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Bericht Landgestüt · Gesamttext
Hauptartikel Ausgabe 230.03 der Pferdezeitung vom 24.08.03
Inhaltsmenü Berichte  Zucht und Leistung  Landeszucht  Zuchtziele  Interieur
 Leistungsdaten  Konkurrenz  Zukunft  Leserresonanz
 Gesamttext 
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Marbach: moderner landwirtschaftlicher Betrieb

    Zucht und Leistung   
    Gestütspolitik in einem deutschen Bundesland   
von   Gerd Hebrang



In der letzten Woche berichtete ich über das Haupt- und Landgestüt Marbach (» Deutschlands ältestes Staatsgestüt), nachdem ich in der vorletzten Woche einen Besuch beim Fohlenhof Güterstein geschildert hatte, der dem baden-württembergischen Betrieb angegliedert ist (» Fohlenaufzucht bei den Profis). Dabei entwickelte sich die Diskussion in Richtung Zuchtziele.

Im Anschluß an die große Krise der Pferdezucht Anfang der sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts, als man befürchten mußte, daß die Pferde als Haus- bzw. Arbeitstiere zumindest in der westlichen Welt verschwinden würden, einigten sich alle westdeutschen Länder unter Federführung der FN auf ein gemeinsames Zuchtziel: das Deutsche Sportpferd oder auch das Deutsche Warmblut oder das Deutsche Reitpferd.

Ganz so einheitlich ist es dann aber doch nicht geworden. Die natürliche Konkurrenz der Regionen sorgte dafür, daß jeder möglichst seine eigenen Interessen wahren wollte. So sind insbesondere die Rassen, die damals "gut aufgestellt" waren, nach wie vor präsent, als Begriff, als Markenname, als Wertprädikat, als Garant für wirtschaftlichen Erfolg: Hannoveraner, Holsteiner, Oldenburger, Westfalen, Trakehner.

Die anderen Länder versuchten, schnellstmöglich den Anschluß an die führende norddeutsche Pferdezucht zu erreichen (siehe auch Rasseporträt Hessen: » Dillenburger Ramsnasen als Ahnen). Das wurde unter anderem dadurch erreicht, daß man das dort erfolgreiche Zuchtmaterial übernahm. Die Erfolge ließen nicht lange auf sich warten. Auch Baden-Württemberg setzte auf dieses Konzept.

Ein aktuelles Beispiel: Die FN-Aktuell titelte in der letzten Ausgabe (» Zucht):

Pferde aus deutscher Zucht brillierten

Verden (fn-press). Ein Erfolg für die deutsche Pferdezucht waren die Weltmeisterschaften der jungen Dressurpferde in Verden. Allein vier der insgesamt sechs zu vergebenden WM-Medaillen gingen an Pferde aus deutschen Zuchtgebieten.


In der Klasse der fünfjährigen Dressurpferde siegte unangefochten der westfälische Hengst Fürst Heinrich mit seinem Reiter Holga Finken (Kirchwalsede). Der von Heinrich Ramsbrock (Menslage) gezogene Westfale (von Florestan I-Donnerhall) war zwar in der Qualifikationsprüfung am Freitag "nur" Dritter, bestach jedoch im Finale mit seinen Grundgangarten. Für den Galopp vergaben die Richter sogar eine 9,60. Mit der Gesamtnote von 9,30 verwies der Rapp-Hengst seine Mitbewerber auf die Plätze. [...] Platz drei sicherte sich mit dem Württemberger FBW French Kiss (von Florestan I-Donnerhall) ein enger Verwandter des Siegers. Mit seiner Reiterin Katrin Burger (Straubenhardt) erhielt der von Norbert Humpf (Lauchheim) gezogene Hengst, der zuvor die Qualifikationsprüfung gewonnen hatte, die Gesamtnote 8,74.

Der westfälische Hengst unterscheidet sich also lediglich durch die Mutter vom baden-württembergischen Hengst. Dabei kann es durchaus sein, daß die Mutter des Baden-Württembergers aus demselben Bundesland kommt wie die des Westfalen. Das ist die neue Regel in der deutschen Zucht: Ein Pferd gilt als Baden-Württemberger, wenn es in Baden-Württemberg geboren wurde - genauer: wenn es in Baden-Württemberg eingetragen wurde.



