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Editorial zu Ausgabe 454

 
W. Popken im Fenster
Selbstportrait 08/2004
 
 
09.12.2007

Zigaretten

In dieser Woche habe ich schon mehrfach eine neue Sorte Spam bekommen:

Billige Zigaretten

Guten Tag, Michael Zigendroft.
Wir bedanken sich bei Ihnen für das eingeschickte Brief.

Die Besonderheiten unseres Shops:
- Der Preis für eine Packung der Zigaretten vom 1,5 Euro
– Die kostbare Ablieferung beim Bestell von 50 Euro
- Die Orientierung auf die West-Europa-Länder.

Für mehr Informationen klicken Sie hier http://yourcigs.info
>Guten Tag! Ich möchte über Ihr shop, das sich am Verkaufen der Zigaretten spezialisiert, mehr wissen
>
> Michael Zigendroft
--
Hilfeteam.

Für dieses Editorial habe ich mir die Mühe gemacht, die beworbene Internet-Seite zu besuchen. Wie üblich präsentiert man ein Foto, interessanterweise in schwarzweiß. Man sieht einen jungen Mann inmitten einer Qualmwolke. Selbstverständlich hält er eine brennende Zigarette demonstrativ vor sein Gesicht, die Augenbrauen sind angespannt zusammengezogen, als würde der Zigarettenrauch die Augenschleimhaut doch ein wenig reizen - aber nein, der Typ hat sich ja hinter seinen Brillengläsern verschanzt und versucht, extrem cool zu wirken.

Bei mir kann das gar nicht verfangen. Er tut mir nur leid. Wie sagte mein Steuerberater nach seinem Herzinfarkt? "Ich habe ja geraucht, als würde ich dafür bezahlt werden!" Dabei war es natürlich genau umgekehrt, er hat kräftig dafür bezahlt, daß er rauchen durfte. Und warum wollte er so gern rauchen? Weil er mußte. Er war nämlich süchtig. Sein Körper verlangte nach diesem Gift, und er mußte sich fügen. Da halfen auch kluge Gedanken und Einsichten nichts.



Geist und Fleisch

Bekanntlich ist das Fleisch schwach und regiert den Geist. Es ist erstaunlich, wie ein einfallsreich der Geist werden kann, werden muß, wenn das Fleisch es verlangt. Wann immer ich mit Rauchern zu tun hatte, waren diese damit beschäftigt, ihre Sucht zu bagatellisieren, zu rechtfertigen, zu verharmlosen, zu verteidigen. Wenn es nicht so ernst wäre, könnte man es komisch finden.

Gestern Abend standen drei Mädchen vor mir an der Kasse des Supermarkts, mächtig aufgedonnert, eigentlich schon deutlich hurenmäßig, mit einigen Flaschen harten Alkohols und Orangensaft. Auch die taten mir sehr leid. Sie würden sich mit diesem Zeug betäuben und vermutlich Dinge tun, die sie entweder sehr bedauern würden oder die im nüchternen Zustand viel schöner gewesen wären. Warum taten die sich das an?

Die Sucht ist mitten unter uns. Es sind immer wieder die illegalen Drogen, die allgemeine Empörung hervorrufen, aber das ist ganz unangemessen. An illegalen Drogen sterben relativ wenige, an Alkohol und Nikotin aber sehr viele. Alkohol und Nikotin sind mitten unter uns, nicht zu übersehen im Supermarkt, in der Tankstelle, im Flughafen. Die Schweden unternehmen Butterfahrten nach Deutschland, um sich hier mit Alkohol einzudecken.

Es ist noch gar nicht so lange her, daß man hierzulande zum Frühstück nicht Kaffee oder Tee, sondern Bier trank. Alkohol entsteht natürlicherweise und macht verderbliche Lebensmittel haltbar. Im Zeitalter des Kühlschranks ist man allerdings auf diese Art der Konservierung nicht mehr angewiesen. Auch die Pökeltechnik ist Schnee von gestern und längst out. Das kann also nicht der Grund dafür sein, daß die Alkoholkonsum so groß ist.

