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Bericht Zu den Themen Mini-Pferd, Minishetty · Gesamttext
Inhaltsverzeichnis Ausgabe 212.03 der Pferdezeitung vom 20.04.03
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Julia Loose und ihr Deckhengst Diabolo
©   Julia Loose

    Mini-Pferde - eine große Liebe   
    Besuch auf der Mini-Farm am Rosenberg   
von   Werner Popken


Der Name Julia Loose ist mir mehrfach zufällig ins Auge gesprungen, als ich die Pferdeanzeigen durchgeblättert habe. Da gab es ein Gestüt in Bielefeld für Mini-Pferde (» Mini-Farm am Rosenberg); sollte das nicht eine Geschichte wert sein? Warum beschäftigt man sich mit Mini-Pferden? Wie kommt man dazu? Welche Ziele verfolgt man? Oder besser gesagt: was bewegt Julia Loose?

Ich kenne Bielefeld ganz gut; der Rosenberg liegt südlich des Teutoburger Waldes im Ortsteil Brackwede. Am Rosenberg gibt es eine große Klinik und einen großen Friedhof, der Rosenberg ist daher als Begriff bekannt. Es war nicht schwer, den Weg zu finden. Wo sollte dort ein Gestüt sein?

Der Treffpunkt war ein Reihenhaus; in der Garage ein Nissan Terrano mit Hinweis auf die Mini-Farm auf dem Ersatzrad. Das mußte es also sein. Wo waren die Pferde? Aber erst gab es Kaffee und Kuchen und die Vorgeschichte konnte geklärt werden. Wie nicht anders zu erwarten, war Julia Loose bereits seit früher Kindheit von Pferden fasziniert.

Die Eltern kauften den beiden Töchtern ein Welsh Pony; da war Julia zehn Jahre alt. Das Pony stand mit einem anderen Pony zusammen, so daß die Geschwister gemeinsam ausreiten konnten. Eine Idylle also. Vor 16 Jahren galoppierten die beiden eine Straße hinauf. Der eine Sattelgurt war nicht richtig angezogen, die 12jährige Schwester rutschte und fiel auf die Straße.

Dieser Unfall war ihr Ende. Eine schwere Kopfverletzung führte dazu, daß sie sofort ins Koma fiel und nach wenigen Tagen starb. Sie hatte keinen Helm getragen, aber die Ärzte hätten ihr auch mit Helm keine Chance gegeben. Ein tragischer Tod, der natürlich Konsequenzen hatte. Das Pony wurde verkauft, das Thema Pferde war tabuisiert. Es war keine Frage, daß Julia Loose nicht mehr reiten durfte. Die Eltern wollten das andere Kind nicht auch noch verlieren.

Julia war damals 14. Nach drei Monaten hielt sie es nicht mehr aus und ging eine Reitbeteiligung ein - die Eltern durften natürlich nichts davon wissen. Mit 23 kaufte sie sich ihr erstes eigenes Pferd und schwindelte den Eltern vor, das sei eine Reitbeteiligung. Heute ist Julia Loose 30 Jahre alt, hat einen Isländer-Wallach, eine Andalusier-Stute und ein Gestüt mit etwa einem Dutzend Mini-Pferden. Die Eltern blicken von ihrem Haus direkt auf die Mini-Farm und liefern das Wasser.



Der Isländer


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Baulücke, Gestüt im Hintergrund
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Alles ein bißchen kleiner
Julia Loose hat schon immer für Isländer geschwärmt und da besonders für Palominos. Eines Tages beschloß sie, nach Österreich in Urlaub zu fahren, und zwar in ein Hotel, dessen Eigentümer zugleich das größte Island Pferde-Gestüt und den größten Urlaubsreitbetrieb von Österreich besitzen: das » Reitzentrum Hausruckhof in Ampflwang.

Das » Reiterdorf Ampflwang macht Werbung mit dem Slogan "Das Dorf der 607 Pferde" - ein wenig kühn, wenn ich mir vorstelle, daß diese Pferde sich ja auch vermehren, sterben und verkauft werden.

Es dauerte eine Weile, bis ich begriff, daß die Seite, die wie eine offizielle Seite des Ortes daherkommt, wohl ein Unternehmen von vier Reitbetrieben ist. Die Inhaber des Reitzentrums Hausruckhof bezeichnen sich zugleich als Begründer des Reiterdorfes. Vielleicht sind die Isländer über die Braunkohle nach Ampflwang gekommen, vielleicht auch nicht: wir werden nicht aufgeklärt, obwohl eine Informationsseite im Internet doch Informationen liefern sollte.

Immerhin erfahren wir, daß die Braunkohlenindustrie seit der Mitte des letzten Jahrhunderts in Schwierigkeiten ist und stirbt. Der Tourismus soll es bringen. Das größte zusammenhängende Waldgebiet Europas, der Hausruckwald, mit 380 km Reitwegen sollte doch die Einwohner ernähren. Der Hausruckhof hat sich auf Isländer spezialisiert und bietet sämtliche Dienstleistungen rund um das Pferd bis hin zu mehrtägigen Ausritten.

Kein Wunder, daß Julia Loose sich 1996 verlocken ließ. Besser kann man Isländer nicht kennenlernen. Und da sie es nun auf Palominos abgesehen hatte, wurde sie unter den mehreren 100 Pferden auch fündig. Sie suchte sich einen Isabell-Wallach aus, der damals als 5jähriger gerade angeritten wurde. Drei Monate später kaufte sie ihn.

