Die romantische Vorstellung vom freien fahrenden Volk, die nicht zuletzt durch ihre Musikkultur weite Verbreitung gefunden hat, verstellt den Blick auf die wahren Bedingungen, die vermutlich nur auf den ersten Blick romantisch aussehen. Das Bildmaterial, das ich f�r diesen Artikel und die Poster dieser Woche gefunden habe, spricht seine eigene Sprache.
| Zur Zeit leben sch�tzungsweise 21.000 Travellers in der Republik Irland, wovon mehr als die H�lfte keinen Zugang zur Kanalisation, elektrischem Strom, Abfallbeseitigung oder flie�endem Wasser haben. [...] Travellers haben eine hohe Kindersterblichkeit und ein hohes Analphabetentum und sie sterben fr�her als ihre se�haften Mitb�rger, aber nicht alle Travellers sind arm und sehr wenige wollen sich wirklich assimilieren. a.a.O. | | | In der erw�hnten Untersuchung wird auch ein interessanter Zusammenhang zur schon mehrfach diskutierten Frage der Beziehung zwischen Iren, Travellers und Zigeunern hergestellt:
| Die ersten Jahre der Republik waren �konomisch schwierig, und eine nationalistische Ideologie eines einheitlichen, kulturell einigen, unhinterfragten katholischen Einheitsstaates wurde als Trost f�r den Verlust der Privilegien, die man als Teil des Empires genossen hatte, entwickelt. Der �bergang vom kolonialen zum nachkolonialen Zustand verschlechterte den Status dieser Minderheit, und interne Spannungen, die durch Verteufelung abgef�hrt werden mu�ten, kamen durch die Abwesenheit der Kolonialmacht zum Vorschein. [...] Die Strategie, eine Distanz zwischen Iren und Travellers zu errichten, bedient sich auch der Worte "Zigeuner" und "Nomade", indem n�mlich die so Bezeichneten als irgendwie fremd gekennzeichnet werden, am deutlichsten bei der Benutzung des Wortes "Zigeuner", weil sie dadurch n�mlich als British denunziert werden (Zigeuner kommen auf den britischen Inseln nur in Wales und England vor). Das Wort Zigeuner spricht ihnen die Zugeh�rigkeit zu Irland ab, und es ist einfacher jemandem gegen�ber grausam zu sein, der au�erhalb der Zugeh�rigkeit des neuen Staates angesiedelt wird, wo die Ideologie des Nationalismus an erster Stelle steht. [...] Es gab nie eine �ffentliche Debatte �ber die Zul�ssigkeit, ein Volk, dessen Kultur m�ndlich tradiert wird, die Schriftlichkeit aufzuzwingen (und noch dazu in der englischen Sprache). [...] Statt dessen war es die Absicht der Regierungspolitik, ihnen das Recht zur Mobilit�t, zur selbstbestimmten Berufswahl und den rechtm��igen Zugang zu �berlieferten Lagerpl�tzen zu nehmen (Findlinge wurden auf vielen �ffentlichen Lagerpl�tzen installiert). Die Regierung versuchte, die Travellers in Gu�formen einer anderen Kultur zu fassen, und war angesichts der katastrophalen Ergebnisse �berrascht. [...] Ihre Position gleicht denen der europ�ischen Zigeuner in mancher Hinsicht. Da ihnen aber niemals eine fremde Abstammung unterstellt wurde, hatten sie nie die exotische, erotische Aura, die auf die Zigeuner projiziert wird - was wiederum der Grund f�r den �rgerlichen irischen Widerstand ist, diese Gruppe als ethnische Minorit�t anzuerkennen. Europ�er m�gen sich unter Umst�nden mit einem entfernten Verwandten zigeunerischer Abstammung schm�cken, um eine gewisse unkonventionelle Haltung zu untermauern, aber Travellers heiraten sehr selten jemanden aus der se�haften Gemeinschaft, und jegliche solche Verbindung w�re bis zum heutigen Tage die Quelle schrecklicher Scham f�r die eingesessene irische Familie. Die Verschiedenheit der Traveller wurde immer als eine unerw�nschte Art von 'Andersartigkeit' angesehen. Umgekehrt wird die Gemeinschaft der Traveller niemals jemanden aus der se�haften Gruppe, der ein Mitglied der Traveller heiratet, als Mitglied aufnehmen, wohl aber deren Kinder. Traveller heiraten Traveller, und ganz selten einmal Zigeuner. � �Citizens of a kind� | | |
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