Landeszucht

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Gestütsmuseum Offenhausen
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Coupé d'Orsay, Wagen der gehobenen Klasse
Leihgabe S.D. Fürst zu Fürstenberg
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Faust, Anglonormanne, Stempelhengst
Kleinplastik, für etwa 2500 EUR zu haben
Insofern erscheint es müßig, von einer Landeszucht zu sprechen. Diese Situation ist nicht so neu, wie sie scheint. Bereits im 19. Jahrhundert war den Westfalen mit ihren eigenen Zuchtversuchen wenig Erfolg beschieden. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts wurden verstärkt Hannoveraner eingekreuzt (» Geschichte). Heute kann man Westfalen von Hannoveranern kaum noch unterscheiden.

Das oben erwähnte baden-württembergische Elite-Sportpferd wird sich von seinem "nahen Verwandten" aus Westfalen ebenso wenig unterscheiden. Angesichts der heiß ersehnten sportlichen Erfolge darf man sich auf die Schulter klopfen; andererseits gehen die eigentlichen angestammten Werte unwiederbringlich verloren.

Das Württemberger Pferd galt als kräftig, gesund, arbeitswillig und leicht zu halten, gleichermaßen geeignet für die Landwirtschaft, das Transportgewerbe und das Militär.

Diese Anforderungen prägten auch das äußere Erscheinungsbild dieses Pferdes: starkknochiges, tiefes, trockenes, leichtfutteriges und ausdauerndes Modell mit guten Hufen; nach heutigen Begriffen etwas kurzlinig, aber mit genügend Adel - eben in erster Linie ein typisches Zugpferd. Berühmt war der "Württemberger" für seinen Arbeitswillen und seinen anständigen Charakter, Eigenschaften, die ihm im Volksmund den Titel "Herr und Bauer" verliehen.
Haupt- und Landgestüt Marbach, Broschüre 1993

Vor 15 Jahren fand sich eine kleine Gruppe baden-württembergischer Züchter, die diese Situation nicht mehr hinnehmen wollten. Ähnlich wie in anderen Zuchtgebieten erkannte man die große Gefahr, die nicht nur im Bereich der Pferdezucht drohte.

Die » Die Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierassen (GEH) wurde gleichfalls Anfang der achtziger Jahren gegründet. "Es war 5 vor 12" charakterisierte Dr. Raue die Situation. Man nannte die Pferde alter Art im Unterschied zu den umgezüchteten Württembergern "Altwürttemberger".

Nur etwa 1% der Stuten im Lande gehören noch der alten Rasse an: ganze 47. Innerhalb dieser Gruppe von wackeren Züchtern, die sich einem Pferd widmen, für das es keine breite Verwendung gibt, gibt es zudem noch Streit.

Die Züchter sind sich uneins über die Nutzung und die Zuchtziele. Eine Gruppe möchte vorrangig den Genbestand sichern, die andere sich auf neue Nutzungsformen konzentrieren und ein schweres Warmblut auf Oldenburger / Moritzburger Grundlage züchten.

Das Landgestüt stellt den Züchtern immerhin fünf Hengste zur Verfügung und hält sich ansonsten aus der Diskussion heraus. Man ist schließlich Dienstleistungsbetrieb.

Ähnlich sieht die Situation im Bereich der Kaltblutzucht aus. Das Landgestüt stellt 18 Hengste, weitere 8 Hengste werden privat gehalten.

Wie bei den Altwürttembergern züchtet das Hauptgestüt selbst nicht. "Die Kaltblutzucht ist zu 70% in bäuerlicher Hand. Die Stutfohlen werden selber aufgezogen. Der Schwerpunkt liegt im Schwarzwald, genauer im Hoch- und Mittelschwarzwald."

Die Bauern hatten im Jahr 2002 625 Zuchtstuten eingetragen, 18 mehr als im Vorjahr, 88 Neueintragungen wurden vorgenommen (» Kaltblutpferde/Jahresbericht 2002, Framelösung: Sie müssen sich über das Menü durchklicken) . Die Zucht befindet sich im Aufschwung.