Der Hausruckhof hat ständig 250 Pferde im Angebot. Julia Loose nannte eine Gesamtzahl von 600-700 Isländern, von denen man die meisten aber nicht sieht, weil das Gelände so weitläufig ist und die Pferde sich in den Tälern verlieren. Die Kombination von Urlaubsbetrieb und Gestüt ging im Falle von Julia Loose auf: die Urlauberin wurde zur Käuferin. Der Transport von Ampflwang nach Bielefeld dauerte zehn Stunden, und das war natürlich für alle Beteiligten eine Strapaze, besonders für das Pferd, das seitdem nicht mehr gerne auf den Hänger geht.

Wenn man Schwierigkeiten hat, wird man erfindungsreich. Heute dauert es höchstens 15 Minuten, bis der Wallach auf den Hänger geht, weil Julia Loose einen besonderen Trick hat: sie benutzt ein Stromband als Komm-Mit. Das leuchtete mir unmittelbar ein, und ich wunderte mich, daß ich davon noch nie gehört hatte (siehe auch Tipp  Körperband).

Der Hausruckhof wirbt damit, daß die Pferde exzemfrei sind. Drei Jahre lang war der Wallach auch gesund, aber dann ging es los (siehe auch  Hilfe - Ekzem!), bis hin zum Verlust der Mähne. Gabi Kollmeyer vom Islandpferdegestüt Sonnenhof half mit den Rat und Tat: Ökozon hat gut angeschlagen (siehe auch  Der Sonnenhof). Die Kur kostet etwa 230 EUR/Jahr, aber sie hilft. Zunächst wird täglich für zwei Wochen eine Spritze ins Maul gegeben, dann jeden zweiten Tag, dann einmal pro Woche. Mit einem speziellen Shampoo, einer milden Lotion und Leckerlis wird dem Pferd das Leben wieder erträglich gemacht.

Der Isländer ist schnell: Julia Loose hat schon eine Fuchsjagd gewonnen und bei einem Ponyrennen den zweiten Platz gemacht. Mit ihm hat sie das Tölten gelernt; das konnte er von alleine. Traben konnte er nicht, das mußte sie ihm erst beibringen. Ein Dreivierteljahr dauerte es, seither trabt er viel und töltet weniger. Er macht auch gerne lange Strecken und hat eine Veranlagung zum Renn-Paß.

Die Andalusierstute ist natürlich schneller. Für beide Pferde hat Julia Loose mehrere Reitbeteiligungen, die sich zu Freundschaften entwickeln. So gerät sie nicht in Streß und kann sich in aller Ruhe den Mini-Pferden widmen.


Rasenmäher


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Pepino, der erste Hengst
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Das Kompliment
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El Diabolo geht
Soweit ist die Geschichte nachvollziehbar. Wie kommen nun die Mini-Pferde ins Spiel? Der Anlaß war eine Ponyshow in Westfalen 1999. Dort hatte eine Züchterin Mini-Pferde ausgestellt (siehe » Grateful Mini-Ranch) und Julia Loose war entzückt. Eines dieser Ponies biß sie in die Beine: da war es um sie geschehen. Sie besuchte mit ihrem damaligen Freund die Züchterin und beide entschlossen sich, je eines der kleinen Pferde zu erwerben.

Sie dachten keinesfalls daran, ein Gestüt aufzumachen: es waren zwei Hengstfohlen. Die Ponies waren gedacht als "eine andere Art Hund für den Garten": der Garten war groß genug für die beiden.

Ihr Fohlen war fünf Monate alt, gerade abgesetzt und kostete 1800 Mark. Das war wohl die "teuerste Züchterin"; noch dazu hatte das Fohlen keine vollen Papiere, die mütterliche Seite war unbekannt. Aber es war ein Palominoschecke, es hatte eine "tolle Farbe", ein gutes Gebäude, alles war korrekt.

Später kam dann die Idee, diese wunderbaren Pferde zu züchten. Dazu war Pepino ungeeignet; zwar war er ein Hengst, aber die fehlende Abstammung gab den Ausschlag. Heute lebt er in Berlin und hat 6 Stuten zur Verfügung; die jetzigen Besitzer legen keinen besonderen Wert auf Papiere.

Julia Loose sieht das anders und ist zunächst in das Pferdestammbuch Weser-Ems e.V. eingetreten. Bei der Körung werden die Pferde dort nicht im freien Lauf präsentiert, wo sie sich doch am schönsten zeigen können. In Westfalen könnte sie keine Staatsprämie bekommen, weil keine westfälischen Papiere vorliegen.

Der Verband der Pony- und Kleinpferdezüchter Hannover e.V. entspricht eher ihren Vorstellungen; außerdem vermerkt dieser die Maße der Eltern mit in den Papieren, was natürlich bei den Minis von besonderem Interesse ist. Daher ist Julia Loose in diesen Verband gewechselt.

Mini-Pferde sind Shetland Ponies mit einem Stockmaß von unter 87 cm, die vom Gebäude her einem Pferd ähneln. Die regulären Mini-Shetland Ponies werden auch als Classic-Shetland Ponies bezeichnet, während die Mini-Pferde, wie Julia Loose ihre Züchtungen lieber nennt, dem sportlichen Typ der Shetland Ponies entsprechen.

Sie benutzt die Pferde nicht zum Reiten. Zwar würden sie bis zu 30 kg tragen können und damit für Kinder bis zum Alter von 4-5 Jahren geeignet sein, aber Julia Loose möchte sich damit gar nicht beschäftigen. Sie findet, daß Pferde nicht nur zum Reiten geeignet sind und möchte Kinder an die Mini-Pferde heranführen und alles mit ihnen machen, nur nicht Reiten.

Mini-Pferde werden übrigens in der Regel nicht kastriert; Julia Loose kennt keinen Wallach. Sie sind so klein, daß man mit ihnen niemals Schwierigkeiten hat: "Die sind verträglich".

