Bei diesen Erfolgen wundert es mich nicht, daß Ulrich Böker nicht über den Preisverfall im Markt klagt. "Im Schnitt wird heute derselbe Umsatz gemacht wie vor 20 Jahren, er verteilt sich nur anders. Die Schere ist auseinandergegangen: Spitzenfohlen erzielen höhere Preise, viele bekommen weniger. Nehmen Sie nur einmal ein Warmblut, was L+M-Dressur gehen kann. Da mußten Sie vor 15 Jahren 50-60.000 Mark hinlegen. Heute reichen 25.000 Mark. Dafür erzielt ein Grand-Prix-Pferd eine Million EUR. Das war vor 15 Jahren undenkbar."
Ich möchte gerne wissen, wie sich die Preise regulieren. "Die FN führt Buch über die Zucht- und Turniererfolge. Ein Fohlen heißt immer: Hoffnung. Vater und Mutter müssen sich gut vererben, aber eine Garantie gibt es nicht." Die Fohlen stehen schon nach der Geburt zum Verkauf, obwohl sie noch knapp ein Jahr gebraucht werden. Qualität verkauft sich sozusagen von alleine.
Gute Fohlen werden meist nicht inseriert, sondern unter der Hand verkauft, oft schon im Mutterleib, wenn z.B. ein Vollbruder oder eine Vollschwester Erfolge erzielt haben. Die Preise bewegen sich zwischen 1000 und 2500 EUR, d. h. der Unterschied zwischen einem guten und einem schlechten Preis ist enorm. Grundsätzlich aber gibt es keine Probleme, die Fohlen zu verkaufen.
Ulrich Böker produziert daher nicht für den Schlachthof, obwohl ein krankes oder verletztes Fohlen schon mal zum Schlachter geschickt werden mußte. Trotzdem hält er die Aufregung der Öffentlichkeit wegen der Schlachtpferdeproduktion für übertrieben.
"Prozentual wandern genauso viele Warmblutfohlen zum Schlachter, nur fällt das nicht so auf, weil die Haflinger zentral angeboten werden. Das ist alles eine Frage der Kultur und der Geschichte. Für uns ist das Pferd kein Nutztier, sondern Freizeitpartner. In Indien würde man keine Kuh schlachten, in Fernost ißt man Hunde und Katzen: so sind die Bräuche verschieden. Pferdefleisch ist gesund. Während der BSE-Krise haben viele Menschen Pferdefleisch probiert und gemerkt, daß es sehr schmackhaft ist."
Die züchterische Ambition von Ulrich Böker geht aber nicht nur dahin, die Aufzuchtkosten aufzufangen und den Gewinn zu maximieren. Er möchte selektieren, um gute Sportpferde zu entwickeln. So hat er "Nebos I" als Fohlen zugekauft und damit entscheidende Weichen gestellt. Mitte Februar hat Ulrich Böker in der Reithalle in Löhne eine große Show präsentiert, und er hatte einen Anlaß dazu.
|