| | | Lindsay Tyas (GBR) mit Leihpferd, -kutsche und Bruder in der Bockholter Heuernte | | | |
| | | Markus Beerhues auf dem Bockholter Markt | | | |
| | | Werner Borgmann, Ruine "Derer zu Hummel" | | | |
| | | Bernhard Bücker in der Bockholter Heuernte | | | |
| Die Bedeutung des Ereignisses konnte ich erst begreifen, als ich mich in die Geschichte und die Hintergründe eingearbeitet hatte. Bis dahin erschien alles als ein Wunder, und diesen Eindruck schilderte ich auch Bernd Speckmann, dem Geschäftsführer des Vereins, den ich wegen der endgültigen Ergebnisse anrief. In diesem Gespräch erhielt ich die ersten Hinweise auf die Geschichte des Vereins. Speckmann betonte, daß es viele Jahre gedauert habe, bis die Anlage die heutige Reife erhielt.
Dabei hob er gleichfalls die Rolle der Brüder Sahle hervor, Albert und Uwe, die beide aktive Fahrersportler auf höchstem Niveau sind, wie ich selbst verwundert feststellte, da sie in diesem Turnier der europäischen Spitzenfahrer mitmischten. Der Bundestrainer der Gespannfahrer mit Behinderung war übrigens ebenfalls dabei, als Beifahrer von Uwe Sahle.
Die Anlage wirkt märchenhaft perfekt, und mir stellte sich sofort die Frage, wer sich eine solche Architektur ausgedacht und finanziert hat. Ich brauchte die Frage aber gar nicht zu stellen, denn der Geschäftsführer betonte von sich aus die Rolle der Familie Sahle, der das Gelände gehört und die die vielen liebevollen Hindernisse finanziert hat - was ein Verein gar nicht könnte, wie man sich leicht denken kann. Albert Sahle ist schon die Durchführung der ersten Deutsche Meisterschaft 2001 auf dem Gelände in Bockholt zu verdanken (» So fing alles an ...).
In gewisser Weise kann man die Integration der Deutschen Meisterschaft vielleicht auch als Anerkennung der Rolle verstehen, die die Fahrer mit Behinderung für den Reit- und Fahrverein gespielt haben, denn die Weltmeisterschaft 2002 auf dieser Anlage war ein weiterer Meilenstein in der Entwicklung des Vereins.
Und diese Deutsche Meisterschaft treibt die Entwicklung wieder voran, denn Albert Sahle hatte in Edinburgh die Idee, auch ausländische Teilnehmer einzuladen. Diesem Vorschlag stimmte die FN schließlich zu, und so konnten einige Teilnehmer aus den Niederlanden und Lindsay Tyas aus Großbritannien (die die wunderbare Torte zum Gedenken an Renate Neu gestaltet hat) mitfahren.
Am Mittwoch hatte die Veranstaltung begonnen, erst am Sonntag Abend endete sie. Nur einen kleinen Ausschnitt konnte ich selbst erleben, und auch davon nur wenig wirklich würdigen, denn die Fahrer absolvierten ihre Prüfungen oft gleichzeitig, so daß ich ziemlich häufig gar nicht wußte, wo ich zuerst hinrennen sollte - und manchmal kam ich auch gerade nur rechtzeitig, um das Ende der Prüfung zu erleben.
Die Quintessenz der sportlichen Ereignisse können Sie an verschiedenen Stellen gerafft nachlesen; damit muß ich mich also nicht beschäftigen (» Deutsches Team gewinnt Donau-Alpen-Pokal / Einzelsieg für Burggraf). Ich möchte Ihnen einen Eindruck vom Geschehen vermitteln, soweit ich es selbst erlebt habe, und soweit ich es anhand des mir vorliegenden Materials rekonstruieren kann. Damit möchte ich Ihnen Lust machen, demnächst ein solches Turnier zu besuchen und vielleicht eines Tages den Fahrsport selbst auszuüben.
Darüber hinaus möchte ich mit meiner Schilderung Ihren Ehrgeiz wecken, im Rahmen Ihrer Möglichkeiten ähnlich ambitionierte Ziele ins Auge zu fassen. Denn diese wunderbare Anlage hat ihre Geschichte - sie ist nicht über Nacht entstanden, sondern hat sich organisch bis zu diesem vorläufigen Höhepunkt entwickelt; überhaupt war allenthalben die Entfaltung großartiger Ideen zu spüren und zu erleben.
Der Fahrsport selbst ist nämlich in der Form, wie wir ihn heute ausüben, noch gar nicht so alt. Der Donau-Alpen-Pokal ist Ende der siebziger Jahre gestiftet worden, 1998 wurde die 1. Weltmeisterschaft für Gespannfahrer mit Behinderung veranstaltet (» So fing alles an ...). 1970 gründeten drei Ehepaare, darunter die Eltern der Brüder Sahle, und zwei Einzelpersonen den "Reiterverein St. Martin Greven-Bockholt e.V.", der erst 1986 das erste Fahrtturnier in Greven-Bockholt veranstaltete.
1993 hat sich aufgrund des zunehmenden Interesses am Fahrsport der "Reiterverein St. Martin Greven-Bockholt e.V." umbenannt in "Reit- und Fahrverein St. Martin Greven-Bockholt e.V." Und heute zählt die Anlage zu den Kleinodien im Lande; der Verein richtet ein internationaler Spitzenturnier aus. Aber nicht nur das: mit Stolz trägt der Verein den Zusatztitel "Landesleistungsstützpunkt Fahren, FN Fahrstall A".
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