsfrequenz kommt eine große Bedeutung zu. Um das Ideal zu realisieren, muß man aber selber füttern und den ganzen Tag Zeit haben. Der Autor weist sehr feinfühlig auf das Spannungsfeld hin, das zwischen den Bedürfnissen von Pferd, Pferdehalter und Pensionsgeber bestehen kann.
Jetzt kommen wir zum Kern des Buches: Herr Bender drückt das mit den "fünf Ws" aus:
- Wie oft,
- wann,
- wo,
- was und
- wieviel
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wird gefüttert? Die ersten drei Ws habe ich in dem Buch bereits hervorragend beantwortet gefunden. Mit jedem Kenntnisstand kann man nachschlagen und wird garantiert sein Wissen immer noch verfeinern können. Es ist wirklich lobenswert, wie gründlich der Autor hier recherchiert hat.
Bei dem "was" haben wir es wahrscheinlich meistens mit Gegebenheiten zu tun, die nur geringfügig abgewandelt werden können. Aber das "wieviel" ist der springende Punkt:
Bender geht sofort sehr praxisorientiert auf den zwangsläufigen Eiweißüberschuß ein, der sich aus der Summe unserer Futtermittel ergibt. Insbesondere bei Weidegang kommt eine "Unbekannte" dazu. Der Überschuß sollte lt. Autor möglichst unter 20 % liegen.
Sehr schön sind die Gründe dafür erklärt. Wieder möchte ich darauf hinweisen, daß unglaublich viele Weisheiten unspektakulär in diesem Werk "versteckt" sind. Ich kann jedem Interessenten nur raten, es einmal ganz zu lesen und sich die Goldkörnchen zu markieren. Bei der Fülle der Informationen findet man sie nicht so schnell wieder.
Die Ermittlung des Pferdegewichts (ein sehr wichtiges Parameter) bietet Bender alternativ über eine Meß-Rechenformel an. Interessant ist dabei, daß er bei Wiegevergleichen nur Abweichungen von 4 % nach oben bzw. unten festgestellt hat!!
So stelle ich mir ein Sachbuch vor! Der Aspekt Erhaltungsbedarf / Leistungsbedarf des Pferdes enthält den wichtigen Hinweis, nicht etwa vorbeugend mehr zu füttern, sondern erst, wenn die Leistung erbracht wurde. Das ist insbesondere für Distanzreiter eine sehr relevante Aussage. Dann wird der Erhaltungsbedarf für zwei Beispielpferde errechnet:
Das ist jetzt eine Arbeit, die keinem Leser des Buches erspart bleibt. Würde ich jetzt minutiös die Schritte der Bearbeitung skizzieren, würden vermutlich einige Leser entnervt abwinken.
Aber das ist der Punkt: Die können ja dann weiter Hafer, Heu und Pellets füttern und unter dem Kapitel "Störungen" nachschauen. Wenn sie sich bzw. ihr Pferd dort wiederfinden, empfehle ich unmittelbar das Kapitel Erhaltungsbedarf.
Und damit schließt sich der Kreis wieder. Fütterung ist eine trockene Materie für Neueinsteiger, aber besser, als der Autor es erklärt hat, habe ich es noch nirgendwo gelesen.
Da muß man einfach durch!
Das gleiche gilt für den Leistungsbedarf. In den Berechnungserläuterungen finden sich wiederum viele Hinweise des Praktikers, die man beherzigen sollte. Insbesondere Besitzer von Hochleistungspferden werden hier so umfassend informiert, daß nach meiner Erfahrung keine Frage offen bleibt. Auch Zugpferde werden nicht vergessen.
Es schließt sich der Bereich Zucht und Aufzucht an. Wenn jemand noch meint, daß er sein Pferd mit dem Auge füttern kann, dann wird er sich bei dem Bedarf von tragender und laktierender Stute, sowie Absetzer aber wundern. Sogar auf mutterlose Fohlen geht der Autor mit Informationen ein, die nicht einmal den Kostenaspekt einer solchen Aufzucht unerwähnt lassen.