Das Land Baden-Württemberg hat zu diesen Erfolgen ganz wesentlich beigetragen. Die Schwarzwälder Füchse oder St. Märgener Füchse, wie das Schwarzwälder Kaltblut auch genannt wird, waren ebenfalls gefährdet. Das Land vergab Anpaarungsprämien und konnte damit den gewünschten Erfolg steuern.

Mit diesen Methoden der gezielten Beeinflussung durch Prämien hatte schon König Wilhelm I. großen Erfolg. Damit hat er die klein- und mittelständische Industrie in Württemberg gefördert, aus der Weltunternehmen wie DaimlerChrysler hervorgegangen sind.



Zuchtziele

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Hengstfohlen der Rasse "Deutsches Reitpferd"
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Schwarzes Quartett
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Ausritt ins Gelände zum Training
Von diesem Aufwand und der Fülle an Material, die einem Landgestüt zur Verfügung stehen, kann ich mir gar keinen rechten Begriff machen. Wer jährlich 1000 Fohlen zur Auswahl hat, muß einen besonderen Blick entwickeln. Die Verantwortlichen beschäftigen sich vollberuflich mit diesem Thema, haben wissenschaftlich darüber gearbeitet und sich vermutlich alles Wissen dieser Welt darüber angeeignet.

Hengste gibt es genug. Selbstverständlich wird man nur die besten wählen und das Leistungsvermögen in jeder Hinsicht messen wollen. Glücklicherweise hat der Sport ebenfalls mit Meßwerten zu tun. So kann die ganze Sache quantifiziert werden.

Das Landgestüt führt zwei verschiedene Hengstprüfungen und eine Stutenprüfung durch (» Leistungsprüfungen auf Station). Die » Stutenleistungsprüfung erstreckt sich über 24 Tage, die » Hengstleistungsprüfung dauert 70 Tage, wobei noch eine Veranlagungsprüfung über 30 Tage vorgeschaltet wird. Man sieht, daß die Hengste wesentlich intensiver getestet werden.

Interessant ist die Prüfungsordnung, weil sie in Bezug auf die Zuchtziele Aufschluß gibt:

Die Prüfung besteht aus drei Abschnitten:

  • Vorprüfung (Benotung durch den Trainingsleiter)
  • Fremdreitertest (Benotung durch sachverständige Testreiter)
  • Abschließender Leistungstest (Benotung durch Richter)

Wie man sieht, werden die Noten von verschiedenen Personen erteilt. Ich sehe darin einen Versuch, die Beurteilung zu objektivieren. Ob dieser Ansatz richtig ist?

In manchen Ländern ist zum Beispiel die Abiturprüfung in dieser Weise "objektiviert". In den meisten Bundesländern wird es bei uns anders gehandhabt. Denjenigen Lehrern, die die Schüler über Jahre hinweg kennengelernt haben, wird am ehesten zugetraut, ein fundiertes Urteil abzugeben.

Wenn man ein Pferd als Sportgerät sieht, das in der Hand eines geübten Reiters auf Abruf Leistungen erbringt, wird diese Art der Prüfung angemessen sein. Auf der anderen Seite sind wir uns doch dessen bewußt, daß die Sache so einfach nicht ist. Im Springen mag das vielleicht noch angehen, in der Dressur wird man aber ohne langfristige Zusammenarbeit nichts erreichen können. Die Kombination Reiter / Pferd ist nicht beliebig austauschbar.

Lediglich in Bezug auf den Verkauf dürfte der Fremdreitertest aussagefähig sein. Das aber ist zumindest in Bezug auf die Vermarktung von sehr großer Wichtigkeit. Die langfristigen Erfolge gehen später wieder in die Bewertung ein. Insofern leuchtet mir die Bewertungskonstruktion selbst für Dressurleistungen ein.



Interieur

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Gelassenheit im Straßenverkehr
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Inneren Werte: Umgänglichkeit, Menschenbezogenheit, Freundlichkeit
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Landwirtschaftsdirektor Dr. Thomas Raue
Worauf kommt es nun an, was wird geprüft?

