Da war die Umstellung zum Stutenmilchhof schon vollzogen. Man kann sich das gut vorstellen: die Heilerfolge des eigenen Sohnes sind das beste Argument, und die Selbsthilfegruppe ist der natürliche Multiplikator. Es blieb nicht bei den Warmblutstuten. "Wir haben alles gemolken, Traber, Trakehner, Araber, Oldenburger, aber heute melken wir zu 90% Haflinger".
Da möchte man doch wissen, warum das so ist. Geben die Haflinger eine bessere Milch? Geben sie mehr Milch? "Der Grund ist ganz einfach: zwei Haflinger sind eine Großvieheinheit, und das bedeutete bei 80 Hektar Betriebsgröße, daß wir nicht so schnell buchführungspflichtig wurden." Es war also der Steuerberater, der hier die Entscheidung prägte.
Ansonsten gibt es natürlich individuelle Unterschiede. Manche Stuten geben mehr Milch als andere, im Schnitt etwa sechs bis sieben Liter am Tag. Eine Kuh gibt heute 30 Liter, das ist schon ein Unterschied. Das Euter einer Kuh ist völlig anders konstruiert als das einer Stute, welches man sich wohl wie ein Auffangbecken vorzustellen hat: wenn es voll ist, hört die Produktion auf. Daher muß eine Stute viermal am Tag gemolken werden, um diese Produktionsmenge zu erreichen. Das Euter muß ständig stimuliert werden; daher bleibt das Fohlen die gesamte Melkperiode über bei der Stute.
Nach der Geburt bleibt das Fohlen zunächst vier bis sechs Wochen bei der Mutter, ohne daß diese gemolken wird. Dann wird es stundenweise abgesetzt, bis das Fohlen nach vier bis fünf Wochen zwölf Stunden am Tag von der Mutter getrennt ist, von morgens sieben bis abends sieben Uhr. Nachts bleibt es immer bei der Mutter, die tagsüber für die nächsten sieben bis acht Monate viermal am Tag gemolken wird.
Dann versiegt die Milchproduktion langsam; die Stute ist wieder trächtig, das Fohlen würde normalerweise von der Mutter abgesetzt. Eine Stute gibt also nicht rund um das Jahr Milch. "Das ist eines unserer Leistungsmerkmale", erläutert Ulrich Böker. "Im Sommer kann jeder Stutenmilch liefern; die Kunst besteht darin, die Produktion das ganze Jahr hindurch möglichst konstant zu halten."
Dazu braucht er etwa 50 bis 60 Stuten, wenn er 25 bis 30 Stuten an der Melkmaschine halten will. Man kann die Geburten ein bißchen über das Jahr verteilen; das war mir neu. Ich dachte, die Fohlen würden in einem relativ engen Zeitraum im Frühjahr geboren werden, aber das kann man wohl mit entsprechend viel Planung hinbekommen.
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