Dieses Kapitel überzeugt. Alle Achtung. Wer das als trocken bezeichnet, sollte sich Alternativliteratur anschauen.
Es folgt das Kapitel Bedarf: Hier finde ich die üblichen Tabellen für Pferde in jeder Lebenssituation: Erhaltungsbedarf, Leistungsbedarf, Tächtigkeit, Laktation, Aufzucht. Tabellen für Energie/Proteinbedarf, Mineralstoffversorgung von Pferden in verschiedenen Stadien, Versorgung des Pferdes mit Spurenelementen und zuletzt die Vitaminversorgung sind nach Pferderassen geordnet enthalten. Herausheben möchte ich eine Ausarbeitung über den Muskel: Arten, Aufbau und Funktion – einfach Klasse!! Hier spricht der Biologe.
So, jetzt komme ich endlich zur Theorie, mit der das Buch beginnt. Der Autor mag mir meine unorthodoxe Reihenfolge verzeihen, in der ich mir das Werk erschließe.
Er stimmt den Leser in den Theorieexkurs wie folgt ein: Aufgabe der Ernährungslehre ist die Ermittlung des Nahrungsbedarfs für bestimmte Haltungs- und Leistungszustände sowie die Deckung dieses Bedarfs durch zweckmäßige Fütterung. Die Ernährungslehre gliedert sich in
- Ernährungs- und Stoffwechselphysiologie
- Nahrungsaufnahme, Verdauung, Ermittlungs des Nährstoffbedarfs und der Nährstoffverwertung
- Futtermittelkunde
- Erzeugung, Nährstoffgehalt und Verwendung der Futtermittel
- Fütterungslehre
- Pferdehaltung und –verhalten, Futterrationen, Fütterungstechnik
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Der Biologe erklärt wieder laiengerecht den Aufbau der Zelle, den Stoffwechsel bei Pflanze und Tier sowie die Nahrungszusammensetzung Ich kann versichern, daß man bei der Lektüre garantiert nicht dummer wird.
Die Ernährungsgewohnheiten der verschiedenen Rassegruppen (sogen. Nord- und Südpferde) werden beleuchtet, die Unterschiede herausgearbeitet. Der Verdauungstrakt wird genau skizziert und dem Verdauungsvorgang bei Wiederkäuern gegenübergestellt.
Das muß man wissen, es verschafft einem ein Verständnis für die Quantitäten der Fütterungsgaben, für die Gabe blähender Futtermittel. Im Rahmen der Nahrungsaufnahme des Pferdes hat der Autor sogar über den Kauapparat berichtet. Wer irgend etwas über die Zähne des Pferdes wissen möchte, kann hier beruhigt nachschlagen. Es ist umfassend dargestellt.
Verdauungszeiten im Magen und im Darm sind bis hin zur Ausscheidung anschaulich – mit wissenschaftlichem Anspruch dargestellt. Es folgen Abhandlungen über Energiebedarf und Energieumsatz bis schließlich die einzelnen Nahrungsmittelbestandteile erläutert werden.
Fazit: Dieses Buch liest man nicht mal so eben nebenbei. Das tut man mit einem Buch über Pferdekrankheiten aber auch nicht. Dennoch gehört dieses Buch in den Bücherschrank eines jeden Pferdehalters.
Es ist ein umfassendes, modernes, gut recherchiertes Sachbuch. In dem Lexikon der Fachbegriffe kann man übersichtlich die Aspekte nachschlagen, die einen gerade interessieren. Man würde dem Werk aber nicht gerecht, wenn man es dabei bewenden ließe.
Viele Kapitel sollten Standardwissen aller Pferdehalter sein. Hier erklärt jemand kompetent und informativ die komplexesten Zusammenhänge. Unseren Pferden wünsche ich, daß Ingolf Bender es mit seinem Buch schafft, die Leser an die Taschenrechner zu bringen!
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Bender, Ingolf
Praxishandbuch Pferdefütterung
gebunden, 351 Seiten, ca. 100 farbige Grafiken, 50 Tabellen, 30 Farbfotos, Format 17x 24,5 cm 2000 · Kosmos Verlag, Stuttgart ISBN 3-440-06904-4
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