Hetzjagd, Schleppjagd, Herbstjagd | |
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| | Weite Schleswig-Holsteinische Geestlandschaft | | | |
| | | Selbstgebaute Hindernisse | | | |
| Wenn ich mir die Fotos der Petersfelder Herbstjagd anschaue, sehe ich, daß alle Beteiligten voll auf ihre Kosten kommen. Eine Meute stellt besondere Anforderungen an Pferd und Reiter - diese zusätzlichen Schwierigkeiten fallen bei der Petersfelder Herbstjagd weg. Wie bei den "richtigen Jagden" reitet man in mehreren Feldern; so kann man Fortgeschrittenen und Anfängern gleichermaßen etwas bieten.
Jürgen Schiller sorgt dafür, daß die Angelegenheit niemals in Streß ausartet. "Die Hindernisse für das erste Feld sind nie höher als 90 Zentimeter, für das zweite Feld betragen sie 50 bis 60 Zentimeter. Wir haben sie schon mal niedriger gebaut, aber das bringt nichts, da stolpern die Pferde dann drüber statt zu springen. Die müssen die schon ernstnehmen können."
Trotzdem denke ich, daß die Angelegenheit nicht ganz ungefährlich ist, wenn so viele Pferde beteiligt sind; die spulen sich ja auf und sind dann vielleicht nicht mehr zu halten. "Wir haben nur zweimal Unfälle gehabt, einmal ein Beinbruch am Anfang und auf der 12. Jagd ein Armbruch; ich klopfe mal eben auf Holz!"
Wenn man bedenkt, daß auch sonst Unfälle passieren ( Tod und Verwirrung), kann man aus dieser Tatsache schon ableiten, daß die Petersfelder Herbstjagd vorzüglich organisiert ist. Jürgen Schiller ist überhaupt sehr vorsichtig. Er reitet seit 30 Jahren und täglich im Gelände; er trainiert im Blick auf die Herbstjagd, d. h. er legt Galoppstrecken ein und springt über Hindernisse, aber niemals allein, denn er weiß, daß jederzeit etwas passieren könnte: "Da braucht nur eine kleine Eule zu erscheinen, da schreckt das Pferd schon auf."
Wenn ich ihn richtig verstanden habe, hat er auf diese Weise die erste Bekanntschaft mit seiner späteren Frau Angela gemacht. Die ritt beim Hamburger Schleppjagdverein mit und schaute streng von oben herab, als er mitsamt Pferd im Graben gelandet war und sich nicht rühren konnte. Statt ihm zu helfen, sprang sie elegant über den Graben und galoppierte davon. Später sprach er sie dann erbost auf den Vorfall und die mangelnde Kameradschaft an, woraufhin sie ganz kühl erwiderte: "Auf der Jagd ist jeder allein."
Jürgen Schiller ist also kein Einzelgänger, der nicht über den Tellerrand schaut: er hat viel erlebt. "Das ist schon ein unglaubliches Erlebnis, wenn sich zwei Meuten treffen: man fragt sich, wie kann man die hinterher sortieren? Ganz einfach: ein Pfiff, und schon ist jeder Hund im richtigen Hänger." In Deutschland ist die Jagd auf Wild seit den dreißiger Jahren verboten, als Ersatz dienen die Schleppjagden, bei denen die Hunde in der Regel einer Geruchsspur folgen ( 26 Jahre Bübchentee).
Die moderne Schleppjagd hat nichts mehr mit der Hetzjagd auf lebendes Wild zu tun. Die ist seit über 60 Jahren in Deutschland verboten, Wildjagden auf Hirsch, Hase, Reh, Wildschwein und Fuchs werden nur noch in England, Irland und Frankreich geritten. Aber obwohl die Schleppjagd nur eine Imitation der Parforce-Jagd ist, hat sie nichts von ihrem Reiz für die Teilnehmer verloren. (» Philosophie) |
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