Betriebe / Vereine Jährliches Betriebsleitermeeting in Warendorf Praktische Tipps begeisterten Betriebsleiter Warendorf (fn-press). Die Themen-Mischung des Betriebsleitermeetings 2004 war perfekt: In Sachen Betriebsmanagement gab es Tipps für Gelder aus der öffentlichen Hand und ein PC-gestütztes Buchhaltungsprogramm. Die Bedeutung einer guten Internetpräsenz und eines positiven Images als Erfolgsgarant standen im Mittelpunkt des Themas Öffentlichkeitsarbeit. In der Ausbildung drehte sich diesmal alles um die Zielgruppe Erwachsene. Gefesselt und wissbegierig folgten die rund 130 Teilnehmer des jährlichen Treffens der Leiter FN-gekennzeichneter Pferdebetriebe und Vereine, zu dem die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) Anfang November nach Warendorf eingeladen hatte. Geld ist immer ein Thema in Pferdebetrieben und Vereinen. Und so eröffnete Uwe Karow (Niedererbach), Inhaber der Betriebsberatung UKB, die Veranstaltung mit dem beim letzten Betriebsleitermeeting gewünschten Thema "Gelder aus der öffentlichen Hand – Finanzierungsmöglichkeiten und Zuschüsse". Zwei wichtige Geldquellen nannte er für gewerbliche Betriebe: die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und das mittlerweile darin aufgegangene European Recovering Programm. Attraktiv sind KfW-Kredite vor allem aufgrund der großteiligen Haftungsfreistellung. "Banken wie die KfW haben aber keine Zweigstellen wie herkömmliche Banken. Sie müssen die Gelder über ihre Hausbank beantragen. Und der Ausgang dieser Bewerbung hängt teilweise auch vom Wohlwollen Ihrer Bank ab. Deshalb mein Tipp: Stellen Sie sich gut mit Ihrer Hausbank", sagte Uwe Karow. Welche Kredite zu welchen Voraussetzungen zu bekommen sind, recherchiert man am besten direkt bei der KfW-Mittelstandsbank im Internet unter » www.kfw-mittelstandsbank.de . "Zum Teil liegen diese KfW-Gelder brach. Zum einen weil die Hausbanken lieber ihre eigenen Produkte verkaufen. Zum anderen weil der Antragsteller ein klares Betriebskonzept vorlegen muss, was die wenigsten machen." Als "eine der hochinteressantesten Finanzierungsmöglichkeiten für Betriebsübernahmen und –erweiterungen auch für Pferdebetriebe" nannte Uwe Karow das Agrarinvestitionsprogramm (AFP) für die Landwirtschaft. Jedes Bundesland hat hier eigene Voraussetzungen. Auch für Vereine gibt es öffentliche Gelder. Bisher nicht ausgeschöpft ist zum Beispiel die finanzielle Unterstützung der Landessportbünde (LSB) für Übungsleiter/innen in Vereinen. In Hessen beispielsweise zahlt der LSB 1,50 Euro je Stunde bis maximal 250 Stunden. Auch unbekannt: Vom Deutschen Sportbund (DSB) gibt es für einen Vereinsmanager 250 Euro je 250 Mitglieder pro Jahr. Und noch eine Finanzierungsquelle wird bei Neueinstellungen oft vergessen: das Arbeitsamt. "Kontakten Sie das Arbeitsamt und prüfen Sie, inwieweit eine Neueinstellung förderungswürdig ist", riet der Betriebsberater. Weitere Förderbereiche des Arbeitsamtes sind die berufliche Weiterbildung, die berufliche Eingliederung schwerbehinderter Menschen – "die übrigens oft im Bereich der Pferdepflege wertvolle Arbeit in unseren Pferdebetrieben leisten" -, Ich-AGs, Überbrückungs- und Einstiegsgeld. Wenn der Betrieb aber erst mal gegründet ist, müssen auch Buchführung und Kalkulation Grundlage stimmen. "Wir haben zusammen mit einem Reiterhof ein Buchhaltungsprogramm entwickelt, mit dem Sie Ihren kompletten Reitbetrieb verwalten können", stellte Paul-Peter Pokojski (Nottuln), Geschäftsführer der Future Technologies & Computer Systems e.K., die sogenannte "Haflinger-Software" vor, die sich seines Erachtens für Reit-, Pensions-, Turnier- und Zuchtbetriebe sowie für Vereine eignet. Mithilfe des Programms können alle Pferdedaten – Hufschmied, Tierarzt, Boxenbelegung – und alle Kundendaten erfasst, organisiert und verwaltet werden. Per Computer können mit der Software Reitstunden, Beritt und Ausbildung verwaltet werden, auch Turniere, Prüfungen und