Auch deshalb eignen sie sich besonders gut für Kinder. Die zirzensischen Übungen erinnerten mich an einen Herrn aus Bielefeld, der mit einem Shetland-Pony oder vielleicht auch Mini-Pferd auf Kongressen und Messen auftritt. "Das ist Hermann Wetehof", wirft Julia Loose ein, und ich möchte wissen, ob sie mit ihm zusammenarbeitet.

"Nein, das ist eher Konkurrenz für uns, denn wir treten ja auch auf Veranstaltungen auf". Am nächsten Tag steht zum Beispiel Verden auf dem Programm (Hengstvorstellung des Verbandes: Diabolo wird prämiert), und gleich soll die Generalprobe stattfinden. Gutes Timing!


Generalprobe


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Round-Pen und Zirkuszelt
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9 Ponies warten auf uns
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Die Mädchen haben geputzt und angeschirrt
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Arielle vom Rosenberg mit Mutter Artesa v. R.
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Arielle munter nach schwerem Anfang
Die Kinder warten schon auf uns. Auf dem Weg dahin, ein paar Häuser weiter, kommen wir am Hänger vorbei. "Damit transportieren wir alle Pferde auf einmal!" 9 Mini-Pferde in einen 2er-Hänger! Im Mini-Format hat man anscheinend überhaupt viel weniger Schwierigkeiten. Das Gestüt befindet sich auf einer Baulücke.

Mir fällt das phantastische Round-Pen mit Dach auf: "Das hat ein Vater gebaut; es war gar nicht so einfach, die Plane zu bekommen." "Und das hat die Stürme ausgehalten?" "Sehr gut sogar! Alles aus schweren Eisenträgern!" Daneben ist ein kleiner Offenstall, aber das Hauptgebäude des Gestüts befindet sich am anderen Ende der Weide.

Alle Pferde stehen bereit, die Mädchen haben ganze Arbeit geleistet, geputzt und angeschirrt. Wie man schon am Slogan "Klasse statt Masse" bemerkt hat, wird hier geklotzt und nicht gekleckert: Man trägt die Kappe des Gestüts, den Pulli des Gestüts, teilweise Reitstiefel. Und man ist gut drauf.

Zunächst muß ich aber die Pferde kennenlernen und bin erschlagen von der Fülle: so viel kann ich so schnell gar nicht aufnehmen. Später sitzen wir noch einmal zusammen und blättern im Fotoalbum. Julia Loose hat systematisch die wesentlichen Daten zusammengetragen.

Diese Fotoalben durfte ich dann mitnehmen und einscannen. Daraus habe ich einen Bildschirmschoner gemacht, der sehr schön die Familienbande deutlich macht ( Mini-Farm am Rosenberg, 70 Bilder). Aus den Fotos, die ich selbst bei meinem Besuch geschossen habe, habe ich einen weiteren Bildschirmschoner erstellt ( Besuch auf der Mini-Farm, 71 Bilder).

Die Mini-Pferde sind richtige Pferde mit Pferdebedürfnissen, wie man sie kennt: Sie müssen gefüttert werden, sie brauchen Auslauf, sie brauchen Beschäftigung, im Winter darf das Wasser nicht einfrieren, Heu und Stroh und sonstiges Futter muß gelagert werden, Zaumzeug und Geschirre müssen versorgt und untergebracht werden, Trophäen brauchen ihren Platz an der Wand, und an Trophäen mangelt es in diesem Gestüt nicht, obwohl es erst so jung ist.

Die Zuchterfolge sind beachtlich und Julia Loose ist mit Recht stolz darauf. Die züchterische Arbeit mit Mini-Pferden unterscheidet sich von der mit Großpferden ebensowenig: es gibt dieselben Regeln und dieselben Risiken.

"Ein Cremello ist eine Lebensversicherung!" klärt mich Julia Loose auf, denn Cremello x Fuchs = 100% Palomino, während Fuchs x Palomino unbestimmt ist und zu etwa 75% Fuchs ergibt. Palomino x Palomino ergibt wiederum Cremello. Daneben gibt es natürlich alle möglichen anderen Farben, und die sind auch im Gestüt vertreten.

Ihre Staatsprämienstute Artesa ist leider kein Mini-Pferd, denn sie ist 2 cm zu groß. Mit ihrem Mini-Hengst El Diabolo, der sehr klein ist (74 cm), züchtet Julia Loose jedoch garantiert Mini-Pferde. Ein Beispiel ist Arielle, eine Fuchsstute ohne Abzeichen, geboren 1999.

Der Anfang war gar nicht einfach; die Trächtigkeit verlief unbemerkt. Julia Loose wunderte sich, warum Artesa nicht rossig werden wollte und ließ schließlich vom Tierarzt eine Spritze setzen; daraufhin kollabierte die Stute und die Geburt kam in Gang, etwa zwei Wochen zu früh.

Dadurch ergaben sich Trinkprobleme, hinzu kam ein Bluterguß im Huf, ein Lymphknoten entzündete sich und vereiterte, dann setzte sich ein Grasknäuel in der Luftröhre fest. Trotzdem ist noch ein prächtiges Mini-Pferd daraus geworden. Im Jahre 2000 wurde Arielle Siegerstute auf der FdS Zuchtschau bei den Jährlingen.

El Diabolo stammt übrigens vom passionierten Mini-Shetland-Züchter Sieghard Schöneberg aus Herford, mit dem ich vor Jahren einmal wegen der Pferde telefoniert habe. Da erzählte er mir stolz, daß seine Shetties auf der Equitana einmal ein Rennen im römischen Stil gegen Großpferde gewonnen haben.

