Ein Highlight, von dem ich unbedingt erzählen muß, sind die tropillas (sprich Tropischas):
Ein Gaucho reitet einen Wallach und führt eine Leitstute als Handpferd, die eine Glocke ähnlich den Kühen auf der Alm um den Hals trägt. Eine Gruppe von bis zu 8 Wallachen gleicher Farbe wird auf diese Stute geprägt.
Niemand erzählt, wie das gemacht wird, es ist ein Geheimnis. Allerdings hat man mir hinter vorgehaltener Hand gesagt, daß dies mit Druck erreicht wird, indem man das Weggehen von der Stute sanktioniert.
Diese Wallache halten sich dann quasi auf Tuchfühlung zueinander und zu der Stute. Die Glocke und die Stimme mit Kommandos des Gauchos sind relevant für das Verhalten.
Der Gaucho kann jede Figur reiten, und ist sie noch so eng, die Wallache vollziehen sie mit. Schließlich werden etwa 200 Wallache in eine Arena getrieben und vermischen sich - ein einmaliges Spektakel.
Dann reiten die Gauchos mit ihren Stuten gleichzeitig ein und suchen ihre tropilla zusammen.
Die tropilla ist ein Showbild mit langer Tradition. Es gibt kaum eine estancia (Ranch zur Rinder- und Pferdezucht, die oft Größen von 5000 Hektar und mehr hat), die keine eigene tropilla unterhält. Der Ehrgeiz eines jeden Verwalters ist es, eine gute tropilla zu kreieren.
Die ganze tropilla hat einen Wert von etwa 10.000 $. Das ist für den Gaucho sehr viel Geld, denn er verdient im Schnitt lediglich 400 - 500 $ im Monat. Das einzelne Pferd der Gruppe hat nicht eingeritten einen Wert von 300 $.
Ausgebildete Arbeitspferde kosten 600 $, mit Farbbonus maximal 1.000 $.
Für 2.000 $ erhält man ausgesuchte Superpferde, die einem das Herz höher schlagen lassen.
Während unserer Reise hätte ich mühelos einen Transport von 12 Pferden zusammenbekommen, die auch bei uns verwöhnte Herzen hätten höher schlagen lassen. Aber bei einem Dollarkurs von ca. 2,40 DM und Transportkosten von 5.000 $ für 4 Pferde läßt man den Gedanken an Pferdekauf gegenwärtig schnell wieder fallen.
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