Es liegt in der Natur der Sache, daß Verkäufer einen möglichst hohen Preis erzielen wollen, während Käufer möglichst günstig einkaufen möchten. Der ganze Handel lebt davon, günstig einzukaufen und teuer zu verkaufen. Günstig und teuer sind aber relative Begriffe. Wer billig einkauft, kann vielleicht teurer verkaufen, aber die Spanne dürfte relativ gering sein. Wer teuer einkauft, kann vermutlich sehr viel teurer verkaufen, wodurch sich eine sehr viel interessantere Spanne ergibt.
Diese Überlegung hat gar nichts mit Pferden zu tun, sondern mit Marktmechanismen. Wer teure Immobilien verkauft, wird in der Regel schneller reich als derjenige, der sich mit billigen Objekten beschäftigen muß. Wer billige Ware verkauft, muß Stückzahlen bringen, damit sich die Sache rentiert. Dieser Weg ist durchaus attraktiv, wie die Gebrüder Albrecht (Aldi) und viele andere bewiesen haben. Kann man im Pferdemarkt Stückzahlen erzielen?
Insofern fragt es sich, ob es sinnvoll ist, sich mit billigen Pferden zu beschäftigen. Selbstredend muß man zunächst einmal das Kapital besitzen, um auf dieser Ebene überhaupt mitspielen zu können. Dann aber dürfte sich ein hoher Einsatz vermutlich mehr lohnen.
Meine Spekulation findet eine gewisse Bestätigung durch die Diskussion der Nebenumstände in dem Artikel, der Ausgangspunkt meiner Betrachtungen war. Auf Seite 10 der November-Ausgabe werden verschiedene "Vorbehalte" diskutiert, zum Beispiel die Meinung, daß spät geborene Fohlen schwer zu verkaufen sind, weil der Markt schon früh gesättigt ist.
| Falsch! Spät geborene Fohlen haben das durch nichts zu ersetzenden Glück, sich ihre Beine in ihren frühen Kindertagen nicht in Ställen krumm stehen zu müssen. Das Glück der späten Geburt sind Luft, Licht und Laufen auf satten Weiden. Qualität äußert sich nicht in Lebensmonaten, sondern in Lebensumständen! Und Qualität erkennen Sportler und Züchter auch in Fohlen, die wie die in dieser Kollektion sämtlich nach dem 1. Juni geboren sind. DER HANNOVERANER Nr. 11/78. Jahrgang | | |
Aber Moment mal - eben wurde ein Springpferd für 180.000 EUR versteigert, jetzt reden wir über Fohlen? Genau. Gekoppelt an die Auktion mit den 86 Erfolgspferden fand eine Fohlenauktion statt. Diese Koppelung ist eine kreative Erfindung des Verbands, die durchaus umstritten ist. Der Autor zitiert den Verbandspressesprecher Dr. Enno Hempel, der das vermeintliche Anhängsel im Gegenteil für das i-Tüpfelchen der Herbstauktionen hält:
| Immer wieder stellen wir fest, daß Aussteller, die ein Reitpferd soeben gut verkauft haben, einen Teil des Erlöses sofort re-investieren, indem sie ein Fohlen ersteigern. Und dann sind dann noch die Enttäuschten, die bei der Pferdeauktion nicht zum Zuge kamen und sich sagen, okay, dann nehme ich eben ein gutes Fohlen mit nach Hause. a.a.O. | | |
Der Aussteller des Lassandro, Willi Ehlers, ersteigerte einen knapp drei Monate alten Schimmelhengst, der vom Pedigree her ebenfalls für das Springen prädestiniert sein müßte (Calido-Pilot-Salut-Grannus). Ein anderer Züchter, Gerhard Knoop, der den Championatsfuchs Liaison für 65.000 EUR verkauft hatte, investierte 26.000 EUR in das Spitzenfohlen Step Dancer, "der seinem Namen alle Ehre machte. Ein Fohlen mit exorbitanter, bestens getragener Halsung, das sich mit Kadenz und Schub bewegte."
Auch hier gilt natürlich, daß die meisten Fohlen viel billiger waren - aber das ist hier nicht mein Argument. Der Züchter Knoop verkauft ein Spitzenpferd und investiert in ein Spitzenfohlen. Er muß sich sicher sein, daß die 26.000 EUR gut angelegt sind. Das muß man sich auf der Zunge zergehen lassen: 26.000 EUR für ein Fohlen.
So sind Züchter, scheint's. Wie hatte ich mir bei Enno Siemers notiert?
| Bei mir hat sich die Regel "drei Tage - drei Wochen - drei Jahre" bewährt. Nach drei Tagen bewerten wir die Fohlen. Da können Sie sehen, ob das was ist. Dann nach drei Wochen und nach drei Jahren - dazwischen ist alles nichts. Mit einem oder zwei Jahren kann so ein Fohlen vollkommen verbaut aussehen. Darauf darf man nichts geben. Oder es sieht phantastisch aus, und mit drei Jahren ist es nichts mehr. Das ist wie mit jungen Frauen. Manche sehen mit 15 ganz toll aus und sind mit 25 verblüht. Man muß abwarten können. Mit drei Jahren kann man ein junges Pferd beurteilen. Das ist wie mit jungen Frauen | | |
Die nächste Auktion ist bereits am Freitag/Samstag dieser Woche:
Die Auktionstermine 2005 | 28./29. Januar 2005 | Winter-Auktion Hannoveraner Reitpferde | 15./16. April 2005 | 112. Eliteauktion Hannoveraner Reitpferde und Fohlen | 6./7. Mai 2005 | Mai-Auktion Hannoveraner Reitpferde | 22./23. Juli 2005 | Sommerauktion Hannoveraner Reitpferde | 19./20. August 2005 | 31. Elite Fohlen- und Zuchtstutenauktion | 14./15. Oktober 2005 | 113. Elite-Auktion Hannoveraner Reitpferde und Fohlen | 26.-29. Oktober 2005 | Hengstkörung und Hengstmakrt gek. u. nicht gek. Hengste | 11./12. November 2005 | Herbst-Auktion Hannoveraner Reitpferde und Zuchtstuten | Wenn ich Zeit hätte, würde ich gern einmal eine solche Auktion erleben. Vielleicht gönnen Sie sich einmal einen Besuch - aber was rede ich? Vielleicht sind Sie regelmäßige Bieter und beschäftigen sich bereits intensiv mit dem Angebot, um am kommenden Wochenende größere Summen in die Zukunft zu investieren - wer weiß?
Teil zwei nächste Woche
Quellen
- » Verband hannoverscher Warmblutzüchter e.V.
- DER HANNOVERANER, Organ des Verbandes hannoverscher Warmblutzüchter e.V., der Hannoverschen Reit- und Fahrschule Verden e.V., des Verbandes der Pony- und Kleinpferdezüchter e.V., des Stammbuches für Kaltblutpferde Niedersachsen e.V., sowie des Niedersächsischen Landgestüts Celle
- Meisterwerke der Zucht-Elite, Erfolge mit dem Zentrum Verden, Verband hannoverscher Warmblutzüchter e.V.
- » Auktionen
- » Auktionsrecht - Das Ende einer Illusion
- » Eine 2 ist eine 2 und keine 1. Der Röntgenleitfaden gerät in die Kritik
- DER HANNOVERANER Nr. 11/78. Jahrgang, Seite 10
- a.a.O.
- Das ist wie mit jungen Frauen, Ein Weihnachtsgeschenk und Züchterweisheiten, Pferdezeitung Ausgabe » 283.04
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Fotos
© Gerd Hebrang
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