Bei einem Zweispänner-Turnier in Herford habe ich gesehen, wie sein Team gegen die übliche Konkurrenz aus Ponies und Großpferden überlegen gewonnen hat. Ich habe das nicht für möglich gehalten, aber die Kleinen waren einfach wesentlich flinker und konnten schneller um die Hindernisse herumwieseln. Das Gespann wurde übrigens von Kindern gefahren.


Das Geschäft


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Nemo vom Rosenberg, geb. 2002
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Vor der Vorstellung
Julia Loose ist Geschäftsfrau und denkt nüchtern. Ein schönes Hobby ist wunderbar, die Aufwendungen müssen aber im Rahmen bleiben. Neulich hat sie eine neue Kutsche bauen lassen, einen eleganten Sulky. Den können die Kinder gern benutzen, wenn sie sich an den Kosten beteiligen.

Genauso klar ist Julia in Bezug auf die Abnehmer ihrer Nachzucht. Sie schaut sich die Kunden und die Bedingungen, unter denen ihre Pferde leben müssen, genau an. "Wenn mir das nicht gefällt, nehme ich die Pferde wieder zurück."

Zwei Hengste hat sie an eine Firma in Ostbevern verkauft, die dort Musterhäuser ausstellt. Die beiden haben eine Reithalle, Luxusboxen, ein Solarium, die Weide ist mit einem weißen Plastikzaun umgrenzt, alles ist edel und teuer. Sie stellt die Pferde auch dann auf Zuchtschauen vor, wenn sie schon verkauft sind. Das liegt schließlich in ihrem Interesse und auch in dem der Käufer.

Ich frage sie, wie der Absatz gesteuert wird. "Das Internet reicht aus. Ich kriege sehr viele Anfragen über die Pferdezeitung." Das Frühjahr ist die beste Zeit, und im übrigen will sie nicht beliebig wachsen. Diese Größe ist optimal. Zur Zeit sind drei Fohlen unterwegs, vier hat sie schon verkauft und hält den Kontakt zu jedem einzelnen.

Zeitschriftenwerbung ist zu teuer. Manchmal inseriert sie im Heißen Draht, wo Anzeigen nichts kosten, ganz selten einmal in der Lokalzeitung, der Neuen Westfälischen. Natürlich hat sie eine eigene Homepage. Sie bietet die Pferde nicht billig an, das hat sie nicht nötig und das würde auch ihrem Geschäftssinn widersprechen. Ein Fohlen kostet etwa 800 EUR.

Das Gestüt füllt sie aus und sie ist sich sicher, daß sie sich damit bis an ihr Lebensende beschäftigen wird. "Darin gehe ich auf. Natürlich muß ich eine Stunde früher aufstehen, aber dann bin ich fit für den Tag. Länger als eine Woche Urlaub ist nicht drin, denn dann werde ich nervös."

Die Konkurrenz besteht aus etwa 25 Züchtern, es ist also ein überschaubarer Kreis. Ich frage sie, ob man sich freundschaftlich hilft oder ob jeder für sich und gegen die anderen kämpft. "Das Konkurrenzdenken überwiegt", gibt Julia Loose zu. Das muß nicht negativ sein - eine gesunde Konkurrenz produziert enorm viel Energie. Wo die Konkurrenz fehlt, fehlt oft der Antrieb.

Auf den Fotos ist teilweise der Brand dokumentiert und ich frage, ob das nicht weh tut. "Sicherlich tut das weh, die springen dann hoch und laufen zu Mama, trinken, und dann geht es einigermaßen. Ein paar Tage lang darf man sie dann nicht anfassen." Dann plaudern wir ein bißchen darüber, was die Menschen, sich heute so alles antun: Das muß wehtun, aber wie heißt es? "Wer schön sein will, muß leiden." Vielleicht sollten wir den Brand nicht ganz so wehleidig betrachten.


Andalusier


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Ein Umzug mit Zweispänner
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Erinnerungsfoto
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Zum Knuddeln
Soweit scheint alles abgeklärt und sich in festen Gleisen zu bewegen. Ihr Freund und Lebensgefährte hat seit einem Jahr Reitunterricht; er darf sein eigenes Pferd, die Andalusierstute, noch nicht reiten. So gelangt Julia Loose in den Genuß, und das bleibt nicht ohne Wirkung.

Der Kauf war übrigens ein Zufall und erfolgte über das Internet. Sie hatten auf Barockschauen die Hohe Schule gesehen. Die Stute stammt von einem Isländergestüt, das auch Andalusier züchten wollte, sich die Sache aber dann anders überlegt hatte. Infolgedessen muß man sich nicht wundern, daß die Stute tragend war und im Mai letzten Jahres gefohlt hat.

Sie wurde zusammen mit dem Isländer in den Offenstall gestellt, was eine deutliche Umstellung war, denn sie stand vorher in der Box. Natürlich bekommt sie dann ein Winterfell. Sie ist gern draußen, ausgeglichen und sehr menschenbezogen. Sie kommt hinterher wie ein Hund und braucht ihre Bezugsperson. Das ist nicht unproblematisch bei Reitbeteiligungen.

Im Gegensatz zum Isländer kommt sie sofort an, wenn Julia Loose erscheint. Der Isländer zuckt nicht einmal mit den Ohren. Ich merke, wie die Persönlichkeit der Andalusierstute die Mini-Pferde-Züchterin gefangen hält. Wird sie einmal andere Rassen züchten? Immerhin ist sie bereits Mitglied im Verein der Pferde reiner spanischer Rasse.

