Angebot für Kalenderwoche 06-23
| Vertrauen � kostbares Gut, das leicht zerbricht Teil 21 | | |
Nachdem wir uns zum Thema �Vertrauensbruch durch grobe oder unverständliche Hilfengebung� in den letzten Wochen ausführlich mit den Zügel- und Schenkelhilfen befasst haben, wollen wir uns nun den Kreuz- und Gewichtshilfen zuwenden. Hier machen sich ja bei den verschiedenen Reitweisen oft recht extreme Unterschiede bemerkbar, trotzdem lassen sich gewisse Grundregeln aufstellen, die jeder Reiter befolgen sollte, wenn er ein harmonisches Zusammenspiel mit seinem Pferd anstrebt.
Ganz egal, ob man ein Verfechter des Leichtreitens ist oder lieber aussitzend auf das Pferd einwirkt, ob man einen passiven Sitz propagiert oder nach altbewährter Manier mit aktiven Kreuzhilfen arbeitet, eine Voraussetzung sollte immer erfüllt werden � das Pferd in seiner Arbeit bestmöglich zu unterstützen und nicht etwa bei seinen Bemühungen, alles richtig zu machen, zu stören bzw. zu behindern.
Nun werden vielleicht viele Leser lachen, da ihnen dieses reiterliche Gesetz wohl eine Selbstverständlichkeit zu sein scheint, doch nur wenige bedenken dabei, dass Pferde nicht nur dann leiden, wenn der Allerwerteste ihres Reiters beim Aufsteigen mit Wucht in den Sattel plumpst oder jeden Galoppsprung bzw. verstärkten Trabtritt laut klatschend bekannt gibt. Es gibt durchaus Sitzfehler, deren sich manche Reiter keineswegs bewusst sind und die oftmals auch von neutralen Beobachtern unbemerkt bleiben, wobei hier sehr häufig die Schuld bei den Reitschulen zu suchen ist.
Beim herkömmlichen Reitunterricht wird auf dieses Thema nämlich viel zu wenig eingegangen, Sitzkorrekturen werden meist nur bei besonders deutlichen Fehlern vorgenommen, ansonsten wird hauptsächlich auf die richtige Zügel- und Schenkelhaltung geachtet. Sitzt man wie ein Mehlsack auf dem Pferd oder lehnt man sich zu weit zurück bzw. nach vorne, wird man durchaus zu aufrechter, strammer Haltung angewiesen, aber nur selten wird es bemerkt bzw. korrigiert, wenn der Reiter ständig ein wenig schief oder verdreht sitzt.
Dass das sensible Pferd dadurch eigentlich unaufhörlich falsche Hilfen bekommt, ist oft sogar dem (unzureichend) geschulten Lehrpersonal nicht klar, oder man nimmt es stillschweigend in Kauf, um den untalentierten, aber zahlenden Kunden nicht zu verlieren. Wenn das Pferd dann �eigenmächtig� irgendwelche Aktionen beginnt oder geforderte Lektionen nicht in gewünschter Weise ausführt, wird es dafür kritisiert oder bestraft, obwohl der Fehler hier eindeutig beim Reiter liegt. Dass das arme Tier dadurch nicht nur verwirrt, sondern auch frustriert und mit der Zeit verärgert wird, sollte bei logischer Überlegung eigentlich jedem Pferdefreund verständlich sein. Wir Menschen würden da wohl nicht anders reagieren.
Um das Vertrauen seines Pferdes nicht zu verlieren, sollte also jeder Reiter ernsthaft bemüht sein, mit seinem Pferd eine Einheit zu bilden, indem er sich im Gleichklang mit ihm bewegt, sich stets im Gleichgewicht mit ihm befindet und sämtliche Gewichtshilfen in eindeutiger, aber keineswegs übertriebener Weise gibt. Nächste Woche werde ich auf einige dieser Punkte noch genauer eingehen.
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