Veranstaltungen lassen sich laut des Diplominformatikers Pokojski planen und auswerten. Zudem lässt sich über das Programm die Korrespondenz und Rechnungsstellung erledigen. "Die Vorteile liegen auf der Hand: deutliche Zeitersparnis, einfache Rechnungsstellung, Kostenübersicht, Planungsunterstützung, Controlling-Möglichkeit und schließlich: Sie können mehrere Aufgaben mit einem Schritt erledigen." Wem das allerdings doch zuviel war, dem bleibt immer noch das Datenverwaltungsprogramm EXCEL. Der erste Eindruck zählt – im Internet und auf dem Hof Die beste Buchhaltung nutzt aber nichts, wenn einen die Kunden nicht finden. Also braucht es Werbung. Zu einer festen Werbeplattform auch im regionalen Bereich hat sich das Internet gemausert. "Online schlägt Print – Onlinewerbung wird die klassische Werbung überholen", prognostizierte Bernd Weidmann (Linsengericht), geschäftsführender Gesellschafter der Weidmann Internet Vertriebs GmbH und Betreiber des Internetportals pferde.de . 61 Prozent der Deutschen verfügen über einen Internetzugang. Bei den Reitern sind 70 Prozent online, Tendenz steigend. "Nutzen Sie das Internet, um Ihr Unternehmen in einer Art digitalem Prospekt darzustellen. Der große Vorteil: Sie können diesen Prospekt laufend aktualisieren." Wichtigste Voraussetzung für den Internetauftritt und damit man auch gut gefunden wird: eine eindeutige, einmalige Internet-Adresse – Domain-Name genannt. Ganz praktische Tipps für die eigene Betriebshomepage gab es auch: Man sollte versuchen, den Inhalt auf einer Seite darzustellen, am besten stichwortartig, denn das Lesen am Bildschirm strengt an. Wegen der hohen Ladezeiten sollte man maximal zwei bis drei Bilder auf einer Seite einbauen. Dauert der Seitenaufbau zu lange, springt der Besucher wieder ab. "Haben Sie doch mal lange Texte, dann bieten Sie diese mit Druckfunktion oder als Download an. Auf Papier ist das angenehmer zu lesen," riet der Internetexperte. Ganz wichtig auch: Ein Impressum. "Das ist gesetzliche Pflicht. Sie müssen genau sagen, wer und wo Sie sind. Dazu gehören auch Handelsregisternummern etc. Am besten lassen Sie Ihr Impressum juristisch absichern." Wie auch immer man seine Homepage gestaltet: Wichtig ist es, gefunden zu werden. Eine Internetseite, die keine Besucher bringt, ist vergebene Arbeit. "Man kann auch in Schönheit sterben." Schön wenn der virtuelle Besucher und auch jeder sonst wie auf den Betrieb aufmerksam gewordene Besucher dann auch den Weg auf den Hof findet. Jetzt zählt der erste Eindruck. "Kalkulieren Sie die Macht des ersten Eindrucks", sagte Hubert Schulze-Hobeling (Everswinkel), freier Journalist beim WDR-Fernsehen. Zusammen mit Astrid von Velsen (Warendorf), Inhaberin der Agentur Equimedium, sprach er über Image als Erfolgsgarant. In einer immer unüberschaubareren Welt ersetzt Image Wissen und dient der Orientierung. Weil Image das Verhalten von Bezugsgruppen steuert, ist es entscheidend, auf sein Image Einfluss zu nehmen. Am Anfang steht eine Bestandsaufnahme. "Man muss seinen eigenen Betrieb kennen. Wer sind wir? Was sind unsere Stärken? Was sind unsere Schwächen? Wo wollen wir hin? Wie sehen wir unseren Betrieb? Wie nehmen uns andere wahr? Was sagen die Leute? Fragen, die dazu dienen, eine Unternehmensphilosophie, ein Leitbild zu entwickeln", erklärte Astrid von Velsen. Auf diesem Wege sollte man ein Leitbild finden, dass zum Betrieb passt und dann nach innen und außen wirken soll. Alle betrieblichen Maßnahmen müssen auf dieses Leitbild abgestimmt sein: Inhaltlich – einheitliche Botschaften und Bilder, formal – einheitliche Slogans und Logo und zeitlich – das richtige Timing. Einbezogen in diesen Prozess sind die gesamten Kommunikationsmaßnahmen von der klassischen Werbung wie Anzeigen, Prospekte und Internet – bis hin zu Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Aber auch ganz einfache Dinge im Betrieb wie eine gute Ausschilderung. "Helfen Sie dem Kunden, sich