Sie will es nicht ausschließen. In diesem Falle wird sie sich räumlich verändern müssen, vielleicht einen Hof kaufen. Andalusier kann man eben nicht so einfach halten wie Mini-Pferde. Das Reiten auf diesen Pferden ist aber etwas ganz Besonderes. Julia Loose vergleicht es mit einer Kanone, die man unter sich hat, aber mit einem kleinen Finger bändigen kann.

So sind die Pferde nicht nur als Individuen, sondern vor allem auch als Angehörige einer besonderen Rasse sehr verschieden. Leider kann man nicht alle Rassen zugleich züchten, man muß sich entscheiden. Die Entscheidung für Mini-Pferde ist sicherlich einfacher, weil die Konsequenzen leichter zu tragen sind. Leider können Erwachsene nicht darauf reiten. Aber vielleicht ist das nicht so wichtig.

Als meine Kinder kleiner waren, habe ich irrtümlich angenommen, daß es praktisch unmöglich ist, Ponies für sie zu halten. Das ist schade, denn die Zeit läßt sich nicht zurückdrehen. Heute weiß ich es besser, und im Gegensatz zu Julia Loose würde ich meine Kinder auf diesen Pferden auch reiten lassen.

Allerdings sehe ich durchaus Probleme. Die Pferde werden sehr alt und die Kinder wachsen schnell und werden zu groß. Was macht man dann? Vermutlich wird man die Ponies nicht verkaufen wollen und können, sondern lieber mitlaufen lassen. Neben Großpferden fallen sie einfach nicht besonders ins Gewicht. Und Freude machen sie trotzdem. Vielleicht wachsen in der Nachbarschaft Kinder heran, die sich mit ihnen beschäftigen wollen und können. So wie bei Julia Loose.



Quellen


  1. » Mini-Farm am Rosenberg
  2. » Reitzentrum Hausruckhof ... dem größten Islandpferdegestüt und größten Urlaubsreitbetrieb in Österreich!
  3. » Reiterdorf Ampflwang Das Dorf der 607 Pferde
  4.  Körperband, Tipp
  5.  Hilfe - Ekzem!, Hauptgeschichte
  6.  Der Sonnenhof, Hauptgeschichte
  7. » Grateful Mini-Ranch Birgit Kamperschroer
  8.  Mini-Farm am Rosenberg, Bildschirmschoner
  9.  Besuch auf der Mini-Farm, Bildschirmschoner



Abbildungen
©   Julia Loose
©  Gerd Hebrang


Rezension: Das große Buch der Pferdegesundheit


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McEwen, John (Hrsg.)

Das gro�e Buch der Pferdegesundheit
Der umfassende tier�rztliche Ratgeber rund ums Pferd

272 Seiten, aufw�ndige Innengestaltung, farbig bebildert
M�rlenbach, April 2003 � Kynos Verlag
ISBN 9783933228475


24,80 EUR      Bestellen


Der Verlag sagt über das Buch:

Das große Buch der Pferdegesundheit

Der umfassende tierärztliche Ratgeber rund ums Pferd wurde von einem Team aus über zwanzig Tierärzten und anderen Experten zusammengestellt. Von der Gesundheitsvorsorge über das Erkennen von Krankheitsanzeichen, Erster Hilfe, Funktion und Erkrankung von Verdauungs-, Bewegungens- und Atmungsapparat zu Kreislauf, Hautkrankheiten, Nervensystem und vielem mehr.

Klappentext

Nur wer Funktion und Bedürfnisse von Pferdekörper und Pferdepsyche versteht, kann auch für deren Gesunderhaltung sorgen.

Dieser umfassende tierärztliche Ratgeber rund ums Pferd vermittelt das nötige Rüstzeug dazu.

Er bietet Pferdebesitzern, Reitern und Trainern, aber auch Studierenden der Tiermedizin detaillierte und trotzdem verständliche Einblicke in Anatomie, Psychologie und Physiologie und zieht daraus Schlußfolgerungen hinsichtlich Haltung, Fütterung und Training unserer Pferde.



 
W. Popken im Fenster
Selbstportrait 08/2004
 
 
Meine Meinung zu dem Buch:
von   Werner Popken

Wieder einmal ein Buch aus England. Der Herausgeber ist seit vielen Jahren "Betreuer englischer Nationalmannschaften in Dressur, Springen und Vielseitigkeit bei internationalen Turnieren und den olympischen Spielen. Sitz im Tierärzte-Komitee der FEI."

Der Mann müßte es eigentlich wissen. Oder etwa nicht? Aber er ist nur verantwortlich für eins von zwölf Kapiteln: DAS TURNIERPFERD. Natürlich, das ist sein Spezialgebiet. Schließlich ist er nur Herausgeber, er müßte nicht einmal selbst dazu beitragen. Zweiundzwanzig Experten für zwölf Kapitel, das muß doch etwas werden. Oder nicht?

Projektleiterin ist Jackie Budd (siehe Rezension Pferde besser verstehen), Autorin von über zehn Pferdebüchern, die für die Infokästen "Auf einen Blick" verantwortlich zeichnet. Zwölf der Experten sind Tierärzte, darunter ein international anerkannte Experte für homöopathische Pferdemedizin, Gründungsmitglied der britischen Assoziation für Veterinär-Homöopathie, der sich auch eingehend mit Akupunktur beschäftigt.

Da will ich jetzt mal einsteigen. Christopher Day ist verantwortlich für das Kapitel 11: Alternativer Heilmethoden (Einführung; Kräutermedizin; Homöopathie; Akupunktur). Die Abschnitte Physiotherapie und Massage und Chiropraktik wurden von entsprechenden Praktikantern betreut. Die Einleitung in das Kapitel ist relativ umfangreich und zunächst vielversprechend.

