|  | Der Innenhof mit dem Stutenbrunnen |  |  |  |
| | |  | Marbacher Brandzeichen mit Siegerplaketten |  |  |  |
| Dr. Cranz hat das Landgestüt von 1974 bis 1997 geleitet. Im Gestütsmuseum Offenhausen gibt es eine Liste aller Direktoren des Landgestüts, der Landoberstallmeister (LOM). Mir fiel auf, daß die Landoberstallmeister bis zum 2. Weltkrieg ausnahmslos adelig waren, seither sind sie bürgerlich und promoviert.
Dr. Raue hat über die Hengstleistungsprüfung (HLP) promoviert; 13 Jahre hat er im Tierzuchtamt, Referat Pferde, gearbeitet. Er ist selber Züchter und weiß, daß eine Zucht ohne Berücksichtigung der wirtschaftlichen Gegebenheiten keine Zukunft hat.
Daher hält er eine Entwicklung, die lediglich ästhetische Gesichtspunkte berücksichtigt und den Araber als reines Schaupferd herausstellt ("das schönste Gesicht"), für nicht sinnvoll.
Marbach strebt ein Stockmaß von 150-155 cm an ("eine gewisse Größe"), gute Bewegungen und als Grundanforderung Rittigkeit. Die Hengste absolvieren alle die Hengstleistungsprüfung, auch die Stuten werden eingeritten.
In Marbach werden die Araber als Reitpferde gezüchtet und unter anderem Interessenten aus dem Freizeitsport-Bereich angeboten, zum Beispiel dem Distanzsport.
"Die Entwicklung der Nachfrage war allerdings ernüchternd; in diesem Jahr ist es besser, wir sind ganz zufrieden. Unsere Pferde werden im Gelände geritten und sind unkompliziert." Obwohl Marbach sich also für die asilen (reinen) Araber stark macht (z. B. beim diesjährigen Sommerfest), verfolgt man in der Zucht eine eigene Linie.
Als ich meine Artikel über das Arabergestüt Ismer erwähne (» Vollblutaraber in Niedersachsen, » Die große Gestütsschau), reagiert Dr. Raue genauso wie Obersattelmeister Tautermann in Güterstein. Beide erinnerten sich sofort an den jungen Ismer, der in Marbach zum Pferdewirt ausgebildet worden ist. Die Verbindungen gehen aber sehr viel tiefer.
Dr. Raue war sogar auf dem » Gestüt Ismer zu Besuch, "der Kontakt ist gut". Die Zuchtpolitik des Gestüts Ismer, die ich in meinen Artikeln beschrieben habe, beeindruckte anscheinend auch Dr. Raue. Das Marbacher Gestüt hat zeitweilig die Hengste Pentagon und Pasat von Ismer eingesetzt.
Die Araberzucht steht nach meinem Eindruck etwas im Hintergrund. International ist Marbach für die Araber berühmt, die Hauptaufgabe ist jedoch im Namen beschrieben: Haupt- und Landgestüt.
Anfangs war mir nicht recht klar, was damit bezeichnet sein sollte. Jetzt würde ich es so formulieren: Hauptgestüt bedeutet, daß hier Pferde gezüchtet werden.
Im Gegensatz zum Landgestüt Celle z. B. hat Marbach nicht nur Hengste, sondern auch Stuten. Und zwar nicht nur 20 Araberstuten, sondern auch 40 Warmblutstuten. Mit diesen Stuten wird gezüchtet, also eigener Nachwuchs erzeugt. Dieser wird im Gegensatz zum Nachwuchs aus dem Lande durch den Brand auf dem rechten statt dem linken Hinterschenkel gekennzeichnet.
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