Geprüft werden
  • Interieur (Charakter, Temperament, Leistungsbereitschaft, Konstitution)
  • Dressureignung (Grundgangarten, Rittigkeit)
  • Springveranlagung (Parcoursspringen, Freispringen)
  • Gelände (Galoppiervermögen, Springmanier)
Die Bewertung der Leistungen in den einzelnen Merkmalen erfolgt nach einem Notensystem von 1 (= sehr schlecht) bis 10 (= ausgezeichnet). Die Anforderungen bei der Prüfung entsprechen im wesentlichen der Klasse A (LPO).

Irgendwo habe ich einmal gelesen, daß sich das Leistungsvermögen der Pferde im wesentlichen nicht mehr ändert. Überhaupt stellt sich ja die Frage, ob es nicht überall irgendwelche absoluten Leistungsgrenzen gibt. Die ständigen Doping-Skandale können als Indiz dafür gewertet werden, daß ohne Hilfsmittel eine weitere Steigerung nicht mehr möglich ist.

Daher meine Frage an Dr. Raue, ob die Grenzen der Leistungszucht nicht allmählich erreicht sind. Diese Frage hat er aus mehreren Gründen verneint.

Zum einen ändern sich die Zuchtziele immer wieder. Als Beispiele nannte er die Schweine, die bis 1994 ebenfalls (neben Bullen und Hühnern) von Marbach betreut worden sind. Zunächst wurden die Schweine immer länger, und dann bekamen sie Probleme mit ihrem Gebäude.

Im Bereich der Pferdezucht seien die größten Fortschritte in den letzten 20 Jahren beim Interieur erzielt worden: Charakter, Temperament. Ein wildes Rodeo beim Einreiten gibt es nicht mehr. Die niedrigste Note in Bezug auf das Interieur ist (in Baden-Württemberg) mittlerweile eine 8.

Wenn man nun in dieser Hinsicht nachlässig würde, würden sich diese Eigenschaften unmittelbar wieder verschlechtern. Im übrigen komme es immer darauf an, in welcher Richtung man die Zucht optimieren wolle. Inzwischen habe man zum Beispiel einen neuen Parameter im Blick: die Fruchtbarkeit (siehe dazu auch » Ergebnisliste der Hengstleistungsprüfung). Ganz allgemein stellen sich die Erfolge desto schneller ein, je weniger Merkmale man verändern möchte.

Da fallen mir natürlich die Holsteiner ein, die einseitig in Bezug auf Springleistungen gezüchtet worden sind. Den Stolz Dr. Raues in Bezug auf die Fortschritte beim Interieur kann ich aufgrund eigener Erlebnisse und Beobachtungen gut nachvollziehen; es scheint dies aber eine Spezialität der Baden-Württemberger Landeszucht zu sein.

Ich erinnere mich nämlich noch sehr genau an die Hengstvorstellung des Landgestüts Celle im Harzvorland mit anschließender Vorstellung der Zuchtprodukte durch die jungen Bauernburschen 1999. Diese Pferde waren wilde Tiere, die kaum durch den Menschen gebändigt werden, Pulverfässer, auf denen sich die Reiter nur mit Mühe halten konnten. Auf mich machte diese Vorführung einen sehr unangenehmen Eindruck.

Außerdem habe ich Bilder von Hengstparaden in Warendorf und Celle vor Augen, auf denen die Gestütsbeamten von den Pferden nachgerade durch die Bahn geschleift wurden. Angesichts der damals schon weitgehend diskutierten Thesen von Klaus Ferdinand Hempfling und meiner eigenen Erlebnisse mit Pferdefachleuten in meiner Kindheit (Bauern) habe ich mich fragen müssen, ob diese Leute überhaupt etwas von Pferden verstehen.

Das mag im Süden anders sein als im Norden; meine oberflächlichen Beobachtungen anläßlich meines Besuches bestätigen durchaus die Aussagen meines Gesprächspartners. Festzuhalten bleibt auf jeden Fall, daß die Hengstleistungsprüfung in Marbach keineswegs einseitig auf sportliche Höchstleistungen ausgerichtet ist. Das finde ich außerordentlich bemerkenswert, insbesondere in Bezug auf die Anstrengungen des Vereins zur Förderung des Leistungssports mit baden-württembergischen Pferden. Dieser Verein verfolgt offenbar andere Interessen.