Eingangs wird der Begriff Holistik erläutert, der von einem gewissen Jan Smuts (1870-1950) um die Jahrhundertwende geprägt wurde. Damit wird die Tatsache bezeichnet, daß wir in einer Welt aus komplexen Systemen leben, die zwar in kleinere Einheiten zerlegt werden können, wo aber das ganze System beim Ausfall einer einzigen Einheit in Mitleidenschaft gezogen wird, während die Einzelsysteme für sich genommen nicht lebensfähig sind.

Das gilt natürlich insbesondere in Bezug auf lebende Körper, also auch auf Menschen und Tiere, aber schon in Bezug auf Maschinen. Es gibt so manches Teil in meinem Auto, das einfach nicht kaputtgehen darf, für sich genommen aber sinnlos ist. Ich muß das wohl nicht weiter ausführen, das ist selbstverständlich. Vollkommen unverständlich ist mir nun der folgende Satz: "Die Basiseinheit solcher Systeme ist das Atom; die Basiskraft Energie."

Das Interessante an solchen Systemen ist gerade die Tatsache, daß es keine Basiseinheit gibt. Man kann alle Einheiten in kleinere Einheiten unterteilen und umgekehrt kleinere Einheiten zu jeweils größeren Einheiten zusammenfassen. Der Autor sagt das selber im Absatz vorher (Seite 233): "Von Makrokosmos bis Mikrokosmos ist kein Bestandteil zur unabhängigen Funktion fähig oder frei von den Einflüssen anderer Bestandteile und des ganzen Systems."

Insbesondere ist das Atom gerade keine Basiseinheit, sondern wird mit wachsender Begeisterung von unseren Physikern in kleinere Einheiten zerlegt. Das Internet ist eine Erfindung eben dieser Physiker, die gerade dabei sind, für ihre eigenen Zwecke das Internet noch einmal neu zu erfinden und zu verbessern. Je mehr Energie man in die Zertrümmerung der Atom reinsteckt, desto mehr Interessante kleine Subsysteme werden entdeckt.

Aber das ist vermutlich alles unerheblich. Solche kleinen Ungenauigkeiten muß man einem Tierarzt durchgehen lassen. Hauptsache, das Pferd wird wieder gesund. Auf genau diesen Standpunkt stellt sich der Autor. Wie immer man das nennt und welche Erklärungsmodelle man immer auch bemühen möchte: es ist unerheblich. Da stimme ich ihm vollkommen zu.

Der Autor wendet sich nunmehr der Kräutermedizin zu und entwirft ein spannendes Szenario, das für meinen Geschmack nachweist, daß Pferde heutzutage nicht mehr leben können. Die Pferde haben sich im Laufe der Evolution in direkter Abhängigkeit zur Pflanzenwelt entwickelt, die der Mensch nun durch die modernen Düngungsmethoden so durcheinandergebracht hat, daß die Pferde notwendigerweise krank werden.

Oder nicht ganz - der Autor läßt sich immer ein Hintertürchen offen (Seite 235):

Der Kaliumgehalt wird drastisch erhöht und führt zu möglichen Ungleichgewichten im Elektrolythaushalt und zur Schwächung des Magnesiumstoffwechsels (und damit zur Veränderung von Nerven-, Herz- und Muskelfunktion bei den Weidetieren).

Sie sehen: der Autor sichert sich durch das Wort "möglichen" ab. Mit anderen Worten: Warum unsere Tiere noch leben, wissen wir einfach nicht. Im Grunde müßten sie tot sein. Jedenfalls wenn sie eine Maschine wären und die Systeme so einfach, daß wir sie verstehen würden. Das ist aber nicht der Fall.

Der Autor fährt damit fort, die Gefahren der Kräutermedizin zu beschwören und beweist die Gefährlichkeit der Naturmittel damit, daß die Pharmaindustrie im Grunde Naturstoffe ausbeutet bzw. nachbaut. Nun wissen wir schon aus gesundem Menschenverstand, daß ein jegliches Zuviel vom Übel sein kann. Man kann sich auch an Küchenzwiebeln vergiften. Es kommt nur auf die Dosis an.

Jetzt wollen wir doch wissen, wieviel von welchem Kraut wir unserem Pferd bei welchem Symptom verabreichen sollen. Genau diese Frage aber wird nicht beantwortet. Wir bekommen eine Liste der wichtigsten Kräuter: Kamille, Beinwell, Löwenzahn, Flachs, Knoblauch, Blasentang, Ringelblume, Minze, Brennessel.

Wächst das nicht ohnehin in der freien Natur, z. B. Löwenzahn und Brennessel? Nehmen wir einmal die Brennessel (Seite 239):

Diese Pflanze hat einen so schlechten Ruf als Unkraut, daß ihre wertvolle Nähr- und Heileigenschaften fast völlig übersehen werden. Eisen, Kalzium, Kalium sind besonders reich in Nesseln enthalten. Das reichlich in ihnen vorhandene Vitamin C wirkt sich positiv auf das Immunsystem aus und unterstützt die Absorption des Eisens. Brennesseln sind ein starkes Tonikum und wirken milchtreibend. Sie sind wertvoll als tägliche Futterergänzung für säugende Stuten, bei Hufrehe, Arthritis und Anämie sowie schlechtem Allgemeinzustand.

Mit anderen Worten: ist doch gut, oder? Und wieviel können die davon kriegen? Und wie kriege ich die dazu, das zu fressen?

Lebende Brennesseln haben unsere Pferde nie gefressen, aber wenn ich die gesenst habe und die ein bißchen angetrocknet waren, so nach einer halben Stunde ungefähr, dann kamen die angeschlichen und haben sich darüber hergemacht. War das gefährlich? Ich meine: die Dosierung war doch völlig unkontrolliert, oder?

