| | | Karina und ihre Fohlen Fidelio und Ismene bei Bauer Brechmann | | | |
| Die Biologen der Station sind also nach meinem Dafürhalten in diesem Sinne als Profis zu betrachten und nicht als Liebhaber. Außerhalb der Arbeitszeit stehen sie prinzipiell nicht zur Verfügung, das leuchtet mir ein. Wenn nun für das Winterquartier ein Zaun gebraucht wird, müssen entweder die Biologen regulär arbeiten oder die Vereinsmitglieder oder andere Freiwillige erbringen die Dienste kostenlos. Das Buch klärt uns auf:
| Wieder mußten Zäune errichtet werden, diesmal mit Hilfe der Bundeswehr, Standort Augustdorf, des Gewerbeinitiativkreises Augustdorf e.V. und der Sparkasse Augustdorf. Rückkehr der Senner Pferde, Seite 62 | | |
Nanu? Das nenne ich ein Kunststück! Wir verlassen uns zwar darauf, daß die Bundeswehr in Katastrophenfällen eingesetzt wird, aber ist das ein Katastrophenfall? Und wenn nicht - zu welchen Anlässen kann man die Bundeswehr sonst noch in Anspruch nehmen? Wer hat dazu wohl den Befehl gegeben? Wie hat er das gerechtfertigt?
Oder sollte ich das so verstehen, daß einzelne Bundeswehrsoldaten freiwillig und in ihrer Freizeit aus reiner Pferdeliebe und Sympathie für die Biologische Station die Ärmel aufgekrempelt haben? Dann hätte man hierfür wohl eine andere Formulierung wählen müssen.
Dieselben Fragen stellen sich natürlich für den Gewerbeinitiativkreis und die Sparkasse; bei denen kann man immerhin Eigeninteresse unterstellen. Man möchte die Gegend aufwerten, die Pferde also für sich selbst instrumentalisieren. Das wäre naheliegend und dagegen wäre nichts einzuwenden. Bei der Bundeswehr kann ich ein Eigeninteresse nicht erkennen.
Es werden aber auch noch viele andere Leute eingespannt:
| Seit dem Jahr 2001 steht die Stute Karina mit ihrem jeweiligen Fohlen auf den Flächen in Augustdorf. Hier ist natürlich besondere Aufmerksamkeit geboten. Unterstützung erfährt die Biologische Station Senne dabei durch Anwohner der Heidestraße, die die Pferde fast unentwegt im Auge haben. Dieter Murke und Horst Räker sorgen für die Tiere, als ob es ihre eigenen wären. Die Fütterung im Winter, wenn auch die Pferde aus der Moosheide auf den Flächen an der Heidestraße stehen, wird wie völlig selbstverständlich von ihnen mit übernommen. Die Besitzerin einer weiteren Sennerstute in Augustdorf, Annette Strohdiek, hat die Stute Karina im Winter 2002 aufgenommen, um günstige Bedingungen für die Geburt des nächsten Fohlens herzustellen. Rückkehr der Senner Pferde, Seite 64 | | |
Mit anderen Worten: Die Biologische Station Senne kann die Betreuung der Pferde allein gar nicht gewährleisten. Bei Privatpersonen wäre so etwas undenkbar. Wer sich ein Pferd anschafft, muß selbstverständlich die volle Verantwortung dafür übernehmen, 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche, 365 Tage im Jahr. Die Biologische Station kann das nicht. Sie muß die Verantwortung abwälzen. Der Vorstand, die Mitglieder, die Angestellten, niemand steht für die Pferde uneingeschränkt ein.
Dabei stellen sich wieder sehr interessante Fragen. Ist sichergestellt, daß zu jedem Zeitpunkt jemand die Verantwortung übernimmt? Welches Rechtsverhältnis besteht zwischen dem Verein und hilfsbereiten vereinsfremden Personen, die Verantwortung übernehmen? Wenn Freiwillige die Verantwortung übernehmen - wer kann diesen Anweisungen erteilen? Wenn jemand Verantwortung übernehmen will - muß er seine Qualifikation nachweisen?
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