Der Stall mit dem Offenstallplatz hatte jedoch sehr viel Weidefläche. Wir konnten mit einer sorgfältig ausgesuchten Gesellschaft von drei Mitbewohnern erreichen, dass es wenigstens keine Keilereien mehr gab.
Eine Bindung hatte sie in all den Jahren aber nur mit Simone, ihrer Mitstreiterin der ersten Jahre und dem alten Wallach meines Bruders, der leider nach einem Knochenbruch sterben musste.
In den kältesten Wochen des ersten Winters als Robustpferd musste sie noch in den Stall, weil sie sonst erfroren wäre, die Jahre danach bekam sie aber ein Winterfell wie ein Teddybär.
Im Jahr 1995 hat sich für mich und für Bella sehr viel verändert. Die langjährige Beziehung zu meiner damaligen Freundin ist im Sand verlaufen, wir hatten nichts mehr gemeinsam und trennten uns in Freundschaft.
Die kurze und heftige Affäre, die ich danach zu einer Frau aus unserer Wanderreiterclique hatte, ging zu Bruch und ich konnte zudem nur noch selten mitreiten, weil Bella einfach nicht mehr so fit war.
So zerbrach sehr bald, was ich viele Jahre als Freundschaft angesehen hatte. Es gab meines Wissens nur einen einzigen Menschen, der sich nach meinem Ausstieg aus der lokalen Wanderreiterszene nach mir erkundigt hat: Sigi aus Kaufering, einer der ganz wenigen Leute, die mir geholfen haben, ohne jemals eine Gegenleistung erhalten oder erwartet zu haben.
Er hat mein Pferd fast umsonst aufgenommen, als es wochenlang Weidegang zur Hufkorrektur brauchte und er hat mir sein Pferd samt Anhänger geliehen, damit Inge Cornelssen mit ihrer geliebten Bella und mir auf einen Wanderritt gehen konnte.
In diesem Vakuum lernte ich dann Claudia kennen und seit 1997 sind wir ein Ehepaar. Beruflich änderte sich auch alles. Nach mehr oder weniger intensiver selbständiger Arbeit im Elektrohandwerk - parallel zu meinem Aufbaustudium zum Wirtschaftsingenieur - konnte ich in ein großes Projekt in München einsteigen, musste jetzt aber täglich von Weilheim nach München pendeln.
Und Bella? Sie war die Leidtragende der ganzen Situation. Ich hatte nur noch wenig Zeit, sie konnte nur noch selten geritten werden und kein Tierarzt konnte eine definitive Diagnose für ihre immer wiederkehrenden Lahmheiten stellen.
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