Immer wieder treffen wir Pferde auf Koppeln, einmal auf eine kleine Herde, die sich über Rashims Erscheinen sehr aufregt. Weit und breit ist kein Haus zu sehen, und ich reite zu den Tieren hin, da Rashim sehr zu ihnen drängt.
Alle Pferde haben sehr ungepflegte ausgebrochene Hufe, die meisten sehen aus, als wären sie damit nicht reitbar. Aber es sind eindeutig noch junge Pferde. Werden sie denn nie von einem Schmied versorgt? Auch auf der Sommerweide kann ich Pferde doch nicht völlig sich selbst überlassen, diese Tiere ließen sich von mir nicht einmal anfassen.
Kurz vor Görzke beginnt es leicht zu nieseln. Und gerade dort entdecke ich viele Pflaumenbäume, die alle üppig voll reifer Pflaumen sind. Vom Pferd aus kann man sie so einfach ernten!
Ich ignoriere den Regen und stopfe mir erst noch etliche der sehr aromatischen Früchte in die Satteltaschen. Auch Rashim bekommt sein Teil, dafür sorgt er schon. Nun wird der Regen lästiger und ich trabe die letzten Meter bis zum Heidehof.
Dort angekommen stellt sich heraus, dass Rashim wieder das einzige Pferd im Stall ist, weil alle anderen im Sommer auf den Koppeln bleiben. Ziemlich entsetzt schildere ich den vorigen Abend, woraufhin der Besitzer freundlicher weise einen Haflinger reinholt.
Der wird nun über Nacht in die Box neben Rashim gestellt und Rashim ist glücklich. Auch mir geht es sofort viel besser und ich bekomme gleich noch einen Capuccino angeboten, den ich auf der Veranda mit zwei anderen Gästen trinken kann. Hier fühle ich mich sofort wohl.
Der Hof mit ehemaligem Schafstall wurde in den letzten Jahren von den Besitzern in mühevoller Arbeit zu einem Reitbetrieb ausgebaut, es gibt einen Reitplatz und eine Halle. Einige Gäste kommen aus Berlin hierher, um am Wochenende längere Ausritte in die Umgebung zu machen, und für Kinder werden Reiterferien organisiert.
Ich bekomme ein eigenes Zimmer mit kleinem Bad und ein superleckeres rustikales Abendessen. Mein Mann, der mich an diesem Abend besucht, kann auch mitessen, obwohl ich das nicht angemeldet hatte.
Am Abendbrottisch sitzen wir bei weiteren Übernachtungsgästen, die hier in der Gegend Saatgut für Baumschulen sammeln. Zur Zeit ist "Buchensamenernte". Diesen Beruf kannte ich bislang noch gar nicht. Ich erfahre viel darüber, z.B. wie die Samen mit großen Netzen unter den Bäumen aufgefangen werden und dass sie nur in der gleichen Gegend in Baumschulen aufgezogen werden können.
Am nächsten Morgen beim Frühstück blättere ich eine Chronik des Hauses durch und staune über die Veränderungen, die die Anlage erfahren hat. Alle Gästezimmer wurden nachträglich eingebaut, ein befestigter Essplatz im Freien angelegt und die ehemalige Scheune zur Reithalle umgebaut. Inzwischen stehen hier 10 eigene Pferde und viele weitere Pensionspferde, vor allem im Sommer.
weiter: 3. Etappe · Gesamttext · nur Hauptgeschichte | |