"Nur vier Betriebe sind anerkannt" betont Ulrich Böker, und sein Betrieb ist einer von diesen vier. Der Betrieb ist autark, der Eigenbedarf wird selbst erwirtschaftet; natürlich ist heute ein Großteil der Fläche Grünland. Die Nachfrage nach Stutenmilch steigt wegen der zunehmenden Anzahl der Beschwerden, die mit Stutenmilch gut behandelt werden können, und wegen der Regulierungen im Gesundheitswesen.
Die Nachfrage nach Haflingern steigt ebenfalls; deren Vorzüge faßt Ulrich Böker wie folgt zusammen: "Ruhig, geduldig, genügsam, pflegeleicht, robust, vielseitig verwendbar, hoch, groß, langbeinig: Stockmaß 1,48 m. Die Tochter will am Sonntag reiten, am Nachmittag will die Familie mit der Kutsche ausfahren, und die ganze Woche über steht das Pferd im Offenstall. Der Haflinger ist die meistgeprüfte Rasse. Die Hengstleistungsprüfung umfaßt so viele einzelne Leistungsmerkmale wie bei keiner anderen Rasse: Interieur, Reiten, Springen, Dressur, je 1/3 Gelände, Fahren, schwerer Zug. Die Pferde müssen 45% des eigenen Körpergewichts ziehen."
Ulrich Böker ist Realist. Seine Familie bewirtschaftet den Hof seit Generationen. Mit Emotionen allein ist das nicht zu machen. Seine Sicht der Haflingerproblematik faßt er so zusammen:
"Wer am landwirtschaftlichen Fundament festhalten will, produziert ein Arbeitspferd, und das hat keinen Platz am Markt. Der Markt verlangt ein Sportpferd, ein Familienpferd, und der moderne Haflinger, den wir züchten, entspricht diesem Bedarf. Das Deutsche Reitpony, das Fjordpferd, die verschiedenen englischen Ponyrassen, alle bedienen sie ein Segment dieses neuen Marktes und sind damit sehr erfolgreich."
Haflinger aber, so haben wir gesehen, sind vor allen Dingen aus steuerlichen Gründen wichtig für einen Stutenmilchhof. Das Wichtigste ist die Milch. Der Betrieb wird heute von etwas mehr als einem halben Dutzend Personen geführt, ein Großteil davon Familienmitglieder. Es ist mittlerweile kein reiner bäuerlicher Betrieb mehr; Ulrich Böker beschäftigt sogar eine Chemikerin, die die notwendigen Kontrollen vornimmt.
Milchproduktion hat noch etwas Bäuerliches an sich, auch wenn es die Milch von Stuten ist. Pflegeprodukte und Heilmittel gehören aber eigentlich schon nicht mehr zum bäuerlichen Umfeld. Man darf gespannt sein, was aus diesem Betrieb in 20 Jahren geworden ist.
Quellen
Abbildungen © Stutenmilchhof Biebensgrund © Werner Stürenburg
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