| | Für die Touristen: die große Pferdehatz | | | |
| | | Diese Arbeit ist erledigt | | | |
| | Ich nehme an, daß diese Vorführung mehrmals am Tag stattfindet, vielleicht sogar einmal pro Stunde. Für alle Beteiligten ist die Sache Routine. Am Ende des Platzes drängte sich eine Herde hinter einem Zaun, plötzlich galoppierte diese Herde auf uns zu, mitten drin ein paar Csikós, und ich mühte mich ab, diese spektakuläre Aktion angemessen festzuhalten.
Nach ein paar Runden blieb die Herde wieder sich selbst überlassen und die Csikós verließen stolz den Platz, wir Touristen hinterher. Gegenüber dem Parkplatz befand sich eine Tribüne. Eine Ansagerin erläuterte das Programm auf englisch für uns und zusätzlich auf ungarisch und deutsch für ein paar Individualtouristen, die in unserer Gruppe nicht weiter auffielen.
Zunächst wurde ein beeindruckender Lipizzanerhengst vorgeführt, ein großes Tier, das stellvertretend das züchterische Geschehen darstellen sollte. Seit mehreren hundert Jahren sei das Gestüt in Privatbesitz. Den in Pferdesachen unbeleckten Touristen wurde erläutert, daß Lipizzaner schwarz geboren werden und sich erst allmählich zum Schimmel entwickeln. Auf der Fahrt, vor der Begrüßung, hatte ich bereits ein galoppierendes schwarzes Fohlen gesehen und fotografiert - immer wieder rührend zu sehen.
Dann stellten sich alle Beteiligten vor: fünf Csikós auf ihren Halbblütern, ein Postler mit fünf weiteren Halbblütern (für die ungarische Post), ein Vierergespann mit zierlichen Lipizzanern, ein Eselgespann und ein Fuhrwerk mit zwei Graurindern. Diese werden auf dem Gestüt ebenfalls gezüchtet, eine alte Rasse, die man vor dem Aussterben bewahren will.
Meine Recherchen ergaben später, daß dieses Programm allgemein den Touristen vorgesetzt wird, inklusive Graurindern. Ganz so schlimm kann es also mit dem Aussterben noch nicht sein. Direkt anschließend an den Platz der Vorführung befand sich ein Gehege mit einer kleinen Herde dieser Graurinder, die sich auf dem nackten Boden ziemlich langweilten.
Der Boden schien mir auf den ersten Blick sandig zu sein. Beim Auftrieb hatte es auch unglaublich gestaubt, aber wenn es sich um Sand gehandelt hätte, wäre die Wiese nicht so saftig gewesen. Es wird sich daher um Löß gehandelt haben.
Die Csikós tragen blaue Hosen, die sehr weit sind, wie Faltenröcke, dazu blaue Hemden mit sehr weiten, unten nicht geschlossenen Ärmeln, die sie meistens bis auf den Oberarm hochgeschoben haben, dazu eine schwarze Weste, einen schwarzen breiten Gürtel, schwarze Lederstiefel mit Sporen und einen eigentümlichen schwarzen Hut, der aussieht, als wollten sie damit das Wasser auffangen, wenn es regnet.
Die Pferde haben eine Art Lasso um den Hals gehängt. Leider haben die Csikós nicht vorgeführt, was sie damit machen. Dazu einen Halsriemen, der vermutlich zum Anbinden benutzt wird, eine kleine Glocke und ein Lederhalfter, in das eine Wassertrense eingehängt ist.
Die Csikós benutzen die schon erwähnte Peitsche, die einen sehr kurzen Stiel hat und etwa drei Meter lang ist. Am Schluß der Vorführung durften sich Freiwillige darin versuchen, mit der Peitsche eine leere Flasche von einem Pfosten herunterzuholen. Drei Versuche mußten allerdings genügen. Das war gar nicht so einfach. Nur einer von Fünfen, die sich versuchten, konnte die Aufgabe erfüllen. Manch einer mußte sich vor seinen eigenen Peitschenschlägen fürchten.
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