Leserbrief › 1102 zu Ausgabe › 236 13.10.03
Leserbrief zu Indianisches Zähmen von Norbert Balk
Norbert Balk hat zwar Methoden von Oscar Scarpati Schmid in Wort und Bild vorgestellt und liebevoll Vergleiche mit ähnlicher Denkweise in der Literatur aufgezeigt - einige Gesichtspunkte sind meiner Meinung nach jedoch nicht klar heraus gearbeitet worden:
Das Indianische Zähmen nach den Methoden von Oscar Scarpati Schmid zu lernen, dürfte vergleichbar sein mit dem Bemühen, Weisheit zu lernen.
Wissen ist erlernbar, insbesondere in unserer sprach- und schriftgesteuerten Kultur. Weisheit dagegen kann nur durch individuelle Erfahrung erlangt werden.
Das, was im Artikel als gesunder Menschenverstand bezeichnet wird, ist etwas, was ich mit Begriffen wie Intuition, Inspiration, Gefühl, aus dem Bauch heraus, beschreiben würde, da es mit dem allgemein erlernten Wissen, mit dem Ego, mit dem reinen Sachverstand, eigentlich kaum etwas gemeinsam hat.
Das Wissen um das Verhalten eines Pferdes ist wichtig, um die andere Spezies verstehen, akzeptieren und respektieren zu können. Nach meiner Erfahrung ist es aber nicht notwendig, jahrelang frei lebende Tiere zu beobachten. Das, was die menschlichen Augen wahrnehmen und der Verstand zu sehen glaubt, ist nur ein Teil der Wahrheit (- siehe auch meinen Leserbrief zu Martina Pegam). Nur das Beobachten mit allen eigenen Sinnen ohne Vorurteile ist die Basis für das empirische Erfassen der Wirklichkeit.
Ich habe seinerzeit versucht, ohne Vorurteile dieses Fremde zu erarbeiten, zu verstehen - ich habe die Kommunikation mit Eddy über alle Sinne erlebt, erfahren, erspürt - nicht einfach durch menschliche Worte gelernt. Ich habe mich zurückgenommen, Eddy all die Freiheiten und Möglichkeiten gewährt, damit er überhaupt die Gelegenheit hat, sich so mitzuteilen, wie es für ein Pferd arttypisch ist. Ich habe diesem Tier vertraut, es akzeptiert und respektiert.
Auch wenn es für den Unbedarften so aussieht, als hätte sich da ein Mensch auf die Stufe eines Tieres herabgelassen, so ist es genau umgekehrt: Ein Tier wird erst dann kommunikativ, wenn es sich geachtet und respektiert fühlt und der Mensch sich im Hier und Jetzt befindet.
Ein Tier mit dem für eine Kommunikation notwendigen Respekt zu behandeln wird leider weitgehend verhindert durch unsere materialistische und dualistische Überzeugung, Mensch und Umwelt seien zwei voneinander unabhängige Dinge.
Das Verständnis der Wirklichkeit kann erlangt werden über das Eins werden mit der belebten Natur. Nach Prof. Serling bedeutet dies existentiell eine Vorwegnahme des Ich-Todes entsprechend der Überwindung des Egoismus. Je mehr sich der Mensch als Individuum zurück nimmt, um so mehr kann er an der feinstofflichen Kommunikation des Universum teilhaben, einer Kommunikation mit wertfreien Schwingungen, die ich in meinem Artikel seinerzeit als stille Sprache des Herzens bezeichnet habe, um nicht in das Themengebiet der Esoterik abzugleiten.
Die Methoden eines Monty Roberts, ein Pferd zu dominieren, lassen sich noch verhältnismäßig einfach erlernen, die Methoden eines Pat Parelli erfordern schon einen erheblich größeren Zeitaufwand - aber die Methoden des Oscar Schmid erfordern außer viel Geduld auch ein Umdenken, erfordern ein tieferes geistiges Verständnis für das Leben an sich, erfordern, der visionären Kraft des eigenen Bewußt-Seins näher zu kommen ...
... Norbert Kaiser
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