Aber es half alles nichts, der Zahn der Zeit war härter und im Sommer 1998 hörte ich auf, sie zu reiten. Sie wurde bis dahin zwar in der Box gehalten, kam aber den ganzen Tag auf die Weide.
Ich habe mich zudem nicht getraut, sie in die 30-köpfige Pferdeherde zu lassen - noch zu gut konnte ich mich an die früheren Versuche erinnern.
Sie mochte zudem den ruhigen Platz in ihrer Box, doch jetzt wurde auch dieser halbe Tag stehen untragbar: Ihre Gelenke, vor allem ihre Knie, wurden permanent schlechter und sie musste Bewegung haben.
Und weil es gerade 2 Fohlen gab, die noch zu jung waren, um sie ins enge Winterpaddock der Herde zu lassen, erkoren wir Bella zur Fohlentante.
Sie bekam mit ihren beiden Fohlen also einen eigenen Offenstall und war zu Anfang gründlich beleidigt, immer diese lästigen jungen Pferdchen um sich erdulden zu müssen. Das legte sich aber nach ein paar Wochen und allen war geholfen.
Die Kleinen sollten im Frühjahr, wenn die Koppeln wieder offen sind, zur Herde. Also blieb uns nichts anderes übrig: Bella muß auch dazu, auch wenn es schwierig für sie wird, denn für eine separate Pferdegruppe fehlte der Platz.
Anfang Mai war es dann so weit. Alle hatten nur das frische Gras im Sinn, und keiner kümmerte sich um die alte Stute, die da mit ihren beiden "Pflegekindern" auf einmal mit herumlief.
Und Bella war nun endlich vernünftig, sie akzeptierte sehr schnell ihren Platz am unteren Ende der Rangordnung und hatte daraufhin auch ihre Ruhe.
Und was ich nicht mehr für möglich gehalten hatte: Es ergaben sich sogar kleine Freundschaften, wie zu einem ruhigen, friedlichen Wallach, mit dem sie dann umherzog.
Also war jetzt auch das geschafft: Bella konnte, vielleicht das erste Mal in Ihrem Leben, unter Artgenossen ganz Pferd sein.
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