| | | | Blickt das Pferd panisch? | | | |
| | | Was bedeuten die blanken Zähne? | | | |
| | Das Wort Kutsche soll übrigens zurückgehen auf ein ungarisches Dorf namens Kocs, zwischen Wien und Budapest gelegen, das vom Wagenbau lebte.
Das entsprechende Wort im Englischen lautet: Coach, selbst ein moderner Bus kann genausogut Coach genannt werden, und vermutlich hat sich dann erneut ein Bedeutungswandel vollzogen, den wir wiederum importiert haben, nämlich Coach im Sinne von Trainer.
Die Ungarn halten sich nicht nur die Erfindung der Kutsche zugute, sondern auch der verschiedenen Anspannungsarten, Geschirre, Zäumungen usw.
Die Fünfer-Anspannung kenne ich als Jucker-Anspannung oder Juckerzug, und dazu gehören dann auch die Schalanken, Zierstreifen aus Leder, die vom Geschirr der Pferde herabhängen (» Anleitung zum Gespannfahren). Unser Vierspänner hatte keine Schalanken, dafür trug eines der Csikós-Pferde Schalanken am Kopfstück.
Als nächstes führten die Csikós vor, wie gut sie die Peitsche beherrschen und wie gut sich die Pferde an dieses Geräusch und die Peitschenbewegungen gewöhnt haben, da das angeblich in ihrer Arbeitsumgebung notwendig war.
Die Peitsche knallt wirklich sehr laut; Pferde sind ziemlich geräuschempfindlich, daher ist es eine große Leistung, Pferde an laute Geräusche zu gewöhnen.
Das Knallen vom Pferderücken aus in allen drei Gangarten hatten wir bereits hinreichend bewundern können. Nun sollten sich die Pferde hinlegen, ohne daß der Reiter absteigen mußte. So etwas geht zu schnell, als daß der Laie wahrnehmen könnte, was wirklich vor sich geht.
Auf Fotos allerdings kann man allerhand bemerken. Vielfach zogen die Reiter schon im "Normalbetrieb" ziemlich grob an den Zügeln. Und auch beim Hinlegen schien mir die Aktion durch gehörige "Zügelhilfe" eher erzwungen als erbeten.
Immer und überall lesen wir, daß Zwang keine gute Methode ist. Wir sind nicht dabei, wenn die Csikós ihre Pferde ausbilden. Wie machen die das?
Diese Übung sollte als Beweis dienen, daß die Pferde den Hirten absolut vertrauen. Nachdem die Pferde sich hingelegt hatten, setzten oder stellten sich die Hirten auf die Pferde und ließen wieder ihre Peitsche knallen.
Natürlich rührte sich kein Pferd von der Stelle - aber wie fühlten sich die Pferde? Das eine hatte ich direkt vor meiner Nase: So ungefähr stellte ich mir ein totes Pferd vor. Die Zähne im Unterkiefer waren ständig entblößt, ein ungewöhnlicher Anblick.
Zu Anfang, beim Hinlegen, habe ich das Auge des Pferdes erwischt, und das gefiel mir gar nicht. Am Auge kann man noch am ehesten ablesen, wie ein Pferd sich fühlt. Da die Csikós ohne Sattel reiten, möchte man annehmen, daß sie ihre Pferde auch ohne grobe Zügelhilfe, vielleicht sogar ganz ohne Zügelhilfe reiten können. Den Eindruck konnte ich nicht gewinnen.
Das zweite Foto zeigt den Gesichtsausdruck des Pferdes, während der Mann auf dem Pferd sein Nickerchen hält, also keine bedrohlichen Geräusche produziert oder ungewöhnliche Aktionen verlangt werden. Aber vielleicht verstehe ich einfach nur nichts von Pferden und es verhält sich tatsächlich genau so, wie es uns erklärt wurde.
Dann setzten sich die Pferde wieder auf, und zwar auf die Hinterbacken, während die Csikós erneut die Peitsche schwangen. Schließlich setzten diese sich zwischen die Vorderbeine der Pferde.
Ich erwartete noch, daß die Pferde zusammen mit den Hirten aufstehen und dann ihre Vorderbeine auf deren Schultern legen würden, wie ich das bei Lajos Kassai gesehen hatte ( Steppenreiter unter sich), aber diese Nummer gehört offenbar nicht zum Programm der Pferdehirten, nicht auf diesem Gestüt und auch nicht anderswo. Zwar habe ich das schon irgendwo gesehen, aber auf keiner der Tourismusseiten, die ich für diesen Artikel untersucht habe.
Das ist merkwürdig, denn diese Figur ist sicherlich ebenso publikumswirksam und würde sich aus der Sitznummer ziemlich organisch ergeben. Zwar würde man einen direkten Nutzen für die Arbeitswelt der Pferdehirten nicht unbedingt herleiten können, aber man könnte doch sicherlich leicht etwas erfinden. Schließlich gibt es vermutlich auch keinen direkten Nutzen dafür, daß der Hirte mit seinen Stiefeln auf dem Pferd herumtrampelt außer um zu beweisen, daß er das kann.
Eine andere Nummer fehlte ebenfalls, die anderswo gezeigt wird: Angeblich haben sich die Hirten auf den Rücken ihrer Pferde gestellt, damit sie in der flachen Puszta weiter sehen können. Das würde immerhin Sinn machen.
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