Da ist der Autor aber schon beim Thema Homöopathie. Ich will Sie nicht mit Einzelheiten langweilen, Sie können sich schon denken, daß mir die Ausführungen über die Homöopathie auch nicht gefallen. Gott sei Dank ist das nur ein Teil des Buches, nur einer von zweiundzwanzig Autoren. Schauen wir uns doch noch einmal einen der anderen Teile an.

Seite 192, Pferde transportieren; ein nagelneuer Geländewagen mit einem nagelneuen englischen Pferdeanhänger mit Frontausstieg wird begleitet von folgendem Text:

Der technische Zustand und vor allem der Boden des Hängers muß regelmäßig überprüft werden - nicht nur zu den TÜV-Terminen. Das Zugfahrzeug muß von der Motorleistung und dem Gewicht her in der Lage sein, den beladenen Hänger leicht zu ziehen. Beachten Sie die Zuglastangaben im Fahrzeugschein und prüfen Sie den Reifendruck. Fahren Sie vorsichtig und vorausschauend; vermeiden Sie plötzliches Abbremsen und zu schnelles Fahren in den Kurven.

Muß ich dafür ein Buch kaufen? Eigentlich verstehen sich diese Dinge von selbst. Und wer diese Fehler macht, wird sie durch das Buch nicht vermeiden, denn er wird das Buch nicht lesen. Es kann natürlich nicht schaden, so etwas in einem Buch zur Sprache zu bringen.

Auf Seite 153 findet sich unter der Überschrift "Untugenden durch Streßminderung vorbeugen" unten links ein Foto mit der Beschriftung: "Stallpferde sollten beliebig Rauhfutter zur Verfügung haben." Man sieht eine Raufe, die oberhalb des Pferdekopfes angebracht ist, und einen Pferdekopf, der sich entsprechend verrenkt, um an das Heu heranzukommen. So überflüssig war also der Tipp der letzten Woche nicht (Freßhaltung).

Das Vorwort ist von einer deutschen Tierärztin geschrieben, die in der Praxis eines der Autoren arbeitet oder gearbeitet hat. Sie schreibt, daß ihr schon schnell bewußt geworden ist, daß die Engländer ein ganz anderes Verhältnis zum Pferd haben. In einem etwas zweifelhaften Satzbau scheint die Autorin die Meinung zu vertreten, daß die Engländer das Pferd als Familienmitglied ansehen und nicht als Sportgerät, wie wir Deutschen, wobei aber die Frage der artgerechten Haltung nachrangig ist.

Daraus ergeben sich wiederum typische Erkrankungen, die durch Haltungs- und Fütterungsfehler zustandekommen, während bei uns eher Verschleißprobleme im Vordergrund stehen. Dieses Buch nimmt sich demnach der besonderen englischen Probleme an. Irgendwie soll es dann auch eine Brücke zwischen England und dem Kontinent schlagen.

In einer Hinsicht stimme ich der Autorin zu. Das Buch ist sehr sorgfältig gemacht, hat eine Fülle von Abbildungen und Zeichnungen und enthält zweifellos sehr viele Informationen, die letzten Endes nützlich sind. Mit Pferdegesundheit ist das Thema des Buches vielleicht zu eng gefaßt; selbst als tierärztlicher Ratgeber ist es nicht gut beschrieben, weil viele Themen angesprochen sind, die über den eigentlichen Gesichtskreis des Tierarztes hinausgehen. Immerhin ist etwa die Hälfte der Autoren nicht tierärztlich tätig.


erschienen 20.04.03


· Siehe auch  Tipp 212



McEwen, John (Hrsg.)

Das gro�e Buch der Pferdegesundheit
Der umfassende tier�rztliche Ratgeber rund ums Pferd

272 Seiten, aufw�ndige Innengestaltung, farbig bebildert
M�rlenbach, April 2003 � Kynos Verlag
ISBN 9783933228475


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Tip: Grasqualität


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Selbstportrait 08/2004
 
 
Grasqualität
Von   Werner Popken

Im Buch dieser Woche (siehe Rezension Das große Buch der Pferdegesundheit) findet sich im Kapitel Pferdefütterung ein Abschnitt über Hufrehe. Der Beginn des Abschnittes macht Hoffnung: es sieht so aus, als hätte man die Krankheit verstanden. Je mehr man aber liest, desto undurchsichtiger wird die ganze Geschichte und desto unbehaglicher fühlt man sich. Am Ende hat man das Gefühl, die Welt besteht nur aus kranken Pferden, denen man nicht helfen kann.

Eine Einsicht zieht sich aber durch: Die Pferde sind durch üppiges Futter gefährdet. Genauer (Seite 84):

Wenn ein Pferd zu viel zuckerhaltiges Futter frißt, sei es frisches Gras, Getreide, Müslimix oder Pellets, können die Kohlenhydrate nicht mehr vollständig im Dünndarm verdaut werden. Ein Teil des Nahrungsbreis gelernt in Blinddarm und Dickdarm, wo er die dort herrschende normale Bakterienbesiedlung verändert.

Die zuckerhaltige Flüssigkeit fördert das Wachstum von Mikroben, die normalerweise nicht im Dickdarm vorkommen. Bei ihrer Vermehrung produzieren sie Säure, welche die normalen Mikroben zerstört. Das massenhafte Sterben dieser Darmbakterien führt zur Ausschüttung von Toxinen in den Verdauungsapparat. Da die Aufgabe der normalen Darmbakterien die Verdauung von Rohfaser und der Aufschluß wichtiger Nährstoffe im Dickdarm ist, wiegt ihr Verlust schwer. Man nimmt ein, daß das gestiegene Säuremilieu im Dickdarm die Darmschleimhäute schädigt, welche die Aufnahme von Giftstoffen und Säuren in den Blutkreislauf ermöglichen.