auf Ihrem Hof zu orientieren. Wenn er schon zu Ihnen gefunden hat, dann soll er auch noch ins Büro, die Reithalle, Stall 1 oder 2 oder wohin auch immer finden", empfiehlt Astrid von Velsen. Und es geht auch gratis: "Wenn Vereinsmitglieder oder Einstaller und auch Mitarbeiter auf dem Hof freundlich grüßen. Das macht sehr viel aus und kostet nichts." Wachstumsmarkt erwachsene Reiter Woher aber bekommt man überhaupt neue Kunden, die man dann umwerben kann? Die deutsche Bevölkerung wird immer älter, die Zahl der Kinder und Jugendlichen sinkt. "Der Reiter von morgen ist weiblich und zwischen 30 und 60 Jahre alt", umriss Sacha Eckjans (Warendorf), Mitarbeiter der FN, den Kundenkreis. Ob weiblich oder männlich. Auf jeden Fall wartet ein Pool von rund 1,1 Millionen Menschen in Deutschland, die gerne reiten würden, aber aus unterschiedlichsten Gründen bisher nicht dazu gekommen sind. Darunter übrigens auch 33 Prozent Männer. "Offensichtlich fehlt das passende Angebot für erwachsene Reiter", nannte Sacha Eckjans einen entscheidenden Grund. "Wenn Sie ein Ausbildungsangebot für Erwachsene machen wollen, dann müssen Sie dieses Konzept klar und deutlich formulieren, Sie brauchen gute Lehrpferde und Qualität geht vor Quantität. Was mich jetzt noch stört, ist der Kunde, sollte nicht Ihr Motto sein." Der Unterricht muss auf Erwachsene abgestimmt sein. Erwachsene haben einen hohen Theorieanspruch. "Also sind die ersten fünf Stunden der Zehnerkarte Theoriestunden." Schon voll in der Praxis, was die Werbung erwachsener Reiter betrifft, sind die zehn Vereine und Betriebe, die an dem FN-Förderprojekt "Erwachsene Neu- und Wiedereinsteiger" teilnehmen, dass Thomas Ungruhe (Warendorf), Leiter der FN-Abteilung Breitensport, vorstellte. Im Projekt gibt es drei Maßnahmen mit den Zielsetzungen "Jagdlicher Ausritt", und "Pferdekauf". Teilnahmebedingungen sind, dass der Betrieb Schulpferde hat, die Maßnahme mit neugewonnenen Kunden umsetzt –" damit meinen wir vier bis sechs Erwachsene, die die letzten sieben Jahre nicht geritten sind", einen Trainer C als festen Ausbilder stellt, über eine Anlage mit Halle, Außenplatz, Ausreitmöglichkeiten und einem Schulungsraum verfügt, "und bereit ist, etwas Schriftkram zu erledigen". Die Maßnahme dauert 12 bis 14 Monate und ist im Frühjahr gestartet. Insgesamt 60 Erwachsene sind in dem Projekt in den Sattel gestiegen. "Der gute Resonanz hat uns bewogen, zehn weitere Betriebe und Vereine in das Projekt aufzunehmen. Gefördert wird das Ganze durch ein kostenloses Buch- und Videopaket des FNverlages sowie Lehrmaßnahmen der FN, der Persönlichen Mitglieder sowie der Deutschen Akademie des Pferdes. Zudem organisieren wir Regionaltreffen der Ausbilder und gemeinsame Besuche von Pferdemessen", warb Thomas Ungruhe bei den Betriebsleitern für das Projekt. "Überlegen Sie es sich. Bis Dezember müssen Sie sich beworben und entschieden haben." Fitness im Pferdesport ist keine Frage des Alters. "Fit oder fertig durch Reiten?" – Mit dieser Frage beschäftigte sich die Sportwissenschaftlerin und Reiterin Dr. Christine Heipertz-Hengst (Frankfurt). "Die Fitness des Reiters setzt sich aus drei Komponenten zusammen: Der Koordination, das ist beim Reiten die Balance, die Kondition, das heißt möglichst lange gut und balanciert reiten zu können, und schließlich die Beweglichkeit. Kraft-Ausdauer-Schnelligkeit. Dafür könnten die Reiter sportlich wirklich mehr tun. Und das kommt ja auch unserem Partner Pferd zugute." Fitness beginnt jedoch schon im Kopf und lässt sich an vielen Stellen im Alltag unterstützen: Treppe statt Fahrstuhl, Fahrrad statt Auto. Auch könne man mit seinem Pferd gehen oder joggen. Wichtig sei es, sich vor dem Reiten aufzuwärmen und danach abzuwärmen. Hier kommen die Ausbilder ins Spiel, die ihren Unterricht um Funktionsgymnastik, Ergänzungssport und Falltraining ergänzen sollten. Im Zusammenhang mit dem Reiten ging Dr. Heipertz-Hengst auch auf Rückenprobleme