Zu Rashim: Rashim Ben Ghat-Ghat ist ein 13-jähriger Vollblutaraber alten Typs (Siglawi), der, bevor ich ihn kaufte, im Distanzsport ging. Ich habe Rashim seit knapp vier Jahren und reite ihn vorrangig Dressur und im Gelände als reines Freizeitpferd.
Ein eigentliches Ausdauertraining war nicht erforderlich, da wir häufig lange Ausritte (20 - 30 km) machen und Rashim diese auch ohne besonderes Training spielend absolviert.
Sein Training bezog sich auf andere Aspekte: Rashim musste mit Gegenständen an seinem Körper vertraut gemacht werden und akzeptieren, dass ich z. B. beim Reiten Regensachen anzog oder Dinge aus der Packtasche nahm.
Rashim hatte bereits mehrere Besitzerwechsel hinter sich, als ich ihn neunjährig kaufte und dabei anscheinend zu viel Negatives erlebt, um noch unbefangen mit Veränderungen umgehen zu können.
So hat er Probleme mit Bändern oder Leinen, die an seine Hinterbeine geraten. Dann gerät er in Aufregung und macht großen Unsinn. Zwei Narben am rechten Hinterbein lassen ahnen, dass er hier vielleicht einen Unfall hatte.
Aufgrund seiner Vorgeschichte kann man nicht einfach auf ihm sitzend einen Regenponcho an- oder ausziehen. Das erschreckt ihn sehr. Ein neues Halfter muss erstmal untersucht werden und der nette Gummi-Massagehandschuh, der so schön gewesen wäre für unterwegs, weil er faltbar ist und in jede Tasche passt, jagte ihm einen Heidenrespekt ein, weil er so schmatzende Geräusche beim Putzen macht.
Das bedeutet, alles muss vorsichtig und geduldig eingeführt werden. Ich tanzte also zur allgemeinen Belustigung meiner Stallnachbarn tagelang mit besagtem Regenponcho durch die Stallgasse. Rashim wurde damit geputzt, gesattelt, longiert und gefüttert. Bis er die "große Plastiktüte, in der Frauchen steckt", als normal empfand. Erst dann stieg ich damit aufs Pferd.
Zum An- und Ausziehen war es dann immer noch ein weiter Weg!
Der Massagehandschuh beglückt inzwischen ein anderes Pferd, Rashim blieb hier eisern, er ließ sich zwar putzen, entspannte sich aber auch beim zehnten Mal überhaupt nicht dabei. Statt dessen fand ein kleiner Kinderplastikstriegel Einzug in die Satteltasche.
Die Packtaschen, fest verschnürt, waren dagegen kein Thema für Ängstlichkeiten. Er akzeptierte sie schnell.
Letztlich war noch das Hängertraining wesentlich. Als Distanzpferd war Rashim natürlich seit Jahren verladeerprobt. Aber vor etwa einem halbem Jahr entschied er nach einem Lehrgang plötzlich, dass er sich hier und heute nicht mehr verladen lassen würde. Erst unter Mithilfe von zwei sehr energischen Mitarbeitern der Landesreitschule ließ er sich nach 40 Minuten doch verladen.
Um nicht wieder in diese Situation zu geraten, machte ich im Juli ein mehrtägiges intensives Hängertraining mit Rashim. Dort ging er nach mehreren Arbeitseinheiten (insgesamt fünf Stunden schweißtreibende Arbeit) wieder ruhig hinein, aber ein Rest Unsicherheit bleibt natürlich, wenn man einmal so erwischt wurde.
Doch letztlich ging alles gut. Wir übten vor dem Wanderritt an drei Tagen mit dem Hänger, in dem er dann auch fahren sollte, und er ging jedes Mal problemlos hinein.
Leider schaffte ich es nicht, Rashims Hufe rechtzeitig vor dem Ritt, also etwa drei Wochen vorher, ausschneiden zu lassen. Der Schmied kam erst 9 Tage vor dem Ritt und nahm dann so wenig wie möglich weg. Er wies mich auch darauf hin, dass nur noch wenig Substanz da sei. Das war ein Risikofaktor, den ich allerdings geringer einschätzte, als das seit Jahren unbeschlagene Pferd wenige Tage vor dem Ritt beschlagen zu lassen.
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