Nach diesen Ausführungen, die logisch erscheinen, gibt der Autor zu, daß der Rest der Mechanismen unbekannt ist. Wieso bekommen die Pferde dann Probleme in ihren Hufen?

In den Bildunterschriften wird noch deutlicher als im Fließtext darauf hingewiesen, daß die Pferde aus der Steppe kommen und deshalb karges Futter gewöhnt sind. Das haben wir doch schon im Artikel Hilfe - Ekzem! eingesehen, wo sehr überzeugend ausgeführt wird, daß "Steppenhaltung" den Pferden guttut.

In diesem Buch heißt es entsprechend:

Gras mittlerer Qualität ist für Equiden ausreichend. (Seite 84)

Meiden Sie fette, gedüngte Wiesen, wie sie beispielsweise für Rinder angelegt wurden. (Seite 87)

Unsere Bauern, die sich heute als Pferdepensionäre etablieren, haben seit mindestens 50 Jahren eher mit Rindern als mit Pferden zu tun gehabt. Als wir unsere erste Wiese gepachtet haben, hat der Bauer auch erst einmal tüchtig gedüngt. Und wenn die Weide dann ordentlich abgefressen war und so langsam Steppenqualität einzog, haben sich die Nachbarn gemeldet, die der Meinung waren, daß die armen Pferde doch nun Hunger leiden müßten.

Oder noch einmal anders: Einmal hat ein Fachmann eines der großen Futtermittelhersteller mir gesagt, daß die Pferde Heu und Stroh brauchen. Damit gibt sich der Kunde von heute aber nicht mehr zufrieden. "Der will das Pferd nicht füttern, sondern verköstigen." Mit anderen Worten: Wenn das Futter so richtig schön süß riecht, dann verkauft es sich besonders gut. Und verkaufen muß man ja, damit man leben kann.

Es geht uns Menschen im übrigen nicht viel anders. Je mehr wir uns leisten können, desto schlechter sind wir ernährt. Es wird viel Geld dafür ausgegeben, dünner zu werden. Darum geht es auch in dem Buch. Drei Fütterungsbeispiele sollen helfen, übergewichtige Pferde wieder abzumagern. Ohne Pellets geht es natürlich nicht, aber immerhin sollen diese einen hohen Rohfasergehalt haben. Dazu eingeweichte Zuckerrübenschnitzel, (gutes) Heu und "Farrier's Formula", was man in England vielleicht kaufen kann und nicht weiter erklärt wird.


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Galerie: Repliken


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Antike Pferdeskulpturen

Copyright wie angegeben
Gartendekorateur (?), Allgäu, Süddeutschland
Replik nach einem antiken Modell, Ausschnitt
fast lebensgroß
aufgenommen in der Morgensonne am 4. März 2003

Ich war auf der Fahrt nach Dornbirn. Dornbirn liegt in Österreich, nahe bei Bregenz am Bodensee, und Bregenz liegt nahe bei Lindau am Bodensee. In der Dunkelheit war ich gestartet, das Wetter versprach schön zu werden, die Sonne strahlte mit aller Kraft, und plötzlich tauchten die schneebedeckten Alpengipfel am Horizont auf: welch ein Anblick!

Ich versuchte, diese Aussicht während der Fahrt mit der neuen Digital-Kamera festzuhalten, aber das gestaltete sich als schwierig, weil die Entfernungsautomatik auf die schmutzige Windschutzscheibe scharfstellte. Da entschloß ich mich, kurzerhand von der Autobahn abzufahren; ein paar Minuten hatte ich wohl dafür übrig.

So gelangte ich nach  Rothkreuz. Am Ortseingang hielt ich an und die Alpen fest; zufällig befand sich dort ein Betrieb, der offenbar auf Gartendekoration spezialisiert ist. Es war noch früh, kein Mensch war zu sehen. Jede Menge Pferde standen herum, mehr abgestellt als aufgestellt, und ich staunte, machte ein paar Aufnahmen, mehr zur Erinnerung und aus ungläubiger Überraschung: Was es nicht alles gibt! Dann setzte ich meine Fahrt nach Dornbirn fort.



Kommentar
Von  Werner Stürenburg

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Das Ensemble
Es handelte sich offensichtlich ausschließlich um Repliken, also möglichst naturgetreuen Wiederholungen originaler Arbeiten, wobei diese sich durch ihren künstlerischen Wert ausgezeichneten.

Dieses Pferd stand in einem Haufen mit anderen Pferden, einer Verkleinerung eines griechischen Helden, eines segnenden Khmer-Buddha, einer Löwin und diverser junger Damen. Die nebenstehende Aufnahme leidet ein wenig unter den Problemen des digitalen Chips: die Kontraste bei vollem Sonnenschein sind einfach zu groß.

Solche Repliken sind nichts Neues; schon in der Antike wurden Repliken fabrikmäßig hergestellt. Die meisten griechischen Skulpturen aus der klassischen Zeit sind nicht im Original erhalten, sondern uns nur durch römische Repliken bekannt.

Dabei wurde oft auch das Material gewechselt. Die Originale waren aus Bronze, die Repliken aus Marmor. Und davon wurden dann wieder Gipsabgüsse genommen. Unsere Museen sind voll davon. Man kann diese Abgüsse kaufen, teils von den Museen selbst, teils über spezielle Versandhäuser.


Rothkreuz

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Pinelli, Pferd im Galopp, » Ars Mundi
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Nerviges und stilisiertes Fohlen vor Stier
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Unser Pferd von der Seite