| | | | Beim Landeanflug, Eisenbahn rechts unten | | | |
|
Die Künste eines Csikós Besuch auf einem ungarischen Gestüt von Werner Popken |
|
|
Ich arbeite in einer virtuellen Firma. Alle reden davon, aber keiner tut es. Wir tun es. Was bedeutet das? Jeder arbeitet für sich allein zu Hause, irgendwo auf der Welt, oder genauer: fast jeder. Ich zum Beispiel bin einer der wenigen, die selten zu Hause arbeiten, denn ich fahre zu den Kunden hin. So komme ich viel herum und kann dann manchmal auch kleine Kostbarkeiten für die Pferdezeitung mitbringen - aufmerksamen Lesern erzähle ich damit nichts Neues.
Wenn nun alle Angestellten der Firma in verschiedenen Städten, Ländern und Kontinenten sitzen, kann man nicht jeden Tag ein Schwätzchen an der Kaffeemaschine halten. Mit anderen Worten: Die Kommunikation ist schwieriger. Wie regeln wir das? Wir benutzen E-Mail, IRC, ICQ, Telefon, und das funktioniert in der Regel sehr gut. Manchmal treffen sich einige von uns irgendwo, zum Beispiel auf einer Konferenz oder Messe.
Nun wollen wir aber doch eine richtige Firma sein, und so erlauben wir uns, einmal im Jahr alle Mitarbeiter an einen beliebigen Ort zu verfrachten, um dort ein paar Tage gemeinsam zu arbeiten. In diesem Jahr haben wir uns in Budapest getroffen. Ich wußte nur, daß Budapest die Hauptstadt von Ungarn ist und aus den Städten Pest und Buda zusammengewachsen ist, die durch die Donau getrennt sind.
Als ich von Hamburg aus den Flieger nahm, habe ich angenommen, daß ich die Alpen überqueren müsse. Deshalb war ich sehr erstaunt, daß ich immer nur Flachland unter mir sah. Später habe ich mich natürlich gefragt, wie denn die Donau hätte über die Alpen fließen sollen?
Jetzt weiß ich, daß Österreich zwar Alpenrepublik genannt wird, die Alpen in Österreich aber gewissermaßen auslaufen, und daß man von Deutschland aus nach Süden kommen kann, ohne die Alpen zu überqueren, wenn man denn den Umweg entlang der Donau machen will. Die Donau hat sich diesen Weg gesucht und geschaffen, und ich hätte mir das denken sollen, denn Wien liegt an der Donau - also muß es dort flach sein.
Ansonsten habe ich mir Ungarn flach vorgestellt: Puszta! Die Puszta ist eine Art Prärie, und auf dieser Prärie gibt es irgendwelche Pferde. Ach ja, die Ungarn fahren auch noch Kutsche, und zwar in der ungarischen Anspannung, mit Brustblatt und fünfspännig, im ungarischen Jagdwagen. Mit anderen Worten: ich hatte die Vorstellungen eines Touristen.
Aus dem Flieger heraus sah ich, daß Ungarn um Budapest herum zumindest tatsächlich flach ist, die Gegend aber gar nicht so viel anders aussieht als hier bei uns: Felder, Straßen, Eisenbahnen, Siedlungen. Auf einem Foto sieht man eine merkwürdige Spur ziemlich schnurstracks schräg durch die Felder laufen: möglicherweise ein Hinweis auf eine antike Römerstraße.
weiter: Begrüßung · Gesamttext · Gesamtausgabe | |