| | | Sennerfohlen auf dem Gestüt Borgholzhausen | | | |
| Anscheinend gestaltete sich die Zusammenarbeit leider nicht so reibungslos, wie das im Interesse der Tiere zu wünschen gewesen wäre. Karl-Ludwig Lackner hat schließlich die Konsequenzen gezogen, seine Mitarbeit eingestellt und ist aus dem Verein ausgetreten.
Allein mangelnde Sachkunde der Biologen wäre schon schlimm genug gewesen, aber selbst daran hat es nicht gelegen, denn im Sommer 2003 sind die Verantwortlichen rechtzeitig informiert und gewarnt worden.
Mathias Vogt hatte nämlich bereits erkannt, daß umgehend gehandelt werden und zur Abwendung von Schäden dringend Mineralfutter und Zusatzfutter angeboten werden mußte.
Zu seinem Verdruß ist nichts geschehen. Leider blieb das kein Einzelfall; auch bei anderen gutgemeinten Hinweisen passierte nichts.
Mathias Vogt: "Das geht nicht. Man muß bei Tieren sofort reagieren. Zwischen Einsicht und Umsetzung darf keine Zeit verstreichen. Da kann man nicht erst eine Kommission einberufen."
Die Vorstandsvorsitzende des Vereins, Christel Schroeder, beschreibt die Situation Ende 2002 in idyllischen Tönen:
| Ende November werden die Sennerfohlen wieder eingefangen, um ins Winterquartier nach Augustdorf zu gehen. Prachtvoll sehen sie dann aus: gesund, wohlgenährt, kräftig, mit dickem Winterfell. Ihre Erscheinung ist die beste Bestätigung für die artgerechte Tierhaltung in der Wildbahn. Rückkehr der Senner Pferde, Seite 75 | | |
Die Endredaktion für das Buch mit einer letzten Abstimmung über die Textbeiträge fand am 17. Januar 2003 statt; war damals die Welt noch in Ordnung? Nach dem katastrophalen Sommer und Herbst 2003, in dem man nicht reagiert hatte, und als die Pferde Anfang Dezember in einem denkbar schlechten Zustand waren, konnte man die Mißstände nicht mehr übersehen. Das obige Zitat muß angesichts dieser Tatsachen besonders betrüben.
Artgerechte Tierhaltung? Ich komme zurück auf meine drei Stichworte: "artgerecht", "naturnah", "kassieren". Wie enthusiastisch hatte ich doch meinen Bericht begonnen! Wer hätte gedacht, daß ich solche Entdeckungen machen würde?
Reichlich naiv hatte ich das Wildbahnprojekt für selbstverständlich gehalten, Probleme oder gar ein Scheitern überhaupt nicht in Erwägung gezogen. Eine Überwinterung in der Wildbahn schien mir machbar und wünschenswert, deshalb kam ich gar nicht auf die Idee, die entsprechende Absichtserklärung von Aloys Sielhorst in Frage zu stellen.
Nach all diesen neuen Erkenntnissen sehe ich die Moosheide mit ganz anderen Augen: nämlich als eine Monokultur. Eine Sorte Gras so weit das Auge reicht - kann das eine ausreichende Grundlage für eine gesunde Pferdeernährung sein? Ist die Idee der "Auswilderung" der Senner Pferde überhaupt eine gute Idee? Und wenn ja: Kann sie auf einer Fläche wie der Moosheide realisiert werden, von der Betreuungsfrage einmal abgesehen?
Der Verein Biologische Station Senne hat auf seine Fahnen geschrieben, die Zucht der Senner Pferde retten zu wollen. Heißt Zucht in diesem Falle lediglich Vermehrung? Ist jeder schon Züchter, der eine Stute kauft und sie bedecken läßt?
Als ich diese Serie begann, hatte ich keinen Begriff davon, auf was ich mich einlassen würde. Nun habe ich bereits den vierten Teil geschrieben und bin noch nicht am Ende. In der nächsten Woche will ich versuchen, einige der Fragen zu klären, die jetzt im Raum stehen.
Quellen
- Die Sicht des Züchters, Hauptartikel Ausgabe 273
- Leserresonanz, Hauptartikel Ausgabe 272
- Rückkehr der Senner Pferde, Rezension Ausgabe 271
- » Öffentlich-rechtlicher Vertrag zwischen dem Land Nordrhein-Westfalen, der Landeshauptstadt Düsseldorf und dem Kreis Mettmann über die Finanzierung des Vereins 'Biologische Station Urdenbacher Kämpe e.V.' vom 5. Dezember 1991
- Patura, Messeseite
- » Katalog Weidezaun, Messeseite
- » GEH
- » Wikipedia
- » Wassersucht
- Pferde in der Wildbahn, Die Senner und ihre Zukunft, Hauptartikel Ausgabe 271 · Teil 1
- Biologen als Züchter, Die Eigendynamik von Naturschutz und Öffentlichkeitsarbeit, Hauptartikel Ausgabe 272 · Teil 2
- Die Sicht des Züchters, Romantische Vorstellung und Realität, Hauptartikel Ausgabe 273 · Teil 3
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Fotos
© Karl-Ludwig Lackner, © Gerd Hebrang
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