Die Leistung der vier Pferde durch vier Kriegsjahre hindurch war nur möglich durch eine Ausbildung, die auf jahrhunderte langer gesammelter Erfahrung bei der Ausbildung von Pferden beruhte. Die Pferde wurden durch schonende Ausbildung zur Leistung vorbereitet, so, wie es auch heute noch nach den Regeln der nationalen reiterlichen Vereinigung sein soll (FN Richtlinien, Band 1). Nichts anderes ist mit dem Begriff �Klassische Ausbildung' (oder �klassische Dressur') gemeint. Aus dieser früheren Zeit stammt auch der Grundsatz, dass ein Pferd nicht vor seinem vierten Lebensjahr angeritten werden soll, da seine körperliche Entwicklung, vor allem die seiner Gelenke (die Gelenkspalten schließen sich erst mit etwa 5 Jahren), einer früheren Belastung noch entgegensteht. Da in den letzten Jahrzehnten vermehrt englisches Vollblut in unsere deutschen Warmblutrassen eingekreuzt wurde und Vollblüter frühreife Pferde sind (viele laufen Rennen schon als Zweijährige), sind heute auch unsere Warmblüter, die häufig englische Vollblüter in ihrem Pedigree (ihrer Ahnentafel) führen, etwas frühreifer. Ab einem Alter von drei Jahren sollte man mit der Erziehung für ihre spätere Verwendung unter dem Sattel beginnen, ihren Rücken sollte man aber frühestens mit 3 ½ bis 4 Jahren belasten, um Schäden, die sich oft erst Jahre später zeigen, zu vermeiden. Dein Pferd ist sozusagen aus dem Kindergarten in Deine Obhut gekommen. Es kennt das Halfter und auch schon Trense und Sattel. Du hast einen �Vielseitigkeitssattel Richtung Dressur', der ist goldrichtig. Viele junge Reiter, die daran denken, nach der Grundausbildung vor allem Dressur zu reiten meinen, dazu wäre von Anfang an ein Dressursattel notwendig. Das ist aber ganz falsch. Ein moderner Dressursattel ist eigentlich wie eine Gipsschale für Rückengeschädigte! Er zwingt zu einem sehr gestreckten Bein und damit auch zu eingeschränkter Beweglichkeit der Hüften. Bei einem perfekt ausgebildeten Pferd, dem man zu dessen Verstehen keine deutlichen Schenkelhilfen mehr geben muss, sondern es fast aus dem eignen Denken beeinflussen kann, das uns also instinktiv versteht, ist so ein Sattel sicher nicht falsch. Aber selbst bei Dressurprüfungen bis zur mittleren Klasse kannst Du ebenso gut Deinen Vielseitigkeitssattel verwenden. Er hat auch den Vorteil, dass Du ihn nicht nur beim Ausbilden auf dem Reitplatz, sondern ebenso auch im Gelände und über kleine Sprünge verwenden kannst, denn in einem Vielseitigkeitssattel ist das Leichttraben, das im Gelände ja vorherrscht, sehr viel angenehmer als wenn man fest gemauert in einem Dressursattel sitzt. Dein Pferd muss jetzt noch in eine Vorschule gehen, ehe Du mit seiner Ausbildung unter dem Sattel beginnen kannst. In der Vorschulzeit kann man aber immerhin sein Pferd schon anlongieren, an das Auf- und Absitzen gewöhnen und jeweils ein paar Minuten unter dem Reitergewicht auf langen Linien (ganze Bahn oder Zirkel) vorwärts bewegen. Dabei kann man es mit leichten Schenkel- und Handhilfen bekannt machen. Du wirst einwenden, dass Dein junges Pferd zu wenig Bewegung hat, wenn es nur ansatzweise geritten werden soll. Das ist richtig, deshalb will ich Dir jetzt einige Möglichkeiten erklären, die Deinem Pferd (und auch Dir!) genügend Bewegung verschaffen. Hol also Deine junge Stute aus der Box, vom Paddock oder von der Koppel, lege ihr ein Halfter um und führe sie zum Anbindeplatz. Dazu möchte ich erwähnen, dass man, wenn man das Pferd aufhalftert oder auftrenst, möglichst immer neben dem Pferd steht, also neben oder kurz hinter seinem Kopf. Pferde mögen es nicht gern und manche ängstigen sich sogar, wenn der Mensch frontal vor ihm steht und ihm in die Augen schaut. Abgesehen davon kann Dich Dein Pferd auch überrennen bei einem plötzlichen Schreck von hinten. Es wird reflexartig vorspringen und das könnte für Dich fatal ausgehen. So, das Halfter ist geschlossen, den Strick hast Du in der Hand - jetzt binde Dein Pferd an. Wieder ein Rat: Achte darauf, dass die Anbindevorrichtung nicht zu tief sitzt, sondern etwa in Kopfhöhe des Pferdes. Bei tief angebrachten Vorrichtungen bekommt das Pferd, wenn es den Kopf rasch hebt, einen Ruck im Genick und gerät dadurch leicht in Panik. Man muss es erlebt haben, mit welch gewaltiger Kraft ein Pferd in Panik rückwärts am Strick hängt und nicht selten sich verletzt. Überhaupt soll man bei den ersten Anbindeversuchen das Pferd nicht gleich ganz fest binden, sondern den Strick zwar durch den Anbindering führen, aber noch in der Hand halten oder mit einer Schlaufe festmachen, die man mit einem raschen Handgriff lösen kann. (Wenn Du diese �Panikschlaufe' nicht schon kennst, lass sie Dir von einem älteren Reiter zeigen.) Vielleicht ist auch an dem Strick direkt unter dem Pferdekinn ein �Panikhaken', der sich bei einem starken Ruck von selbst öffnet und den man auch mit einem Handgriff lösen kann. Den Strick darf man nicht zu kurz oder zu lang binden, etwa 60 bis 80 Zentimeter Spielraum sollte das Pferd behalten. Am besten ist es, das Pferd über Tage hinweg langsam an das Anbinden zu gewöhnen. Mit der Pflege des Fells, der Nüstern, der Hufe usw. will ich Dich nicht langweilen, das wirst Du vor Deinen Reitstunden im Verein reichlich gelernt haben. Ebenso das Aufsatteln. Ich setze mal voraus, dass der Sattel, den Du für Dein Pferd benutzt, passt. Sicher hast Du erfahrene Reiterkameraden, die das beurteilen können. Oder Du leistest dir durch die Zertrümmerung Deines Sparschweins den Besuch eines Sattlers Eine Sattelunterlage, die verschwitzt ist, verwende möglichst nicht, zu schnell können sich Pferde dadurch Pilzinfektionen holen. Ich habe für meine Pferde immer alte Betttücher doppelt in Unterlagenmaß geschnitten, eingesäumt, durch Nähte kreuz und quer verfestigt und ein täglich frisches Tuch unter der eigentlichen Sattelunterlage verwendet. Man muss dieses Tuch aber mit der Sattelunterlage tief in die Kammer ziehen, damit es beim Reiten nicht auf den Widerrist drückt. Soweit die wichtigsten Vorbereitungen.
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