Leistungsdaten

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Fohlenhof Hau: Hengstfohlen in der Herde
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Weitläufigen Weiden
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Vorbildliche Sozialisation
1990 haben sich die südlichen Zuchtgebiete (Rheinland-Pfalz/Saar, Hessen, Thüringen, Sachsen, Baden-Württemberg, Bayern) zusammengeschlossen, sicherlich nicht ohne Not, um besser gegen den Norden bestehen zu können.

Im Jahre 2004 sollen in der Münchner Olympia-Reitanlage erstmals die besten Junghengste aus allen sechs Ländern in München gekört werden. Anschließend wird es eine Auktion geben. Damit möchte man sich "im internationalen Hengstbusiness" etablieren. Absolute Transparenz kennzeichnet dieses Geschäft:

Als Prüfungsergebnis wird für jeden Hengst ausgewiesen:
  • Gesamtindex
  • Teilindex Dressur
  • Teilindex Springen
Die Indices sind auf einen Mittelwert von 100 Punkten und eine Standardabweichung von 20 Punkten ausgerichtet.

Fünfjährige und ältere Hengste erhalten einen Altersabzug in Höhe von 5 Prozent des Durchschnitts der drei- und vierjährigen Hengste.

Die Prüfungsergebnisse werden veröffentlicht. Besitzer und Zuchtverband erhalten einen Prüfbericht.

Die Ergebnisse der Veranlagungsprüfung werden differenziert nach Dressur und Springen im Bereich von 1 bis 10, die Hengstleistungsprüfung wird mit einem Gesamtindex bezeichnet, der seinerseits in einen Teilindex Dressur und Teilindex Springen differenziert wird.

Interessanterweise werden die Noten für das Interieur in den abschließenden Listen nicht aufgeführt; hier werden lediglich die beiden sportlichen Teildisziplinen gewürdigt (» Verzeichnis der Hengste - 2003, dort dann die einzelnen Hengste anklicken).

Und so liest der Züchter dann die Leistungsdaten ab (am Beispiel Weltpoet von Weltmeyer, Hannoveraner):

HLP (2001) Neustadt/Dosse
Dressur: 120,35 - Springen: 105,31 - Gesamt: 118,32 (5. v. 37)

Und hier wird einmal mehr deutlich, daß von einer eigenständigen Zucht in Baden-Württemberg eigentlich nicht mehr die Rede sein kann. Dieser Hengst ist ein waschechter Hannoveraner.

Dr. Raue nannte ein anderes Beispiel: Ein baden-württembergischer Züchter ist seit 30 Jahren tätig und präsentiert Nachwuchs. Der Vater ist Damenstolz, ein Westfale, die Mutter eine Weltmeyer-Tochter. Es ist nun einmal so: Auch der Pferdezuchtverband Baden-Württemberg kann sich einem einheitlichen Zuchtziel nicht verschließen. Im übrigen, so gibt Dr. Raue zu bedenken, sind inzwischen die EU-Richtlinien in Kraft getreten, laut deren das Ursprungszuchtgebiet die Richtlinien festlegt.



Konkurrenz

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Unbeschwerte Jugend
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Rassenmix: Warmblut, Kaltblut und Araber
Insofern hält Dr. Raue die Konkurrenz innerhalb der deutschen Bundesländer für sehr gesund und attestiert den Pferden aus Baden-Württemberg im Vergleich sehr gute Noten.

Die können natürlich wieder objektiviert werden, denn im Rahmen der Prüfungen in Warendorf zum Beispiel müssen sich auch die Pferde aus Baden-Württemberg im direkten Vergleich mit den Spitzenprodukten der anderen Bundesländer bewähren.

Dr. Raue gibt allerdings zu, daß die ganze Angelegenheit doch gewissermaßen einem Spagat gleicht. Man will sich angleichen und doch wieder eigenständig sein. "Die deutsche Zucht lebt von der Vielzahl der Zuchtverbände."

Wohl wahr. Und alle müssen sich im Markt bewähren, wobei die süddeutschen Zuchtverbände anscheinend schlechtere Karten hatten und sich infolgedessen zusammengeschlossen haben.

