| | Blick in den Stutenstall mit dem Trakehnerbrandzeichen an der Wand | | | |
Das Echo der Geschichte Zucht und Vermarktung beim Trakehnergestüt Gorlo von Gerd Hebrang |
|
|
In der letzten Woche hatte ich Ulrich und Gisela Gorlo vorgestellt, in Bielefeld-Senne ansässig, aus Ostpreußen gebürtig, die in Suttorf nahe Melle bei Osnabrück ein Trakehnergestüt aufgebaut haben. Worum geht es eigentlich bei der Zucht, fragte ich Ulrich Gorlo. "Leistungsfähigkeit erhalten, Genaustausch."
Im Nachhinein finde ich es interessant, daß nicht von Leistungssteigerung die Rede ist. Es ist ja die Frage, ob körperliche Leistung beliebig steigerbar ist. Die Versuchung, zu künstlichen Mitteln zu greifen, ist groß; Stichwort: Doping. Hinter vorgehaltener Hand habe ich auch schon Klagen gehört, daß Züchter der Versuchung unterliegen, mit Hilfe von Spezialfutter und Futterzusätzen die Aufzucht zu "pushen".
Davon kann bei den Gorlos keine Rede sein. Die Pferde stehen an erster Stelle, die Sorge um die Pferde bewegt beide. Im Wohnzimmer läuft ein kleiner Monitor, der den Blick auf eine Stute in der Box gestattet, die demnächst fohlen soll.
Daneben steht der Empfänger für den Wächtomat, ein Gerät, das dem Pferd mit Hilfe eines Gurtes an die Brust geschnallt ist und auf Temperatur und Schweiß reagiert. Wir können sprechen, noch ist es nicht soweit, aber beide Züchter teilen ihre Aufmerksamkeit zwischen mir und dem Gerät bzw. der Stute, um die es geht.
Hat es denn schon einmal Probleme gegeben? "Ach wissen Sie, bei so vielen Geburten passiert schon mal was." Sicher ist sicher, und wenn die Gorlos sich an ihrem Hauptwohnsitz aufhalten, sind Fernseher und Empfangstation bei den Angestellten. "Wenn wir hier sind, übernehmen wir das, die müssen ja auch mal ausspannen können!"
Auch um seine Angestellten sorgt er sich. Als wir den beiden Damen unten im Stall begegneten, deutete er kurz an, wie sehr sie ihnen am Herzen liegen und welche Gedanken er sich um sie und ihr weiteres Fortkommen macht. "Personal kommt und geht." Da spricht der erfahrene Unternehmer, der in 40 Jahren viel erlebt hat. Den Gestütsleiter, dem ich letztes Jahr begegnet war, hat er schweren Herzens kündigen müssen. "Das war ein guter Reiter, aber die Pferde haben gelitten."
"Da mußte alles ganz schnell gehen, der hat die Pferde zusammengezogen, das war nicht mehr schön. Wir mußten uns trennen." Es geht eben nicht nur um die Erzeugung der Fohlen, sondern auch um die Aufzucht und die Ausbildung. Alles hat seinen Preis. Und wenn man schnelle Ergebnisse erzwingt, wird man die Konsequenzen zu tragen haben. Ulrich Gorlo weiß das und handelt danach. Seine Pferde sollen sich frei entwickeln können.
In der Regel werden die Pferde angeritten verkauft. Nur sehr selten verkaufen die Gorlos ein Fohlen, und wenn, dann "nur für sehr viel Geld". Es ist auch schon einmal vorgekommen, daß jemand einen ganzen Jahrgang gekauft hat. Ein Käufer dieses Kalibers muß natürlich entsprechend vermögend sein.
| |