|  | Don Frederico, Ole Köhler, Mamboleo Der Hannoveraner als Dressurpferd |  |  |  |
| 180.000 EUR wird vermutlich nicht allzu häufig für ein Pferd bezahlt. Außerdem handelt es sich um ein Springpferd - Hannoveraner sind bekannt als Dressurtalente, weniger für ihre Springeigenschaften. Diese Nachricht muß also als Sensation gewertet werden.
Der Artikel über die 111. Elite-Auktion des Verbandes hannoverscher Warmblutzüchter ist denn auch der Hauptartikel. Auf einer Doppelseite sieht man den Auktionator in Aktion, rechts daneben Rainer Kiel, den Leiter der Ausbildungs- und Absatzzentrale (AAZ) und der Verdener Auktionen mit Telefon am Ohr; beide fixieren das Publikum, man spürt förmlich die Spannung.
Oben rechts ist ein Schnappschuß des "Spitzenreiters" eingeblendet, der offenbar gerade weitläufig zu einem Sprung ansetzt (mit Spitzenreiter ist in diesem Falle das Pferd und nicht der Reiter gemeint). Lassandro v. Landclassic/Sandro war die Katalognummer 1. Der Autor des Artikels nannte deshalb den Zuschlag mit Recht einen "spektakulären Einstieg" in diese Auktion: gleich die erste Nummer erzielte den Spitzenpreis der gesamten Auktion.
Die nachfolgende Statistik bestätigt das durchweg glänzende Ergebnis. Sämtliche aufgebotenen Pferde wurden über die Auktion verkauft. Nur 2,33% der angebotenen Pferde blieben unter 10.000 EUR, 18,60% lagen zwischen 10.000 und 15.000 EUR, fast die Hälfte, nämlich 44,18% brachte zwischen 15.000 und 25.000 EUR, 34,88% sogar mehr als 25.000 EUR. 13 Pferde brachten mehr als 40.000 EUR. Der Kommentator würdigte denn auch dieses Ergebnis gerade vor dem Hintergrund der "derzeitigen wirtschaftlichen Großwetterlage".
Nun stöhnen ja gerade die Bezieher kleiner und mittlerer Einkommen über die Wirtschaftslage, während die gutsituierten Kreise weltweit mehr verdienen denn je. Insofern hat die "Großwetterlage" nichts zu besagen. Natürlich gibt es immer einzelne Branchen oder Unternehmen, denen es schlecht geht (Karstadt z.B.), aber insgesamt haben die Unternehmen noch nie so gut verdient wie jetzt. Kein Wunder also, daß Leute, die über solche Summen verfügen können, sich in dieser Zeit keine besondere Zurückhaltung auferlegen müssen.
Die guten Erlöse müssen allerdings auch vor dem Hintergrund des Gesamtaufkommens gesehen werden. Schließlich gibt es etwa 200.000 Hannoveraner - das ist zwar nichts im Vergleich mit der gesamte Population der Quarter Horses (ca. 4 Millionen) oder Paints oder Appaloosas, aber schon ganz gewaltig im Vergleich mit anderen Warmblutbeständen und vor allem im Vergleich zur Anzahl der hier versteigerten Pferde. Beim Verband sind etwa 18.000 Zuchtstuten eingetragen. Wenn schließlich 86 Pferde auf eine Auktion kommen, dann ist hier eine sehr scharfe Auslese getrieben worden. Die erzielten Preise sollten infolgedessen auch hoch sein.
Anders gesagt: Das Gros der Hannoveraner dürfte deutlich weniger kosten. Analog sagen die Spitzenpreise der Werke von Rembrandt oder Picasso nichts über die wirtschaftliche Situation des durchschnittlichen Künstlers aus, noch nicht einmal über das Preisgefüge der Werke des betreffenden Künstlers - andere Arbeiten könnten spottbillig sein. Gleichwohl beflügeln spektakuläre Zahlen das gesamte Geschehen - so ist der Mensch nun mal gebaut. Woche für Woche träumen Millionen vom Lottogewinn und lassen sich durch die tatsächlich ausgeschütteten Gewinne anspornen, es immer wieder zu versuchen, obwohl objektiv die Gewinnchance extrem niedrig ist - aber einer wird gewinnen.
So bemühen sich im Fall der Hannoveraner knapp 10.000 Züchter, den großen Gewinn einzufahren, das überragende Spitzenpferd zu züchten. Jedes Jahr werden über 11.000 neue "Versuche" auf den Markt geworfen (Meisterwerke der Zucht-Elite):
Mitglieder, Stuten | Jahrgang | 1985 | 1990 | 1992 | 1998 | 2001 | 2003 | Gesamtmitglieder | 13.091 | 13.449 | 14.413 | 14.669 | 14.821 | 14.140 | aktive Mitglieder | 8.688 | 8.871 | 9.952 | 10.094 | 9.906 | 9440 | eingetragene Stuten | 15.204 | 15.820 | 18.071 | 18.313 | 18.801 | 17946 | gedeckte Stuten | 12.193 | 13.392 | 15.066 | 11.753 | 12.421 | 11659 |
Statistik Reitpferde · 111. Eliteauktion Verden · Preise in EUR | zur Versteigerung ausgeboten | 86 Pferde | den Zuschlag erhielten | 86 Pferde | Nettoumsatz | Durchschnittspreis | Spitzenpreis | niedrigster Preis | 2.461.500 | 28.622 | 180.000 | 8.500 | Preisgestaltung | 8.000 bis 9.900 | 10.000 bis 14.900 | 15.000 bis 24.900 | über 25.000 | 2 = 2,33% | 16 = 18,60% | 38 = 44,18% | 30 = 34,88% | Verkauf nach Gebieten | Schleswig-Holstein | 6 | Kanada | 5 | Hamburg | 2 | Schweiz | 2 | Niedersachsen | 18 | Dänemark | 1 | Nordrhein-Westfalen | 9 | Spanien | 3 | Hessen | 3 | Frankreich | 3 | Rheinland-Pfalz | 1 | Großbritannien | 4 | Baden-Württemberg | 3 | Luxemburg | 1 | Bayern | 14 | Marokko | 1 | Berlin | 1 | Schweden | 1 | Brandenburg | 1 | USA | 6 | Mecklenburg-Vorpommern | 1 | | | Summe Inland | 59 | Summe Ausland | 27 |
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