|  | Bairactar, geb. 1814, erster Gestütshengst |  |  |  |
| |  | König Wilhelm auf Bairactar |  |  |  |
| |  | Araber-Hengstfohlen, Fohlenhof Hau |  |  |  |
| Zwei der Bildschirmschoner zu dieser Ausgabe zeigen Ihnen in voller Bildschirmauflösung neben einer Fülle von Pferdefotos diese und weitere plastische Arbeiten, darunter ein Denkmal für den arabischen Deckhengst Hadban Enzahi (1952-1975) in voller Lebensgröße (» Marbach, » Gestütsmuseum).
Marbach - natürlich, der Name steht für arabische Pferde. Das Sommerfest in diesem Jahr (» Asil Cup International) ist den Arabern gewidmet - die traditionelle Hengstparade fällt aus diesem Anlaß aus.
Bekannt ist, daß » König Wilhelm I. 1817 mit dem Gestüt Weil im eigenen Lande eine Araberzucht gründen wollte, was ihm auch gut gelungen ist.
Aus den mir zugänglichen Quellen hatte ich geschlossen, daß es sich hier um eine königliche Marotte handelte, naheliegend und keineswegs ungewöhnlich. Warum sollte der König von Württemberg seine Leidenschaft nicht so ausleben?
Verwunderlich ist nur, daß sich diese Zucht bis heute gehalten hat. Im Zusammenhang mit dem Rasseporträt Araber haben wir von einer Reihe von reichen und mächtigen Leuten gehört, deren ganze Leidenschaft den Arabern gehörte (» Paschas und Mamelucken, » Noble Lady of the Horses). Beim Tode dieser Leute war es mit dem Gestüt und der Zucht vorbei.
Warum die Araber in Baden-Württemberg diesem Schicksal entgangen sind, ist mir noch nicht ganz klar. Der Beginn der Zucht war jedoch nicht einfach nur eine königliche Marotte, wie ich von Dr. Raue erfahren durfte.
Den Kronprinzen verschlug es im Zuge der napoleonischen Kriege 1812 nach Wilna (Litauen), wo er an der Ruhr erkrankte (Wilhelm I., König von Württemberg). Er entschloß sich zur Heimreise, für die er von seinem Onkel einen Araber erhielt.
Dieses Pferd hat sich anscheinend dermaßen bewährt und Wilhelm so sehr beeindruckt, daß er beschloß, mit Hilfe der Araber die Qualität der Pferde im Lande zu heben. Insbesondere sollten die Offiziere dadurch in den Genuß schnellerer Pferde kommen, aber auch die Wagenpferde sollten auf diese Weise an Tempo zulegen.
Wilhelm wurde 1816 König und verfügte ziemlich bald (1817) die Gründung eines neuen Gestüts, das westlich von Stuttgart auf der Filderebene eingerichtet wurde und gemeinhin als das Gestüt von Weil bekannt ist.
Dort standen jedoch nur die Hengste. Die Stuten, etwa 20 an der Zahl, waren in Scharnhausen am dortigen Lustschloß untergebracht. Laut Dr. Raue müßte das Gestüt eigentlich Scharnhausen heißen. Um die rossigen Stuten herauszufinden, wurde ein Probierhengst von Weil nach Scharnhausen geritten. Die von ihm ermittelten rossigen Stuten wurden dann zur Bedeckung nach Weil gebracht.
Das Gestüt umfaßte etwa 400 Hektar. Heute ist von dieser Anlage fast nichts mehr zu sehen. Das Lustschloß befindet sich immer noch im Familienbesitz und ist in Erbpacht verpachtet. Heute wird dort Therapeutisches Reiten angeboten.
Dr. Raue, der aus Scharnhausen stammt, bemerkte am Rande, daß die Bevölkerung im allgemeinen nicht besonders gut auf das Gestüt zu sprechen war, weil sie das Gelände nicht betreten durfte und deshalb weite Umwege in Kauf nehmen mußte.
König Wilhelm hat sehr lange, nämlich 48 Jahre, regiert. Bei seinem Tode 1864 war die Zucht auf 88 Stuten, 10 Hengste und 132 Fohlen angewachsen. Sein Nachfolger Karl I. begeisterte sich mehr für das Englische Vollblut und richtete in Weil eine Rennbahn ein, die sehr große Bedeutung erlangte. Anscheinend hat er aber die Araberzucht weitergeführt und nicht liquidiert.
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