| | | | |  | Attila, Besitzer Wilhelm Alexander Schöneberg |  |  |  |
| | Also ist es um so wichtiger, daß die Erwachsenen sich gemeinsam mit den Kindern um die Erziehung der Ponies und den Reitunterricht der Kinder kümmern.
In diesem Sinne verstehe ich die Forderung Sieghard Schönebergs, daß das Rückwärtsrichten beherrscht werden muß. Wer soll es den Kindern beibringen, wenn nicht die Erwachsenen, die es wissen müßten. Das Rückwärtsrichten bringt man den Pferden normalerweise zunächst vom Boden aus bei. Wo ist also das Problem?
Die Schwierigkeiten der Teilnehmer beim Rückwärtsrichten und die versuchten Hilfestellungen der Erwachsenen zeigen deutlich, daß an dieser Stelle noch viel gearbeitet werden muß. Die IG Shetland möchte in jeder Hinsicht die Qualität verbessern, nicht nur in Bezug auf das Zuchtziel, sondern auch in Bezug auf die Verwendungsfähigkeit und den Ausbildungsstand von Mensch und Tier.
Zwar muß die Sache immer noch jedem Spaß machen (Friedrich-Wilhelm Schöneberg: "Kein Kind darf weinen!"), die Anforderungen sollen aber klar definiert werden und orientieren sich an den Standards des großen Sports.
Der angestrebte Mechanismus ist der des gesunden Wettbewerbs, den ich hier erleben konnte: Alle sind mit Eifer und Interesse dabei, jeder möchte sich verbessern, aber darauf vertrauen können, daß er in seiner Eigenart akzeptiert wird. Faulheit, Nachlässigkeit, Schlendrian gelten jedoch nicht.
Eine Demonstration dieser Haltung, die offensichtlich auch zur erfolgreichen Führung eines großen Unternehmens befähigt, lieferte Schöneberg Senior spontan.
"Ein schönes Pferdchen", sagte er anerkennend zu einem Mädchen mit einem Rappen. "Ja," erwiderte es, "das gehört Ihnen." "Das weiß ich. Ich kenne meine Pferde. Wer bist du denn, dich kenne ich noch nicht."
Das Mädchen war erst seit kurzer Zeit beim Stall Schöneberg und durch eine Freundin dahingekommen. Der Chef kennt nicht nur seine Pferde, sondern auch seine Mädchen. Gleich ergriff er die Chance, die Fähigkeiten der neuen Mitarbeiterin zu testen: "Trab uns mal was vor!" Und dann zu verbessern: "Du machst es falsch. Wenn du eine Wendung gehst, mußt du außen sein. Das geht viel besser, das Pferd weiß sofort, was du willst. Komm, ich zeige es dir. Nun mach es mal vor!"
Anscheinend war das Mädchen nicht gewohnt, so herangenommen zu werden. Sie hat zwar getan, was er wollte, wußte aber nicht so recht, ob sie es gutfinden sollte, so herumkommandiert zu werden. Dann streichelte sie das Pferdchen und wies auf ein Haarbüschelchen hin, das keck aus dem gleichmäßigen Fell hervorstand und ihr offenbar Sorgen machte. Und wieder brachte Schöneberg dem Mädchen etwas bei: "Das mußt du auszupfen, so!" Und machte es gleich selbst vor, bis das Fell auch an dieser Stelle gleichmäßig aussah.
"Der Bauer hat einen neuen Knecht; er braucht keine Besen mehr zu kaufen." Das Mädchen verstand nicht. "Na, der Knecht fegt einfach nicht, er ist faul, deshalb braucht der Bauer keine Besen zu kaufen." Faulheit ist Schöneberg ein Dorn im Auge. Die Pferde müssen gewaschen und geputzt, die Stallgasse gefegt, die Autos poliert sein.
Hohe Anforderungen sind die Vorbedingung für Befriedigung. Was keine Anstrengung kostet, macht auch keinen Spaß. Und Spaß wollen wir ja haben. Die Impulse, die ich bei Friedrich-Wilhelm und Sieghard Schöneberg wahrzunehmen glaube, durchdringen aber die gesamte Interessengemeinschaft, soweit ich das in diesen wenigen Stunden feststellen konnte. Man weiß, daß viel zu tun ist, daß es ein Fehler wäre, zu viel auf einmal zu verlangen, daß es aber genauso falsch wäre, die Anforderungen gar nicht erst zu formulieren. Sehr eindrückliche Beispiele dazu bringe ich in der nächsten Woche.
Quellen
Fotos
© Gerd Hebrang | |