ein. "Reiten kann ein idealer Rückensport sein, vorausgesetzt man macht es richtig." Wer Ausbilder sucht, die auch auf diese Aspekte des Reitens eingehen, findet diese vielleicht auf dem Internetportal » www.arbeit-jetzt.de . "Wir haben eine Plattform eingerichtet für den Pferdesport. Hier finden Arbeitssuchende und –anbieter zusammen. Bundesweit", warb Antonius van der Linde (Willich), Inhaber der Training & Consulting International AG und ehemaliger Vielseitigkeitsreiter. FN-Hunterklasse und Cavaletti: Es muss nicht immer hoch sein Abergerundet wurde das Betriebsleitermeeting durch zwei praktische Ausbildungsdemonstrationen im Bundesleistungszentrum Reiten. Auch hier standen zunächst die erwachsenen Reiter im Vordergrund. Pferdewirtschaftsmeisterin Marion Ostmeyer (Versmold) stellte die FN-Hunterklasse vor. Ein im Frühjahr von der FN gestartetes Prüfungsangebot im Springen. Acht bis zehn Sprünge stehen verteilt an den langen Seiten oder auf den Diagonalen eines Reitplatzes. Die Linienführung ist einfach. Lange Wege lassen Reiter und Pferd gut und gelassen in den Rhythmus finden. Auch die Höhe der Hindernisse ist im unteren Bereich angesiedelt. Die niedrigste Prüfung liegt bei 80 Zentimeter, es können auch 90 oder 100 Zentimeter angeboten werden. "Die Anforderungen sind nicht so hoch. Das hat zum einen den Vorteil, dass sich der Reiter ganz auf seinen Sitz und das korrekte Reiten konzentrieren kann. Zum anderen kann man im Unterricht auch mal was wiederholen, da die Pferde in diesem Parcours nicht so schnell ermüden", sagte Marion Ostmeyer. Viele Reiter brauchen aber nicht mal 80 Zentimeter. Den meisten reicht Cavaletti-Höhe. Wie man mit Stangen und Cavaletti an Balance und Gleichgewicht von Reiter und Pferd arbeitet, zeigte die international erfolgreiche Vielseitigkeitsreiterin Ingrid Klimke (Münster). Sie begann ganz einfach. Auch weil zunächst junge Pferde im Viereck waren. Im Schritt ging es erst – "fleißig über die die Mitte" - über eine bis schließlich über vier Stange. Der Reiter ist verantwortlich für den fleißigen geraden Schritt. Dazu muss er mit den Zügeln und dem Ellbogen der Nickbewegung des Pferdes folgen. "Reiten Sie auch mal am hingegebenen Zügel über die Stangen. Viele Pferde hatten mal einen guten Schritt. Oft werden aber vom Reiter die Zügel zu früh zu kurz aufgenommen." Als nächstes bezog Klimke Cavaletti in die Trabarbeit ein. Auf dem Zirkel aufgebaut ging es zunächst über eine, dann über zwei und schließlich über vier niedrige Cavaletti. "Auch hier gilt: fleißig über die Mitte reiten. Bei dieser Arbeit müssen die Pferde stärker hinten abfußen und lernen so hinten Last aufzunehmen." Dann kam die Galopparbeit hinzu. Auf der Mittellinie wurden zwei Cavaletti im Abstand von fünf bis sechs Galoppsprüngen aufgebaut. Mit der zweiten Gruppe und den älteren Pferden zeigte Ingrid Klimke dann recht anspruchsvolle Aufgaben im Galopp. Dazu wurden die vier Cavaletti wie an Kreuz auf dem Zirkel verteilt. Der Abstand zwischen zwei sich gegenüberliegenden Cavaletti – gemessen vom inneren Kreuz jedes Cavaletti – betrug 10,5 Meter. Zunächst ging es nur über die zwei Cavaletti an den langen Seiten, später dann über alle vier und schließlich steigerte sie die Aufgabe, indem durch den Wechsel zwischen anreiten der äußeren und der inneren Cavaletti-Seite die Abstände mal mit drei mal mit vier Galoppsprüngen reiten ließ. Damit endeten zwei intensive Weiterbildungstage für die Betriebsleiter. Und einigen war es noch nicht genug. Sie blieben auch zur Abendveranstaltung der Deutschen Akademie des Pferdes "Der Reiter formt das Pferd" mit Olympiasieger Klaus Balkenhol. Informationen zum Thema "Geld der öffentlichen Hand": » www.kfw-mittelstandsbank.de, » www.verbraucherministerium.de, » www.rentenbank.de, » www.lsbh.de, » www.arbeitsamt.de, zum Thema "Internet" unter » www.reitsport-marketing.de und schließlich als Stellenbörse » www.arbeit-jetzt.de . Bo |