Wird es gelingen, die Besonderheiten der baden-württembergischen Zucht herauszustellen und am Markt zu plazieren? Wer interessiert sich für das Interieur? Kann man dafür "objektive" Kriterien aufstellen, kann man die diesbezügliche "Leistung" messen, so wie man sportliche Leistungen mißt?

Umgänglichkeit war noch nie ein Zuchtkriterium für die deutsche Sportpferdezucht. Im Rasseporträt über die Hessen habe ich von Cara geschwärmt, dem ersten Pferd meiner älteren Tochter (» Etwas für mich). Dieses Pferd war wunderbar in Umgang und Charakter und hatte auch noch reichlich Temperament.

Leider ist Cara gestorben (» Not und Panik). Seither beschäftigt sich Merle mit Pit (» Neubeginn mit Pit), einem Westfalen, Enkel von Pilot (» Mit 89 dabei - Wilhelm Isemann und seine Zucht), und tut sich ziemlich schwer damit. Anscheinend ist sind diese Probleme nicht nur eine zufällige Eigenschaft dieses Individuums.

Die Nachkommen von Pilot, so habe ich später erfahren, gelten allesamt als etwas verrückt im Kopf. Sie mögen zwar erfolgreich im Sport sein, angenehm im Umgang sind sie aber nicht. Kein Wunder, bei den Zuchtzielen. So gesehen ist Pit ein würdiger Nachfahre seines berühmten Vorvaters.



Zukunft

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Folterinstrument Gebiß
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Seitenansicht
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Teil einer arabischen Ausrüstung
Die Zuchtrichtungen in den Ländern werden unter anderem durch die Landgestüte vermittelst deren Hengstangebot bestimmt. Baden-Württemberg ist in den sechziger und siebziger Jahren durch den Einsatz von Trakehnern seinen eigenen Weg gegangen.

Diese Zeiten sind vorbei, die Bedeutung der Trakehner ist stark zurückgegangen. Die Züchter können heute aus einer breiten Palette wählen:

Württ.
Hann.
Holst.
Westf.
Trak.
Oldb.
Franz.
Rheinl.
Zw.

15

10

6

5

3

2

1

1

1


Hinzu kommen 2 Vollbluthengste und 1 Anglo Araberhengst.

Vielleicht ist die Ausrichtung am großen Sport doch nicht der Weisheit letzter Schluß. Dr. Raue betonte, daß die Nachfrage nach umgänglichen Pferden, die vielseitig einsetzbar sind, nicht befriedigt werden kann.

"Freizeitsport ist die schwierigste Vermarktung. Das Pferd soll gesund sein, für das Kind und die Mutter geeignet, außerdem soll es als Fahrpferd eingesetzt werden. Es ist oft einfacher, ein Spezialpferd zu finden. Wir verzeichnen ständig Nachfrage, das ganze Jahr über.

Das muß dann aber auch seinen Preis haben, 7000 bis 8000 EUR aufwärts. Wenn man bedenkt, daß ein Beritt leicht 600 bis 700 EUR pro Monat kostet, ist das auch nicht zu teuer. Die Qualität ist die Stärke unserer Vermarktung, außerdem die Kulanz: wir kümmern uns darum, wenn jemand mit einem Pferd nicht zurechtkommt."


Im Frühjahr versteigert das Hauptgestüt regelmäßig 20-25 dreijährige Pferde, die dort aufgezogen und 4-5 Wochen unter dem Sattel sind. Die Auktionsergebnisse sind im Internet veröffentlicht (» 1. Februar 2003 - Reitpferdeauktion im Haupt- und Landgestüt Marbach).

Ein Pferd erzielte einen Preis von 31.000 EUR, der zweithöchste Preis betrug nur noch die Hälfte: 15.500 EUR, der Rest lag deutlich unter 10.000, einige um die 5.000. Nun kann man sich leicht ausrechnen, daß bei diesen Preisen nicht nur kein Gewinn gemacht wird, sondern Geld zugesetzt werden muß.