Abgesehen von den Süchtigen, die trinken müssen, scheint es gerade der Kontrollverlust zu sein, der die Menschen reizt. Der Arzt, Komiker und Kabarettist von Hirschhausen sprach davon, daß die Menschen ihr Gehirn mit Hilfe von Alkohol gern auf "Stand-by" schalten (» "Autos sind und bleiben Phallus-Symbole"). Das könnte es sein. Einmal nicht verantwortlich sein, sich einmal gehen lassen, einmal die Sorgen ertränken.



Sucht und Kontrollverlust

Inzwischen wissen wir ja ziemlich gut Bescheid über die chemischen, biologischen und physikalischen Prozesse, die durch alle möglichen Drogen ausgelöst werden. Es scheint auch so zu sein, daß eine Erklärung dafür gefunden worden ist, daß manche Menschen anfälliger für Sucht sind als andere - so wie manche Menschen leichter einer bestimmten Krankheit zum Opfer fallen. Es sind anscheinend Erbanlagen, die Gene.

Ich frage mich aber, ob man ein Opfer seiner Gene ist oder Herr seines Schicksals, zumindest in dieser Frage. Sigmund Freud kann man noch zugute halten, daß er nicht wußte, was Sucht wirklich ist und daß mit Kokain nicht zu spaßen ist. Er hat Kokain selber gerne genutzt und Freunden, Bekannten und Patienten empfohlen. Natürlich ist er süchtig geworden; ob er sich dessen bewußt war und erkannt hat, daß Kokain notwendigerweise süchtig macht, ist mir nicht bekannt. Heute aber kann niemand Unwissenheit vorschützen. Wer mit dem Feuer spielt, darf sich nicht wundern, wenn es brennt.

Nun ist es nicht ganz offensichtlich, aber ich glaube doch, daß die Menschheit sich allmählich weiterentwickelt. Zumindest werden die Autos immer besser. Aber ich glaube, daß sich auch Ethik und Moral, Verantwortungsbewußtsein und Gewissen, Einsicht und Erkenntnis gegenüber früheren Jahrhunderten deutlich weiterentwickelt haben. Daher hoffe ich auf bessere Zeiten, wo jedermann weiß, daß solche Sachen einfach nur unangenehm und schädlich sind, daß man solche Erfahrungen besser nicht macht, daß das Leben einfach viel schöner und leichter und weniger schmerzhaft ist, wenn man davon die Finger läßt.

Daß die bösen Buben mit verlockenden E-Mails und anderen Methoden versuchen, Opfer zu finden, ist eine andere Sache. Das dürfen die ja auch, wenn sie sich schlechtes Karma erwerben wollen. Man braucht aber nicht mitspielen und Opfer werden. So gesehen bin ich doch sehr froh, daß mein Vater kein Bierbrauer war und ich erst gar nicht in Gewissensnöte kam. Übrigens soll es angeblich sehr einfach sein, seine Süchte zu besiegen. Wenn man sich selbst nicht mehr leiden kann, wenn man es wirklich satt hat, wenn man genug gelitten hat, hört man einfach damit auf. Ich habe schon mehrere Leute sagen hören, daß es nicht schwer war. Nun gut, das waren Raucher, mit dem Alkohol ist es wahrscheinlich viel schwieriger. Aber die Anonymen Alkoholiker zeigen ja ebenfalls, daß es im Prinzip geht. Insofern werte ich das alles ebenfalls als Zeichen der Hoffnung.

PS: Noch ein positives Zeichen - vor 50 Jahren haben die Helden im Film geraucht. Heute rauchen die Bösewichter, die schwachen Charaktere, die unangenehmen Persönlichkeiten. Das finde ich interessant.

 
Chefredakteur und Herausgeber
 
 




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