Die Geräte für Menschen werden überwiegend im Fitneß-Studios eingesetzt und haben lediglich eine Platte. Wenn Olaf Nolting Menschen in sein Gerät läßt, können die sich auf zwei Platten stellen. Pferde stehen natürlich auf vier Platten. Jede einzelne Platte kann separat angesteuert werden. Dabei wird lediglich die Frequenz verändert. Vom Werk aus sind verschiedene Programme eingestellt, es können aber auch individuelle Programme entwickelt werden. Das Programm, das Olaf Nolting mir vorführte, bestand aus vier Varianten zu je einer Minute, wobei dieser Zyklus fünfmal wiederholt wurde, womit das 20 Minuten-Programm absolviert war. Sich einfach auf die Platte zu stellen, klingt so, als müsse man sich nicht anstrengen, und das stimmt in gewisser Weise auch, denn die üblichen Übungen, die man etwa von Krafttraining her kennt, laufen völlig anders ab. Hier reagieren die Muskeln permanent auf die kleinen Veränderungen, und das strengt auch an. Vielleicht ist es ein wenig vergleichbar mit dem Reiten. Für jemanden, der keine Ahnung hat, sieht es so aus, als würde sich der Reiter lediglich tragen lassen. Wenn so jemand eine Weile reitet, spürt er anschließend jeden Muskeln an seinem Körper und hat möglicherweise tagelang Muskelkater. Womit der Beweis erbracht wurde, daß Reiten Sport ist. Gerade bei unklaren Diagnosen lohnt sich vielleicht ein Versuch mit dem Rüttelgerät. Olaf Nolting schildert den Fall eines Pferdes mit Ataxie im Lendenwirbelbereich, bei dem nichts geholfen hatte, inklusive Einrenken und Akupunktur. Das Pferd war höchstens einmal 14 Tage beschwerdefrei, dann fing alles wieder von vorne an. "Am Samstag haben wir es hier gerüttelt, am Montag war Reitunterricht. Der Reitlehrer fragte die Besitzerin ganz erstaunt, was sie denn gemacht habe, das Pferd sei noch nie so gut gelaufen." Die Rüttel-Therapie wurde zunächst zweimal in der Woche, dann einmal in der Woche, dann einmal in 14 Tagen und schließlich einmal in vier Wochen fortgesetzt. Inzwischen ist das Intervall auf sieben Wochen ausgedehnt worden. "Das Tolle an dieser Therapie ist, daß es kein Doping ist, es gibt keine Nebenwirkungen, man kann die Pferde damit behandeln, ohne auf Turnieren Schwierigkeiten befürchten zu müssen", schwärmt Olaf Nolting. "Und außerdem ist es billig", setzt er hinzu, "wir verlangen 30 EUR pro Sitzung, eine Akupunktur kostet 90 EUR." Eine Kundin war ein dreiviertel Jahr von Tierarzt zu Tierarzt gerannt und ganz unglücklich. "Wir haben zwölfmal gerüttelt, dann ist sie auf das Vereinsturnier gegangen und hat den ersten und den dritten Platz gemacht. Die Frau war überglücklich." Kürzlich war Dr. Marquis auf einer Messe in England und hat darüber Kontakt zu einem Springreiter bekommen, dessen Vater international erfolgreich war. Eines seiner Pferde bereitete Probleme. Dr. Marquis hat es gerüttelt, es wurde gesattelt und geritten, und der Vater staunte und wollte nicht glauben, wie das Pferd sich verwandelt hatte. Es könnte also gut sein, daß die Rüttelmaschine bald in allen großen Sportställen zum Alltag gehört, so wie das Laufband oder die Führmaschine. "Laufbänder sind problematisch", erläuterte Olaf Nolting. "Das Pferd muß erst lernen, auf dem Laufband zu laufen. Außerdem ist das Verletzungsrisiko sehr hoch; wenn das Pferd stolpert, ist alles zu spät. Ich habe gesehen, wie in der tierärztlichen Hochschule drei oder vier Assistenzärzte bereitstanden, um gegebenenfalls über ein Seil und eine Umlenkrolle und Bauchgurt eingreifen zu können. Außerdem können Sie das nur mit gesunden Pferden machen. Rütteln können wir auch lahme Pferde, die können Sie nicht aufs Laufband stellen." Lahme Pferde bewegen sich wenig, erläuterte Nolting. Dadurch ist die Durchblutung reduziert und Schlackestoffe werden nicht so gut abgebaut. Durch die Rütteltechnik wird dieser Mechanismus durchbrochen, wodurch der Heilungsprozeß beschleunigt wird. "Man kann also auch ein lahmes Pferd auf diese Weise trainieren, es wird besser durchblutet, der Organismus wird gestrafft. Man darf ja nicht vergessen: Die Zellen des Körpers erneuern sich ständig!"
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