Personal-, Tierarzt-, Gebäude-, Fahrt- und Futterkosten will ich gar nicht berücksichtigen. Die Decktaxe beträgt mehr als 400 EUR, jeder Tag der Aufzucht im Hauptgestüt kostet 4,21 EUR. Das sind bei 2,5 Jahren Aufzuchtkosten im Gestüt in Höhe von 3.841,63 EUR zuzüglich Entwurmungen und Behandlungen nach Aufwand.

Die Kosten für die Zuchtstute sind dabei völlig außen vor. Wie kann sich Zucht unter diesen Umständen rechnen? Trotzdem ist das Hauptgestüt laut Dr. Raue mit der Vermarktungssituation soweit zufrieden.

Zum Abschluß schenkte er mir ein Spezialmagazin für Warmblutpferdezüchter. Der erste Artikel darin beschäftigt sich mit dem Verhältnis der Warmblutpferdezucht zur Freizeitreiterszene und bietet eine Fülle von hochinteressanten Einsichten und Vorschlägen. Aber das ist wieder ein neues Thema.



Quellen


  1. » Deutschlands ältestes Staatsgestüt, Hauptgeschichte
  2. » Fohlenaufzucht bei den Profis, Hauptgeschichte
  3. » Dillenburger Ramsnasen als Ahnen, Hauptgeschichte
  4. » Zucht, Mitteilungen
  5. » Geschichte, Hauptgeschichte
  6. Haupt- und Landgestüt Marbach, Broschüre 1993
  7. » Die Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierassen (GEH)
  8. » Kaltblutpferde/Jahresbericht 2002
  9. » Leistungsprüfungen auf Station
  10. » Stutenleistungsprüfung
  11. » Hengstleistungsprüfung
  12. » Ergebnisliste der Hengstleistungsprüfung
  13. » Verzeichnis der Hengste - 2003
  14. » Etwas für mich, Hauptgeschichte
  15. » Not und Panik, Hauptgeschichte
  16. » Neubeginn mit Pit, Hauptgeschichte
  17. » Mit 89 dabei - Wilhelm Isemann und seine Zucht, Hauptgeschichte
  18. » 1. Februar 2003 - Reitpferdeauktion im Haupt- und Landgestüt Marbach



Abbildungen

©  Gerd Hebrang



Leserresonanz

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1 Leserresonanz zu dieser Ausgabe


Leserbrief  1037 zu Ausgabe  230
01.09.03



Brot

hallo Herr Stürenberg,

schön, dass ich wieder auf der Aboliste bin :-)

Soeben habe ich beim Stöbern Ihren Tip "Brot" gefunden.

Schön geschrieben und nachvollziehbar wie immer bei Ihnen und dennoch provoziert die Lektüre in mir den Besserwisser. Denn leider kann man oft beobachten, dass die lieben Leute nicht auf die Qualität achten und verschimmeltes Brot verfüttern.

Aber das ist alles andere als bekömmlich und ist schlicht "verboten". Und deshalb meint der Besserwisser, dass Sie das vielleicht noch erwähnen sollten.


Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Roller
Sehr geehrter Herr Roller,

ich habe in dieser Woche mein Versandverfahren auf Einzelzustellung umgestellt. Anscheinend hat das gut geklappt. Andererseits muß ich wohl nun ernsthaft anerkennen, daß es beim vorherigen Verfahren Probleme gegeben hat.

Ihr Hinweis ist mehr als berechtigt! Ich werde Ihren Leserbrief an den Tip anhängen. Verschimmeltes Brot kommt bei mir natürlich nicht vor, deshalb habe ich daran gar nicht gedacht. Vielen Dank, das Sie daran gedacht haben!

Mit freundlichen Grüßen
Werner Stürenburg




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Zitat Nancy Franke, 29.07.04: ... Mittlerweile hat es die Pferdezeitung geschafft zu meiner Startseite zu werden. ...  mehr



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*Rechtschreibung: ausgenommen Fremdautoren. Der Herausgeber ist nicht verantwortlich für Leserbeiträge und die Inhalte externer Internetseiten.
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·  Dezember ( Vormonat): 9,25 Mio Hits (-11%), 1,71 Mio Seiten (-5%), 220.813 Besucher (+8%), 296 GB Traffic (-13%) ·  Übersicht

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