Die Haflinger von Ulrich Böker sehen sehr elegant aus. Ich habe schon von Biologen gehört, daß Araber sich mit Haflingern überhaupt nicht vertragen; das seien genetische Gründe - die Einzelheiten habe ich nicht verstanden und vergessen.
Aber da widerspricht Ulrich Böker vehement: "Am Anfang stand doch ein Araberhengst, der mit einer Norikerstute den Urvater der Haflinger gezeugt hat: Folie." Stimmt, ich hatte es vergessen. "Ein Araber stand am Anfang dieser Rasse, wie kann da Araberblut fremd sein?"
Ulrich Böker gibt aber zu, daß die Meinungen durchaus geteilt sind. In Bayern, dem Land mit der größten Haflingerpopulation, ist der Araberanteil wesentlich größer als in Nordrhein-Westfalen. "Als man hier den Araberanteil erhöhen wollte, hat man Hengste eingesetzt (Arras, Nardus, Karo As), die 25% Araberblut, meist mütterlicherseits, hatten. Nun aber hatte Italien das Sagen."
Die Europäische Union hat festgelegt, daß die Rassemerkmale von den Ländern bestimmt werden, aus denen eine Rasse ursprünglich stammt. Und das ist bei den Haflinger nun mal Südtirol, und Südtirol gehört zu Italien. Die Haflinger stammen bekanntlich aus Hafling, und das ist ein Ort in der Nähe von Meran. Die Italiener haben festgelegt, daß der Araberanteil sage und schreibe höchstens 1,56% betragen darf.
In Deutschland wird man Konsequenzen ziehen, und zwar vermutlich dahingehend, daß es zwei Stammbücher geben wird. Eins nach den italienischen Richtlinien, und ein zweites für alle diejenigen Haflinger, die einen höheren Araberanteil haben. Wahrscheinlich wird man diese Haflinger umtaufen in "Edelhaflinger". "Uns kümmert das sehr wenig", bemerkt Ulrich Böker. "Wir werden dann eben Haflinger und Edelhaflinger züchten. Wir züchten nicht nach Prozenten."
"Ich verstehe die ganze Aufregung nicht. Beim Warmblut hat man seit jeher Vollblut zur Veredelung eingesetzt, warum sollte man beim Haflinger nicht den Araber zur Veredelung einsetzen? Es gibt gute und schlechte Pferde, alles andere ist Unsinn. Ein Vorteil hat die ganze Sache: es gibt keinen Streit mehr."
Ulrich Böker kann in der Tat die ganze Entwicklung gelassen betrachten, denn seine züchterischen Erfolge stehen außer Frage. An der Wand hängen jede Menge Urkunden, im Schrank stehen jede Menge Pokale, und an Schleifen mangelt es anscheinend auch nicht. "Das sind vorwiegend Zuchtpokale, von Fohlenschauen z.B., aber auch L-Dressur und A-Dressur. Da hängen nur die neuesten Urkunden, mehr Platz haben wir nicht an der Wand, und ein paar tausend Schleifen haben wir schon verbrannt: was sollen wir damit, es sind nur Staubfänger."
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